Duisburg. . Die GdP fordert mehr Polizisten in Duisburgs Stadtteilen. Mehrbelastung und Überstunden nehmen zu. Hundertschaft in Marxloh zeige Wirkung.
Anfeindungen, Bedrohungen, Pöbeleien, sogar Attacken. Der Alltag für Polizisten wird immer härter. Die Eskalation bei dem Polizeieinsatz in Bruckhausen oder auch die Meldung, dass eine 15-Jährige einer Polizistin ins Bein biss, sind nur zwei Beispiele aus jüngster Zeit. Die Polizisten kämpfen gegen das Phänomen zunehmender Respektlosigkeit ihnen gegenüber an. „Es ist eine langsame Entwicklung“, sagt Harald Jurkovic, Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei in Duisburg. Klagen über wachsende Gewalt gegen Polizisten gibt es schon länger. Aber die Schärfe in den Auseinandersetzungen nimmt zu. Nicht nur in Duisburg. „Dortmund, Essen, auch andere Städte sind betroffen. Und zumeist sind es nicht Nordeuropäer, mit denen wir Probleme haben“, sagt Stephan Baumgarten, stellvertretender GdP-Vorsitzender.
3600 Einsätze mit vier und mehr Streifenwagen
Zu rund 3600 Einsätzen war die Polizei 2016 mit vier und mehr Streifenwagen ausgerückt, in der Regel sind es Verkehrsdelikte und Unfälle, die abgesichert werden müssen. „Aber allein 800 davon waren wegen Randale oder Raubdelikten. Wenn wir mit mehreren Leuten auflaufen, kriegen wir Respekt“, sagt Stephan Baumgarten. Die Tendenz solcher Einsätze sei steigend.
Zunächst versuche man Sprachbarrieren zu überwinden. „Wenn ich aber einen Platzverweis erteile und der auch nach mehrmaliger Aufforderung nicht befolgt wird, drohe ich erst den Zwang an. Wenn das auch nicht hilft, packe ich an, schiebe weg. Dafür gibt es spezielle Griffe. Wenn sich derjenige dann dagegen wehrt, ist das eine Straftat“, erklärt Stephan Baumgarten die Sachlage.
Zusätzliche Kollegen kommen erst in drei Jahren
In Fortbildungen lernen die Polizisten: „Die stärkste Waffe ist zunächst die Kommunikation. Man muss üben, sich auch lauter durchzusetzen“, sagt Baumgarten. Wenn das nichts bringe, bleibe nur der körperliche Einsatz. Das zu verinnerlichen – auch das lernen Polizisten heute in der Aus- und Weiterbildung.
Ihre Motivation für den Job ziehen viele Polizisten daraus, „dass der Polizeiberuf immer noch gut anerkannt ist. Die Leute haben Vertrauen in uns. Das würden wir auch gerne mehr von der Politik spüren“, sagt Harald Jurkovic. Die 2300 Polizisten, die landesweit neu eingestellt werden, seien gut. Aber wie viele in Duisburg ihren Dienst versehen, ist offen. „Und die zusätzlichen Kollegen kommen ja auch erst in drei Jahren“, so Baumgarten. Nach der Ausbildung. Dabei zeige mehr Personal Wirkung. Man brauche mehr Polizisten in den Stadtteilen. Durch die Einsatzhundertschaft, die Duisburg bis Ende des Jahres zur Unterstützung der Polizeikräfte in Marxloh erhalten hat, sehe man sich dort nicht mehr in so großem Maße dem Phänomen der Respektlosigkeit gegenüber.
114.000 Überstunden zählte Duisburg in 2016
Diese Unterstützung wünscht sich die GdP auch für 2018. Denn immer längere Einsätze führten zu einer Mehrbelastung der Kollegen, mehr Papierkram – allein die Mordkommission hat in diesem Jahr bereits 29 Fälle in Arbeit – und unzähligen Überstunden. 114.000 zählte die Duisburger Behörde 2016, davon konnten 68.000 abgebaut werden. 37 000 wurden ausgezahlt. Seit dem 1. Juli gilt aber eine neue Arbeitszeitverordnung, durch die Überstunden anders gerechnet werden. Eine Auszahlung ist für viele nicht mehr möglich. Und Mehrzeitdienstkonten werden nach drei Jahren auf Null gesetzt. „Das ist für viele Kollegen ein Affront. Denn, wenn die Überstunden nicht gemacht werden, bricht der Laden zusammen“, sagt der GdP-Vorsitzende.
Gut 150 Duisburger Polizisten sind in Hamburg dabei
Für gut 150 Duisburger Polizisten dürfte dieser Tage so manche Überstunde dazukommen. Aus Duisburg sind rund 150 Polizisten beim G-20 Gipfel in Hamburg im Einsatz, darunter Beamte der Einsatzhundertschaft, Wasserschutzpolizei, Verkehrsdirektion und Hundeführer. Mit Gewalt gegen die Polizei muss auch dort gerechnet werden.