Duisburg. . Wilhelm Theodor Grillo startete 1842 mit einem kleinen Laden in Mülheim. Heute ist das Unternehmen mit 1600 Mitarbeitern weltweit vertreten.

Als Eisenwarenhändler hat Wilhelm Grillo 1842 in Mülheim an der Ruhr den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. Heute sind die Grillo-Werke, für die der damals 23-jährige den Grundstein legte, auf allen Kontinenten zu Hause. Am 1. April feierte das Familienunternehmen sein 175-jähriges Bestehen mit Mitarbeitern, deren Familien und den Aktionären.

Am Samstag, den 1. April,  feierte die Familie Grillo an der Weseler Straße in Duisburg. Foto: Ute Gabriel
Am Samstag, den 1. April, feierte die Familie Grillo an der Weseler Straße in Duisburg. Foto: Ute Gabriel

Firmengründer Wilhelm Theodor Grillo startete seine eigene Firma, nachdem seine Eltern verstorben waren. Dem Beispiel seines Vaters folgend, eröffnete er ein Geschäft für Eisenwaren und Jagdflinten.

Gute Vermarktungschancen für Zinkprodukte

Warum er sich schon bald für Zink interessierte, mit dem das Unternehmen Grillo wenige Jahre später groß wurde? Ahnenforscher vermuten: Er sah gute Vermarktungschancen für verzinkte Produkte, die er selbst in seinem Laden anbot. Sieben Jahre nach der Unternehmensgründung, 1849, entschied sich Wilhelm Grillo deshalb, in Hamborn ein Zinkwalzwerk zu bauen.

Das entstand im heutigen Neumühl, und zwar an der Moriansmühle. Die gehörte seinem Schwager, der die Wasserkraft der Emscher zum Betrieb des Eisenhammers zur Verfügung stellte. Weitere fünf Jahre später war das Neumühler Werk bereits zu klein. Grillo siedelte nach Oberhausen um und errichtete in Bahnhofsnähe, wo heute die Luise-Albertz-Halle steht, ein Walzwerk. Eine Dampfmaschine mit der Kraft von 40 Pferden versorgte die Anlage. 20 Mann und ein Meister walzten bereits ein Jahr später 1150 Tonnen Zinkblech.

Firmengründer Wilhelm Theodor Grillo
Firmengründer Wilhelm Theodor Grillo © Grillo-Archiv

Seit 1849 in Hamborn

Gleichzeitig entstand eine Gaserzeugungsanlage. Mit diesem Gas beleuchtete Grillo das Werk und sein daneben liegendes Wohnhaus. Rasch wurde die Anlage ausgebaut und ab 1867 produzierte Grillo soviel Brennstoff, dass er die kleine Stadt Oberhausen beleuchtete, die damals 9200 Einwohner zählte.

1880 baute er in Hamborn im Wald (heutige Buschstraße) eine Rohzinkhütte, die ein Jahr später in Betrieb ging und nach nur einer Woche schon die ersten 10 000 Kilogramm Zink für das Oberhausener Werk lieferte.

Die Grillo-Brücke hat der Fotograf Erich Angenendt im Jahr 1957 im Auftrag des Unternehmens aufgenommen. Noch heute kreuzt die Werksbahn die Duisburger Straße zwischen Stockholmer und Buschstraße.
Die Grillo-Brücke hat der Fotograf Erich Angenendt im Jahr 1957 im Auftrag des Unternehmens aufgenommen. Noch heute kreuzt die Werksbahn die Duisburger Straße zwischen Stockholmer und Buschstraße. © Grillo-Archiv

Schon 1870 gründete Grillo eine eigene Fabrikkrankenkasse. Er legte damit den Grundstein für eine Tradition, die bis heute bei Grillo gilt: Sich im und für das Umfeld zu engagieren. So lobte der Oberhausener Bürgermeister Friedrich August Schwartz: „Grillo setzt sich für seine Mitarbeiter, aber auch die Kirche, die Armen und das Gemeinwesen ein.“ Noch heute, in der fünften Unternehmergeneration, wird dieses Erbe fortgesetzt. Grillo unterstützt vor allem den Ortsteil Marxloh: durch verschiedene Sozial-, Kultur- sowie Bildungsangebote.

Mensch im Zentrum

1890, ein Jahr nach dem Tod des Unternehmensgründers, baute Sohn Julius die ersten Werkswohnungen an der heutigen Stockholmer Straße. Dabei ging es nicht um den Profit – denn der blieb durch die Vermietung aus. „Wichtiger ist der Mensch“, lautete das Motto.

