Eltern und Kinder demonstrierten Montag vorm Rathaus. Sie fordern zusätzliche Lehrkräfte, mehr Schulraum und einen neuen Schulentwicklungsplan.
- Rund 200 Eltern protestierten am Montagmittag vor dem Rathaus gegen den Schulnotstand
- Ihre Forderungen: Zusätzliche Lehrkäfte, mehr Räume und eine bessere Ausstattung
- Rat beschloss währenddessen einstimmig das Investitionspaket „Gute Schule 2020“
Mit Luftballons, Transparenten und Trillerpfeifen demonstrierten Eltern und Kinder gestern Mittag vor dem Rathaus. Kurz vor der Ratssitzung hatten sich rund 200 Teilnehmer versammelt, um die Politiker auf Missstände im Bildungswesen aufmerksam zu machen. Ihre Forderungen: Mehr Lehrkräfte, Sozialarbeiter, Dolmetscher, eine bessere Ausstattung und vor allem: „Die Aufstellung eines neuen Schulentwicklungsplans“, so Christina Herold, Vorsitzende der Elternschaft Duisburger Schulen (EDuS).
Höhere Besoldung gefordert
Der neunjährige Jan und die sechsjährige Lea haben was zu sagen: „Mama, die Toilette ist so eklig“ und „Ich teile meine Lehrerin mit einer anderen Klasse“, steht auf den Plakaten geschrieben, die die Schüler der Kath. Grundschule Abteischule in Alt-Hamborn gemalt haben. „Die schulscharfen Bewerbungen haben zur Folge, dass sich kaum einer in Brennpunkten im Duisburger Norden bewirbt“, erklären die Eltern Christiane und Emil Thies. Ihr Sohn Jan muss sich seine Klassenlehrerin teilen. „Zwei Lehrerinnen unterrichten dort drei Klassen.“ Neben dem Lehrermangel und den maroden Toilettenanlagen, habe auch noch die Bücherei wegen Schimmelbefalls geschlossen, berichten die Eltern. Daher sind sie am Montag gekommen, um für mehr Investitionen in Bildung zu kämpfen.
Rüdiger Wüllner von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Duisburg spricht für die Eltern: „Wir schlagen eine zentrale Lehrerstellenzuweisung vor, damit die Abwanderung gestoppt wird.“ Immerhin fehlen laut GEW rund 100 Grundschullehrer in Duisburg, die dringend benötigt werden. Daher lassen die Eltern und Schüler Ballons in den Himmel steigen. Daran heften Antwortkarten für potenzielle Lehrer, die an den Oberbürgermeister adressiert sind.
„Zudem fordern wir finanzielle Anreize und höhere Besoldung für Grundschullehrer“, so Wüllner. Um den Raumproblemen der Grundschulen entgegenzuwirken, plädiert die GEW dafür, neue Schulgebäude zu bauen, „eines im Norden und eines im Süden“.
Eine bessere Kommunikation zwischen Schulamt, Bezirksregierung und Eltern wünschen sich Kathrin Voß und Katja Circiello, deren Kinder die dritte Klasse der Schule am Park in Röttgersbach besuchen. „Man weiß nie, was wann geplant ist, es wird zu wenig kommuniziert“, finden die Mütter. Die Schule habe viele Seiteneinsteigerkinder aufnehmen müssen, so dass die Räume kaum noch ausreichen. „Zudem fehlen Lehrer und Sozialarbeiter.“ Während sie und ihre Kinder vor dem Rathaus trillerten, verabschiedeten drinnen die Politiker im Rat einstimmig das Investitionspaket „Gute Schule 2020“. 86,3 Millionen Euro fließen nun in die Sanierung von Toilettenanlagen, den Ausbau und die Modernisierung der Schulen sowie die digitale Infrastruktur.
Längst nicht genug, wie Elternvertreterin Christina Herold findet. Die Stadt sollte mehr Geld für die 70 000 Schüler in Duisburg zur Verfügung stellen – immerhin etwa ein Fünftel der Einwohner. „Unsere Kinder sollten es wert sein.“