Duisburg. Vorstand von Thyssen-Krupp Steel hat vor allem das Grobblechwerk in Hüttenheim ins Visier genommen. Betriebsrat kündigte massiven Widerstand an.
- Im Hüttenheimer Grobblechwerk von Thyssen-Krupp Steel droht ein personeller Kahlschlag
- Bis zu 370 Stellen sollen allein dort gestrichen werden, 30 Beschäftigte müssen in Bochum gehen
- Laut Betriebsrat Werner von Häfen sind sowohl Arbeiter als auch Angestellte betroffen
Die Schreckensmeldung drang am Freitag um kurz nach 17 Uhr an die Öffentlichkeit: Die Warmband-Querteilanlagen in den Grobblechwerken von Thyssen-Krupp Steel Europe (TKSE) in Hüttenheim und Bochum sollen geschlossen werden. Das würde den Wegfall von bis zu 400 Stellen bedeuten, 370 davon allein im Duisburger Süden. „Darunter sind Arbeiter, aber auch Beschäftigte im Angestelltenbereich“, sagte Werner von Häfen, Betriebsratsvorsitzender am Standort Hüttenheim. Er kündigte unmittelbar nach Sitzungsende massiven Widerstand an: „Das lassen wir uns nicht gefallen. Wir haben vom Vorstand nicht mal eine Perspektive aufgezeigt bekommen.“
Seit fast einem Jahr wurden die Mitarbeiter im Ungewissen darüber gelassen, welche Sparmaßnahmen der Vorstand ergreifen will und welche Konsequenzen diese für die Belegschaft haben werden. Nun sehen sich erstmals zwei Standorte mit konkreten Stellenstreichungs-Plänen konfrontiert. Bereits am Freitagvormittag hatten sich Delegationen aller TKS-Standorte vor der Firmenzentrale in Bruckhausen getroffen. „Wir wollen ein deutliches Signal an den Konzern, den Vorstand und alle Aktionäre setzen. Wir nehmen den Kampf auf“, rief Klaus Wittig, Betriebsrats-Vorsitzender am Standort Hamborn/Beeckerwerth, ins Megafon.
Gewerkschafter kreiden Vorstand Management-Fehler an
Dieter Lieske, 1. Bevollmächtigter der IG Metall in Duisburg, schickte hinterher: „Duisburg und die anderen Standorte dürfen nicht Schlachthöfe von Industriearbeitsplätzen werden. Wir werden die Arbeitsplätze verteidigen.“ Mit Blick auf die bevorstehende Sitzung hatte Lieske noch gesagt, dass in der Wundertüte, die der Vorstand nun öffne, nur ein Zettel liegen dürfe. Und der müsse die Aufschrift „Zukunft“ tragen.
Auch Duisburgs OB Sören Link war gemeinsam mit der Bundestagsabgeordneten Bärbel Bas zur Firmenzentrale geeilt, um eine Solidaritätsadresse im Namen der Stadt zu übermitteln. „Duisburg ist der größte Stahlstandort – und das soll auch so bleiben“, forderte Link unter dem Applaus der anwesenden TKS-Mitarbeiter. Auch Bas appellierte, in schweren Stunden zusammenzustehen. Oder wie Werner von Häfen es ausdrückte: „Wir dürfen uns nicht auseinander dividieren lassen. Wird ein Standort rasiert, sind letztlich auch alle anderen betroffen.“ Er kreidete nochmals die Managementfehler der Vergangenheit an. Allein aus dem Standort Hüttenheim seien rund eine Milliarde Euro herausgezogen worden – wegen der Fehlinvestitionen des Konzerns in Brasilien und den USA.
Betriebsrat: Kahlschlag-Pläne verstoßen gegen geltende Verträge
Im Rahmen des Einsparungsprogramms „Big Reloaded“ hatten Vorstand und Betriebsräte vertraglich vereinbart, dass es bis 2020 nur zu einer gewissen Zahl an Stellenstreichungen kommen dürfe. Daran erinnerte der Gesamtbetriebsrats-Vorsitzende Günter Back. Die nun bekannt gewordenen Pläne würden gegen geltende Verträge verstoßen. Bereits am Freitagabend informierte von Häfen die Belegschaften der Mittags- und der Nachtschicht. Diese Kollegen legten die Arbeit nieder und erfuhren von den Kahlschlag-Plänen. Erste Protestaktionen werden ab nächster Woche erwartet.