Duisburg. Zum ersten Todestag von Götz George trauern auch viele Duisburger um den Schauspieler. Als TV-Kommissar Horst Schimanski schrieb er Geschichte.
- An diesem Montag, 19. Juni, jährt sich zum ersten Mal der Todestag von Götz George
- Schauspieler ist vielen vor allem als „Tatort“-Kommisasar Horst Schimanski in Erinnerung geblieben
- Die „Schimmi“-Touren durch Ruhrort lockten inzwischen knapp 8000 Besucher nach Ruhrort
Der Todestag Götz Georges jährt sich an diesem Montag, 19. Juni, zum ersten Mal. Auch in dieser Stadt werden viele Menschen inne halten oder trauern. Denn der polarisierende Schauspieler hatte seit 1981 eine Serienfigur derart nachhaltig mit prallem Leben gefüllt, dass diese noch heute zu den bundesweit bekanntesten Duisburgern zählt: „Tatort“-Kommissar Horst Schimanski.
Schimmi-Touren durch Duisburg
„Schimmi“ ist Kult – und bleibt es auch. Nicht nur, aber vor allem an seiner alten TV-Wirkungsstätte Duisburg. So bietet etwa die Journalistin Dagmar Dahmen und ihre Agentur „DU Tours“ bereits seit März 2012 so genannte „Schimmi-Touren“ an – und das bei Tag oder Nacht, per Rad, zu Fuß oder per Motoryacht. Stets werden im Hafenstadtteil Ruhrort frühere Drehorte aufgesucht. Auf der zweistündigen Runde darf ein Abstecher zur Horst-Schimanski-Gasse natürlich nicht fehlen. „Knapp 8000 Teilnehmer haben in den vergangenen fünf Jahren bei unseren 380 Führungen mitgemacht“, so Dahmen. Etwa die Hälfte kam aus Duisburg, die andere von außerhalb. Zum kulinarischen Abschluss der Runde gibt es stets eine Currywurst in der Leinpfad-Kneipe „Zum Hübi“.
Einer der Tour-Haltepunkte ist auch das Lokal „Zum Anker“. Hier, in dem denkmalgeschützten Gebäude an der König-Friedrich-Wilhelm-Straße 18, haben die Gastronomen Rainer Schmitz und Doro Tönges im Februar 2017 den Traditionsbetrieb unter seinem alten Namen wiedereröffnet. Seitdem gibt es dort ein Frühstücksbuffet und Mittagstisch sowie Kaffee, Kuchen und Eis. Hier hatten Schimanski und sein Ermittler-Kollege Thanner – gespielt vom ebenfalls verstorbenen Eberhard Feik – im ersten Schimmi-Tatort „Duisburg-Ruhrort“ (1981) in einer denkwürdigen Szene Muscheln gegessen.
Der Blick aller „Anker“-Besucher fällt auch auf jene Schimmi-Jacke, die George 2013 im letzten Fall der „Schimanski“-Reihe namens „Loverboy“ getragen hatte. Dieses zerknautschte Exemplar – stilecht mit Filmblutflecken und Einschussloch ausgestattet – war zuvor im „Planet Hollywood“ im City-Palais zu bestaunen. Der Laden ging pleite. Der Duisburger Frank Skrube rettete das kultige Kleidungsstück aus der Insolvenzmasse. Seitdem geht es auf Ausstellungstour. Nach dem Binnenschifffahrtsmuseum in Ruhrort und der Sana-Klinik in Wanheimerort ist die Kneipe „Zum Anker“ nun der dritte Haltepunkt.
Der „Schimanski-Archivar“
Seit 1996 füllt der Großenbaumer Harald Schrapers die Internetseite www.horstschimanski.info mit Leben. Im beruflichen Alltag ist er Pressesprecher für einen Bundes- und einen Landtagsabgeordneten aus der Duisburger Nachbarschaft. Sein Hobby ist jedoch Schimanski und Duisburgs Stadtgeschichte. „Ich bin kein Götz-George-Fan, ich interessiere mich vor allem für die Rolle“, sagte Schrapers, den die Süddeutsche Zeitung einst zum „Schimanski-Archivar“ kürte.
