Duisburg. Kathrin Wenzel leidet am seltenen Morbus Still. Ihr Arzt hat ihr zur Therapie mit Cannabis geraten. Doch ihre Krankenkasse lehnt den Antrag ab.
- Kathrin Wenzel hat die seltene Rheumaart Morbus Still und deshalb ständig Schmerzen
- Ihr Arzt rät in seinem Attest zu einer Therapie mit Cannabisblüten
- Ihre Krankenkasse möchte eine vorläufige Genehmigung jetzt zurücknehmen lassen
Ihre Krankheit kann Kathrin Wenzel nicht mehr verbergen: Die Medikamente haben ihren Körper aufgeschwemmt. Das Gehen und Treppensteigen bereitet ihr große Probleme. Pausenlos hat die 40-Jährige Schmerzen. Fünf Verschiedene Rheumaarten, darunter der wenig Erforschte Morbus Still, machen ihren Alltag zur Qual.
Die Großenbaumerin setzt ihre letzte Hoffnung in die Behandlung mit Cannabisblüten, doch da macht ihre Krankenkasse nicht mit.
Der Wunsch wieder zu arbeiten
32 Tabletten muss Wenzel einwerfen, um durch den Tag zu kommen. Auf ihrer Medikamentenliste stehen unter anderem Opiate, Cortison und Paracetamol. Die Nebenwirkungen: Schwindel, Übelkeit, Erschöpfung und Nierensteine. Und dazu kommen immer wieder diese Schmerzen in Gelenken, Muskeln und Sehnen. „Langsam geht mir die Kraft aus“, sagt die Duisburgerin. Arbeiten geht die gelernte Arzthelferin, die zuletzt einen Backshop betrieben hat, seit 2014 nicht mehr. Zu groß seien die Einschränkungen gewesen.
Derzeit absolviert sie ein Rehaprogramm der Rentenkasse. „Ich würde so gerne wieder arbeiten, am Leben teilhaben“, wünscht sich Kathrin Wenzel.
Leidenszeit begann im Jahr 2008
Angefangen hat ihre Leidensgeschichte 2008. Schon länger habe sie sich unwohl und krank gefühlt, erinnert sich die 40-Jährige. „Dann kam der totale Zusammenbruch“, erzählt Wenzel. Fünf Rheumaarten diagnostiziert Spezialist Dr. Wolfgang Körn. Er sagt der Großenbaumerin auch, dass sie Morbus Still habe. Fieberschübe, Gelenkschmerzen und Hautausschlag sind die typischen Symptome der seltenen Krankheit, an der Schätzungen zufolge weltweit einer von 100 000 Menschen erkrankt.
Zahlreiche Therapien hat Wenzel ausprobiert, unter anderem eine Behandlung, die einer Chemotherapie gleichkommt – ohne Erfolg: „Nach fünf Tagen musste mein Mann mich ins Krankenhaus bringen, weil es mir so dreckig ging“, sagt sie. 2015 stellte Kathrin Wenzel einen Antrag auf die Behandlung mit dem THC-haltigen Medikament Drobaniol.
Ihre Versicherung, die DAK Gesundheit, wiegelte jedoch ab. Wenzels Krankheit sei schließlich noch nicht austherapiert. Der Fall liegt immer noch vor dem Duisburger Sozialgericht.
Arzt verschreibt Cannabisblüten
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Währenddessen hat Wenzel schon einen neuen Anlauf gestartet. Seit März erlaubt ein Gesetz die Therapie mit Cannabisblüten. Sie hat sofort einen Antrag gestellt. Als einer von wenigen Duisburger Ärzten hat Dr. Wolfgang Körn in seinem Attest klar formuliert, dass eine Therapie mit Cannabis aussichtsreich sei. Ansonsten sei seine Patientin austherapiert, so die Meinung des Internisten und Rheumatologen.
Trotzdem lehnt die Krankenkasse den Antrag ab. „Ich weiß nicht, wie es jetzt weitergehen soll“, sagt Kathrin Wenzel. Auch eine fiktive Genehmigung, die entstanden ist, weil die DAK Gesundheit eine Frist für ihre Entscheidung hat ablaufen lassen, möchte die Krankenkasse nun zurücknehmen. „Wir haben volles Verständnis, dass bei solchen Schmerzen ein Antrag gestellt wird. Trotzdem müssen wir jeden Fall prüfen und können nicht nur wegen der abgelaufenen Frist so entscheiden“, erklärt DAK-Sprecher Rainer Lange.
Wenzel möchte die Hoffnung auf eine erfolgreiche Therapie nicht aufgeben. Sie sagt: „Es ist ein Versuch. Ich würde die Therapie auch abbrechen, wenn es nicht hilft. Ich bin doch niemand, der nur high werden möchte.“
>> Cannabis darf seit März verordnet werden
Seit dem 10. März haben Ärzte in Deutschland die Möglichkeit, ihren Patienten Cannabis auf Rezept zu verordnen. Allerdings geben nur wenige Duisburger Apotheker den Stoff derzeit aus.
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