Duisburg. . In einer Doppel-Schau zeigen in Duisburg das Lehmbruck-Museum und das Museum Küppersmühle Werke von Erwin Wurm - mit Riesenpullover und Porsche.

Erwin Wurm steht für Kunst mit emporgezogenen Mundwinkeln, Wer einmal eine Wurm-Ausstellung gesehen hat, wird in die nächste unweigerlich mit der Frage gehen, was sich der Wiener Künstler denn jetzt schon wieder ausgedacht hat. Nun, für Duisburg hat er sich den mutmaßlich längsten Strickpullover der Welt ausgedacht – und angezogen haben ihn die Wände im Museum Küppersmühle, froschgrasgrünes Maschenwerk, mit einem herunterhängen Ärmel hier und einer scheinbaren Kopföffnung dort. Der Pullover ist, wie beinahe alle Werke von Erwin Wurm, heillos aus der Form geraten, untragbar – und der Beweis dafür, dass Wilhelm Lehmbrucks berühmter Satz, dass alle Kunst Maß sei, sogar für maßlose Werke gilt.

© Ute Gabriel / FUNKE Foto Services

Man nehme nur den knallroten Porsche von Wurm, der in der Glashalle des Lehmbruck Museums zu bewundern ist, als hätte das Renommier-Auto aus Zuffenhausen zu viele Nährstoffe bekommen, was sich wie bei seinem Besitzer in überquellenden Karosserieformen niedergeschlagen hat: Man ahnt noch einen Hauch der ursprünglichen Eleganz, aber was da vor einem steht, ist die hässliche Seite der Überfluss- und Konsumgesellschaft, nicht mit einer moraltriefenden Anklage, sondern mit einem bösen Grinsen. Erwin Wurm ist das in der Bildhauerei, was sein Landsmann Georg Haderer unter den Karikaturisten ist.

Zweite Schau nach 2014

Nach einer ersten Wurm-Schau im Lehmbruck 2014 haben sich nun die privat finanzierte Küppersmühle und das städtische Museum zusammengetan, um eine richtig große Wurm-Ausstellung in zwei Häusern zu stemmen – genau in dem Jahr, in dem Wurm sein Heimatland Österreich mit Werken auf der Biennale in Venedig vertritt.

Der Künstler Erwin Wurm wurde internationalbekannt mit „Fat“-Skulpturen, die Alltagsgegenstände fett aufblasen.
Der Künstler Erwin Wurm wurde internationalbekannt mit „Fat“-Skulpturen, die Alltagsgegenstände fett aufblasen. © Ute Gabriel / FUNKE Foto Services

Scherz, Satire, Ironie und — manchmal – tiefere Bedeutung: Etliche von Wurms Werken müssen vom Besucher vollendet werden, und es wird spannend sein, wie viele von ihnen sich im Lehmbruck-Museum auf einem alten Holzmöbel niederlassen und zum Martini in dem Schrank greifen: Das Werk, so steht es handschriftlich auf der Möbelpolitur, sei erst fertig, wenn der Besucher betrunken sei. Kunstkonsum mal anders.

Ringsum hängen dadaistisch angehauchte Erwin-Wurm-Tapeten mit zahllosen Konterfeis des Künstlers in skurrilen Positionen. Und im Museum Küppersmühle dreht sich vieles um Wurms „One-Minute-Sculptures“. Diese Ein-Minuten-Skulpturen entstehen etwa, wenn Besucher einen dicken Filzstift zwischen Stirn und Wand einklemmen. Oder „philosophisch“ ihr Bein zwischen Sitzfläche und Lehne eines Stuhls hindurchstecken. Wurms Kunst ist allemal gut für gute Laune in einer Welt, in der nicht alles zum Besten steht.

Die Ausstellung im Lehmbruck läuft bis zum 29. Oktober, die in der Küppersmühle bis zum 3. September.