Hajo Gies: „In meinem Kopf war Götz George unsterblich."
„Ich vermisse Götz George sehr“, sagt Hajo Gies. „Er ist der Schauspieler, mit dem ich am häufigsten und am intensivsten zusammengearbeitet habe.“ Der mittlerweile 72-jährige Film- und Fernsehregisseur, der auf knapp 20 gemeinsame Arbeiten mit dem vor einem Jahr verstorbenen Schauspieler zurückblicken kann, wird an diesem Samstag im Filmforum am Dellplatz zu Gast sein. Im Gespräch mit dem dortigen Geschäftsführer Kai Gottlob will Gies erzählen, was den Mythos der Figur Schimanski ausmachte. Zudem werden mit der Fernseh-Produktion „Kuscheltiere“ (1982) und dem Kinofilm „Zabou“ (1987) zwei „Schimmi“-Werke gezeigt.
Als Gies vor Jahresfrist vom Tode Götz Georges erfuhr, konnte er es im ersten Moment kaum glauben. „In meinem Kopf war er unsterblich. Ich wusste zwar, dass er drei Jahre zuvor eine schwere Herz-OP überstehen musste, bei der es dann auch noch Komplikationen gab. Trotzdem war Götz George für mich eine Quelle, die immer sprudelte und von der ich glaubte, dass sie niemals versiegt.“
Der Schimanski-Darsteller verbrachte den größten Teil seiner Freizeit auf Sardinien. Wenn er aber einmal in seiner deutschen Wahlheimat Hamburg auftauchte, dann traf ihn Gies regelmäßig bei seinem Lieblings-Italiener. „Wir haben uns dann zusammengesetzt und geredet“, sagt Gies. Was er am meisten an George vermisse? „Seine Vitalität und sein Einfallsreichtum am Drehort.“
"Götz schnell knatschig"
Gemeinsam haben sie einst die Figur zu jenem Kult-Charakter Horst Schimanski geformt, der so vielen Fans nachhaltig in Erinnerung geblieben ist. Doch George konnte am Drehort auch schnell quengelig und unzufrieden werden. „Wenn ich mich als Regisseur mal geweigert habe, eine seiner Ideen für eine Szene nicht auszuprobieren, wurde Götz schnell knatschig“, plaudert Gies aus dem Nähkästchen. Doch diesen Fall habe es nicht sehr oft gegeben. „Weil ich die Ideen der Schauspieler eigentlich nicht ersticken, sondern immer zum Blühen bringen will“, begründet der in Lüdenscheid geborene Regisseur.
Und auf was dürfen sich die Besucher der „Schimmi“-Filmnacht am Samstag freuen? „Ich erzähle am liebsten die Anekdoten von den Dreharbeiten – man muss mich aber immer kurz anpieksen“, sagt Gies. Kai Gottlob weiß nun, was er am Samstag zu tun hat...
Tickets gibt’s für 12 Euro im Filmforum am Dellplatz.
>>> AM SAMSTAG FAN-TREFFEN IN DER CITY
Der Duisburger Dirigent und Hochschullehrer Armin Klaes lädt alle Schimmanski-Fans am Montag, Götz Georges erstem Todestag, zu einem Treffen am Schiffsmaskenbrunnen (Kuhtor) in der Innenstadt ein. Ab 18 Uhr sollen dort Fans zusammenkommen und ihre Erinnerungen teilen und erzählen, was sie an dieser Serienfigur so gemocht haben.
„Wir hoffen, dass sich viele verkleiden“, so Klaes – etwa mit einer eigenen Schimmi-Jacke und einem aufgemalten oder aufgeklebten Schnurrbart. Gesungen wird auch. „Schimanski – das steht für das Ruhrgebiet, Duisburg und den MSV“, sagt Klaes, der in jedem Jahr in der Adventszeit alle Duisburger zum Weihnachtssingen auf der Bahnhofsplatte einlädt. Er möchte mit dieser Aktion dazu beitragen, dass Duisburg seinen Ruf als „Schimmi-Stadt“ festigt. Er möchte dieses gemeinsame Gedenken an Georges Todestag etablieren und zu einer festen Veranstaltung werden lassen.