Duisburg. . Bei Thyssen-Krupp Steel in Duisburg geht die Angst um Arbeitsplätze um. Der Betriebsrat fordert vom Vorstand klare Aussagen zu seinen Plänen.
„Was ist los mit unseren Arbeitsplätzen?“ Wie oft er diese Frage in den letzten zwei Wochen gehört hat, kann Günter Back nicht beantworten, aber am Montag in der Frühe waren es wieder rund 400 Kollegen, die sich vorm Haupttor von Thyssen-Krupp Steel in Bruckhausen um den Betriebsratsvorsitzenden geschart haben – mit der besagten bangen Frage.
War es die 25. oder schon die 26. Informationsveranstaltung dieser Art, seit der Konzernvorstand ein paar Grundzüge seines Sparprogramms vorgelegt hat? Es war mit Sicherheit nicht die letzte. Der Wunsch nach Informationen komme aus den Belegschaften der einzelnen Betriebe und Abteilungen, sagt Back: „Wir Betriebsräte müssen dem Bedarf Rechnung tragen.“ Die Verunsicherung unter den Kollegen sei groß: „Bei uns brennt der Baum“, beschreibt der Betriebsratsvorsitzende die Stimmung unter den Mitarbeitern von Deutschlands größtem Stahlkonzern mit seinen 27.500 Beschäftigten.
Nichts konkretes zu Werken und Anlagen
Zu der massiven Unsicherheit über die Zukunft der Arbeitsplätze habe vor allem die „nebulöse“ Informationspolitik des Unternehmensvorstandes beigetragen, das Fehlen von konkreten Informationen, was aus Standorten, Werken und einzelnen Anlagen denn nun werden solle. „Wir sind diejenigen, die informieren“, kritisiert Back, vom Vorstand komme „kein Sterbenswörtchen“.
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Daher plant die Arbeitnehmervertretung nun eine außerordentliche Betriebsversammlung voraussichtlich am 11. Mai. Dazu ist auch die Steel-Chefetage eingeladen, sagt Back: „Der Vorstand soll der Belegschaft in die Augen schauen.“
Und reden soll er. Zum Beispiel über den Umfang des Sparprogramms. Denn bei den angekündigten 300 Stellen, die bei Thyssen-Krupp nach ersten Angaben wegfallen sollen, wird es nach den Berechnungen von IG Metall und Thyssen-Krupp-Betriebsrat kaum bleiben, wenn tatsächlich das geplante Einsparvolumen erreicht werden soll. „Das riecht nach Salami-Taktik“, vermutet der Betriebsratsvorsitzende und weist zugleich darauf hin, dass man auf die Einhaltung von Verträgen poche, in denen feste Personaluntergrenzen bis zu Jahr 2020 festgeschrieben wurden und der Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen. Von Arbeitnehmerseite gebe es daher in diesen Fragen keinerlei Verhandlungsbedarf.
Nicht zweimal über Arbeitsplätze reden
Zumal ja auch noch über eine Fusion von Thyssen-Krupp und Tata gesprochen werde. Es sei ja wohl kaum sinnvoll, so Back, jetzt über Arbeitsplatzabbau bei Thyssen-Krupp zu reden und nach einem möglichen Zusammengehen der Stahlkonzerne über dann zu erwartende Synergie-Effekte – und wieder über Arbeitsplätze.
Empört ist Back zudem über das Vorgehen des Vorstandes, über kurzfristige Stilllegungen von Anlagen zu reden, ohne dass wie bisher Übergangsregelungen für die Beschäftigten Thema gewesen seien: „Das hat eine neue Qualität.“