Duisburg. Anwalt reicht Anzeige ein: Video soll beweisen, dass ein Polizist den Falschparker im eigenen Hausflur gegen den Kopf getreten hat.
"Man sieht sehr deutlich, dass ein Tritt meinen Mandanten am Kopf trifft", sagt Anwalt Christian Baumann. Er hat Strafanzeige gegen den Polizisten erstattet, der am Sonntag bei dem Einsatz gegen den Falschparker in Duisburg-Bruckhausen im Dienst war.
Videokameras, die im Hausflur seines Mandanten Mehmet K. installiert sind, hätten den Einsatz aufgezeichnet. Man könne sehen, dass sein am Boden fixierter Mandant dreimal von einem Polizisten getreten werde, einmal gegen den Kopf. Die Videos stelle er der Staatsanwaltschaft zur Verfügung, sagt Baumann. Eine Veröffentlichung wolle er den Behörden überlassen.
In seiner Anzeige gehe es auch um den Einsatz von Pfefferspray, den er für unverhältnismäßig hält, so Baumann. Da er auch ein zivilrechtliches Mandat habe, will er in einem zweiten Schritt Schmerzensgeldforderungen prüfen.
Falschparker nach Krankenhausaufenthalt noch "psychisch angeschlagen"
Seinem Mandanten geht es nicht sehr gut. Zwar sei Mehmet K. aus dem Krankenhaus entlassen, wo er wegen einer Schädelprellung und einer Bindehautreizung in Behandlung war, aber "psychisch ist er angeschlagen". Mehmet K. sei sehr wichtig zu betonen, dass die Angaben der Polizei nicht richtig seien: Es habe sich kein Mob von 250 Leuten auf der Straße versammelt, wie die Polizei in ihrer Pressemitteilung schrieb. Es seien deutlich weniger Nachbarn auf die Straße gekommen.
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Staatsanwältin Anna Christiana Weiler bestätigt, dass Ermittlungen aufgenommen wurden. Außerdem habe die Polizei ein Verfahren von Amts wegen eingeleitet, um den Einsatz kritisch zu beleuchten. Die Anzeige von Anwalt Baumann richtet sich gegen einen der Beteiligten. "Wir werden jetzt die Videos sichten und gucken, ob Straftaten zu sehen sind und wer beteiligt ist", sagt Weiler. Wenn es einen hinreichenden Tatverdacht gebe, werde Klage erhoben. Aber das dauere noch.
Polizeipräsidentin hat kriminalpolizeiliches Ermittlungsverfahren eingeleitet
In einer Pressemitteilung erklärt die Duisburger Polizei, dass "Polizeipräsidentin Dr. Bartels unverzüglich ein kriminalpolizeiliches Ermittlungsverfahren wegen aller strafrechtlich relevanten Aspekte eingeleitet hat". Ausgangspunkt sei die Auseinandersetzung nach einem Verstoß gegen die Straßenverkehrsordnung. Laut Staatsanwältin Weiler richtet sich dieses Verfahren formal zunächst gegen einen Beamten.
Auch in dieser Pressemitteilung hält die Polizei an ihrer Darstellung fest, dass sich "bis zu 250 Personen" im Zuge der Maßnahmen auf der Straße versammelt hätten. Da für alle Beteiligten die Unschuldsvermutung gilt und die Ermittlungen noch laufen, sind nach Angaben einer Polizeisprecherin alle Kollegen weiter im Dienst.