Obermeiderich. . Ratsherr Theo Nüse (SPD) hofft, dass die Schule Wiesbadener Straße nicht auch noch zur Flüchtlings-Unterkunft wird.

Der Sozialdemokrat Theo Nüse ist Ratsherr für Obermeiderich. Die Entwicklung des Stadtteils, speziell die Situation im Hagenshof, sieht Nüse derzeit mit großer Besorgnis: „Wenn wir jetzt nicht die richtigen Entscheidungen treffen, ist der soziale Friede im Hagenshof bedroht.“

Über die Zwänge zur Unterbringung von Flüchtlingen müsse ihn niemand belehren, sagt Nüse. Es sei auch gut und richtig, dass Meiderich wie jeder andere Stadtteil Flüchtlinge beherberge.

Seitdem jedoch an der Wetzlarer Straße im Hagenshof seitens der Stadt Wohnungen für 600 Flüchtlinge angemietet wurden, habe sich das gesellschaftliche Klima im Viertel verschärft. „Ich glaube, dass da für die Betreuung der Menschen mehr getan werden muss“, sagt Nüse, „wir brauchen auch Arabisch-Dolmetscher.“

Jetzt gebe es seitens der Stadt den Plan, die Schule Wiesbadener Straße zur Flüchtlingsunterkunft auszubauen: „Das wäre ein großer Fehler. Die geschlossene Hauptschule muss wieder in Betrieb genommen werden und die Grundschule erhalten werden“, sagt Nüse, „wir haben hier einen enorm steigenden Betreuungsbedarf und können die Kinder nicht in Bussen durch die Stadt schicken.“

Eine gemeinsame Schule für russisch-stämmige Kinder und die Kinder arabischer Flüchtlinge wäre ein Integrationsmotor, sagt Nüse.

Der Ratsherr weiss, wie es in den 1980’er Jahren im Hagenshof zugegangen ist. Und er weiss zu schätzen, welche Entwicklung der einstige soziale Brennpunkt in den vergangenen Jahren genommen hat.

Schließlich wirkte er selbst an der Integration zahlreicher russisch-stämmiger Zuwanderer im Viertel mit. Gemeinsam mit dem städtischen Stadtteilbüro, dem Verein Pro Hagenshof e.V., dem Sportverein FC Hagenshof und vielen anderen hauptamtlichen und ehrenamtlichen Akteuren.

Die Gewalt auf den Straßen habe nachgelassen, die russischstämmigen Jugendlichen und ihre Familien hätten im Hagenshof ein Heimatbewusstsein aufgebaut und die Verantwortung für ein sicheres und gedeihliches Zusammenleben im Viertel nach und nach mit übernommen: „Den Prozess setzen wir aufs Spiel, wenn wir jetzt die falschen Entscheidungen treffen“, sagt Nüse.

In Obermeiderich sind seiner Meinung nach überproportional viele Flüchtlinge untergebracht: „Dazu kommen noch die an den Bezirk grenzenden Unterkünfte in Oberhausen und das Landesasyl in Neumühl.“

Nicht nur die Flüchtlinge müsse man betreuen: „Wir müssen auch den Menschen, die schon längere Zeit im Hagenshof leben, das Gefühl geben, dass wir sie in dieser Situation nicht alleine lassen.“

Pro Hagenshof will Viertel weiter entwickeln 

Der Verein Pro Hagenshof spielt seit Jahren eine wichtige und konstruktive Rolle, wenn es um das friedliche Zusammenleben der Menschen im Hagenshof geht.

Der Vereinsvorsitzende Horst Salmagne sieht akut keine Gefahr eines Gewaltausbruchs im Viertel, warnt aber vor Risikofaktoren, die zu einer Eskalation führen könnten: „Unter den Flüchtlingen gibt es traumatisierte Jugendliche, die dringend therapeutisch betreut werden müssen“, sagt Salmagne, „da wäre eine Ergänzung der Betreuungskapazitäten an der Wetzlarer Straße klar wünschenswert.“

Das Bürgerhaus Hagenshof sei ein wichtiger Treffpunkt für Jugendliche aus alteingesessenen Familien und jugendliche Flüchtlinge: „Jetzt kommen auch noch Jugendliche aus einer Unterkunft an der Ruhrorter Straße in Oberhausen dazu. Auch hier stoßen unsere Betreuungskapazitäten an Grenzen.“

Den von Theo Nüse angesprochenen Plan, die Schule an der Wiesbadener Straße zur Flüchtlingsunterkunft zu machen, hält auch Salmagne für falsch: „Es ist doch mit viel weniger Aufwand verbunden, die Hauptschule wieder in Stand zu setzen. Wir haben hier Bedarf für die Beschulung von mindestens 400 Jugendlichen, Tendenz steigend.“

Auch dürfe man nicht vergessen, dass das Vereinsgelände des FC Hagenshof nur über den Schulhof zu erreichen sei.