Duisburg. . CDU durfte jubeln über die Ergebnisse der Landtagswahl, aber die Duisburger SPD holte wieder alle vier Direktmandate. AfD drittstärkste Partei.

Jubeln war Hauptprogrammpunkt bei der CDU am Wahlabend – und das eine oder andere Pils: „Das ist schon dramatisch“, kommentierte Rainer Enzweiler, Chef der CDU-Ratsfraktion, die ersten Zahlen. Und schob strahlend nach: „Für die SPD.“ „Ein unglaublicher Abend“, freute sich CDU-Landtagsabgeordnete Petra Vogt, obwohl der Erfolg ihrer Partei sie ihr Landtagsmandat kostet. „Davon lassen wir uns die Freude nicht verderben.“ Eine große Koalition mit einer verkleinerten SPD-Fraktion kann sie sich kaum vorstellen: „Schwarz-Gelb passt inhaltlich besser zusammen.“

CDU erlebte Wechselstimmung

© Stephan Eickershoff

„In Berlin funktioniert’s ganz gut“, stellte CDU-Parteichef Thomas Mahlberg zum Thema große Koalition fest, riet aber, erst mal entsprechende Gespräche abzuwarten. Armin Laschet könne zudem auch mit den Grünen reden. „Dieser Abend gefällt uns sehr gut“, stellt der CDU-Vorsitzende strahlend fest.

„Wir haben eine Wechselstimmung erlebt in den letzten Wochen, die anfangs nicht da war“, berichtet Frank Heidenreich, der im Norden der Stadt für die CDU kandidiert hatte. Der CDU sei es gelungen, Themen zu setzen wie Sicherheit, Bildung und Verkehrsinfrastruktur, die die Menschen beschäftigten. Ein großes Problem der SPD war aus seiner Sicht der Duisburger NRW-Innenminister: „Ralf Jäger hat Frau Kraft sehr geschadet. Er ist der Verlierer dieser Wahl.“

Auch wenn alle vier SPD-Landtagskandidaten wieder direkt einziehen, waren die Sozialdemokraten geplättet. Frank Börner schaute mit betretener Miene auf die Hochrechnungen: „Der Schulzzug rast mit Vollgas nach Berlin und hat hier in Düsseldorf nicht gehalten.“ Und auch wenn es schmerzt, dass die SPD nach sieben Jahren die Macht in NRW verloren hat, „ist es für die Demokratie besser, wenn es klare Karten gibt“, sagte Börner mit Blick auf eine mögliche schwarz-gelbe Regierung. „Nie erwartet“ hätte Rainer Bischoff diese Niederlage. 17 Jahre ist er im Landtag und wird es weitere fünf Jahre sein. Noch nie habe er in dieser Zeit erlebt, „wie einer Partei innerhalb kürzester Zeit die Felle wegschwimmen“. Bischoff: „Das ist, als wenn ein Ferrari auf den letzten Metern von einem Mercedes überholt wird.“

SPD musste sich im Wahlkampf oft verteidigen

Von einem „Schlag in die Magengrube“ sprach Sarah Philipp. Bis vor vier Wochen habe man noch knapp vorn gelegen, „dann ist die Stimmung gekippt. Ich habe mich am Infostand und bei den Hausbesuchen nur verteidigen müssen.“

Bärbel Bas: „Wir wussten, dass es knapp wird“, gab sich die SPD-Bundestagsabgeordnete gefasst. Dass die Verluste aber so deutlich auch in Duisburg sind, hatte sie nicht erwartet. Sie hofft, die Talfahrt bis September „drehen zu können“ – mit bundespolitischen Themen.

Glückliche und zufriedene Liberale

Auch wenn das finale Stadt-Ergebnis für die Liberalen der Duisburger FDP noch nicht vorlag, so war Sonntagabend im Lichte des NRW-Ergebnisses schnell klar: Nicht nur in NRW, auch in Duisburg hat die FDP kräftig zugelegt, vermutlich das Ergebnis verdoppelt – bei der Landtagswahl 2012 konnten sie nur 4,9 % der Zweitstimmen verbuchen. Das machte FDP-Chef Thomas Wolters „sehr zufrieden und glücklich“. Natürlich habe das Duisburger Ergebnis auch viel mit dem agilen Vorsitzenden Christian Lindner zu tun, aber die liberalen Inhalte hätten sich ja mit Lindner nicht wesentlich geändert: „Nur die Darstellung dieser Inhalte ist moderner geworden.“ Hinzu kam laut Wolters der „spürbare Wunsch vieler Menschen nach einem Wechsel fort von den großen Parteien“. Das habe die FDP beflügelt.

Abschied vom Landtag

Birgit Beisheim, bisher Grünen-Landtagsabgeordnete, kann trotz des Ergebnisses ruhig schlafen. „Es ist den Kreisverbänden zu verdanken, dass wir uns die Fünf-Prozent-Hürde nicht von unten anschauen“, sagte sie mit Blick auf die missglückte Landeskampagne. Sie wird dem Landtag nicht mehr angehören. „Ich habe vor einem Jahr eine zweite Firma gegründet, um die ich mich jetzt verstärkt kümmern kann.“

Die AfD wurde in Duisburg drittstärkste Partei. „Mit dem Duisburger Ergebnis sind wir sehr zufrieden. Hier treten die sozialen Kontraste stärker zutage“, begründet der Kreisvorsitzende Alan Imamura das deutliche bessere Abschneiden als im Land. In Marxloh können man keine heile Welt zeigen. „Wir haben viele Protestwähler gehabt. Jetzt muss die AfD als Oppositionspartei im Landtag liefern“, erklärte Direktkandidat Rainer Holfeld.

Linke verpassten erneut Einzug in Landtag

„Das ist ein bitteres Ergebnis für uns, so knapp zu scheitern“, sagt Martina Ammann-Hilberath, Ratsfrau und Landtagskandidatin der Linken, bedrückt. Es ist bereits die zweite Legislaturperiode in Folge, in der die Linken den Einzug in den Landtag verpassen, auch wenn die Duisburger Zahlen je nach Wahlbezirk deutlich über der Fünf-Prozent-Hürde lagen. „Wir müssen jetzt sachlich analysieren, was gut gelaufen ist und was nicht.“