Ein Dampfkran zwischen den Schmelzhallen in den 1910er Jahren.
Ein Dampfkran zwischen den Schmelzhallen in den 1910er Jahren. © Grillo-Archiv

1912 erhielt Grillo an der Buschstraße einen eigenen Gleisanschluss. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Grillo-Werk stark beschädigt, die Produktion stoppte. Nach dem Krieg beteiligte sich das Unternehmen unter anderem an einer Reederei, übernahm eine Firma zum Vertrieb von Löt- und Schweißmitteln, gründete 1956 auch ein Kunststoffwerk in Friedrichsfeld. 1963 ging in Hamborn zudem eine Drahtstraße in Betrieb. Vom Bereich Kunststoffe trennte sich das Unternehmen wieder. Heute setzt Grillo auf Zink und Schwefel-Spezialchemie.

Zweites Standbein des Familienunternehmens ist die Schwefelchemie

Die Familie Grillo stammt ursprünglich aus dem norditalienischen Sondrio. Johann Baptista Grillo starb dort als Märtyrer. Der Protestant wurde 1620 wegen seines Glaubens ermordet.

1802 lernte der Nachfahre Johann Wilhelm Grillo den Dichter Johann Wolfgang Goethe kennen. Das ist in Goethes Tagebüchern festgehalten.

Arbeiter an den Zinkwalzen. Das Bild hatte Grillo in Auftrag gegeben. Das Foto aus dem Jahr 1949 stammt von Richard Gerling.
Arbeiter an den Zinkwalzen. Das Bild hatte Grillo in Auftrag gegeben. Das Foto aus dem Jahr 1949 stammt von Richard Gerling. © Grillo-Archiv

Heute leiten Ulrich und Gabriela Grillo die Firma

Der Gründer des Unternehmens Grillo ist laut Ahnentafel der Familie ein Nachkomme in siebter Generation. Nach Wilhelm Theodor Grillo leiteten bis auf einen kleinen Zeitraum in den späten 1980er/frühen1990er Jahren nur Familienangehörige das Unternehmen. Heute wird die Firma geführt von Ulrich Grillo, Vorsitzender des Vorstandes, sowie Gabriela als Vorsitzende des Aufsichtsrates. Ihr Stellvertreter ist ihr Bruder Rainer.

1894 wurde das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Seit 1919 ist der Stammsitz in Hamborn.

Grillo: vom Eisenwarenhändler zum Weltunternehmer

175 Jahre Grillo - eine Chronik

Wilhelm Theodor Grillo startete 1842 mit einem kleinen Laden in Mülheim an der Ruhr. 175 Jahre später ist das Familienunternehmen zum Global Player aufgestiegen.

1842

gründet Wilhelm Grillo eine Eisenwarenhandlung in Mülheim an der Ruhr. Damit beginnt der Start des Unternehmens.

1849

baut der Firmengründer ein Zinkwalzwerk in Neumühl.

1855

folgen zwei Walzstraßen in Oberhausen und eine Gaserzeugungsanlage, außerdem erste Produktionsstätten für Zinkweiß.

1870

gründet der Unternehmer eine Fabrik-Krankenkasse.

1881

produziert Wilhelm Grillo bereits in Hamborn Rohzink in einer eigenen Hütte. Dieses Material wird in Oberhausen weiterverarbeitet. Bei der Gelegenheit werden flüssiges Schwefeldioxid und Schwefelsäure als Beiprodukte mit erzeugt.

1894

wandeln die Söhne Julius, August und Wilhelm jun. die Offene Handelsgesellschaft in eine Aktiengesellschaft für Zinkindustrie um.

1911

werden die Metall- und Farbwerke übernommen.

1939

wird aus der Zinkhütte das größte Zinkhalbzeug- und Zinkweiß-Unternehmen Deutschlands. In den Kriegsjahren kommt die Produktion allerdings nahezu komplett zum Erliegen.

1945

beginnt auch bei Grillo der Wiederaufbau, in den Folgejahren beteiligt sich Grillo an einer Vielzahl verschiedener Unternehmen.

1966

folgt die Umfirmierung von Aktiengesellschaft für Zinkindustrie in Grillo-Werke AG. Im selben Jahr beteiligt sich Grillo an Rheinzink, übernimmt später alle Anteile und stellt Bauzinkprodukte in Datteln her und vertreibt sie weltweit.

1974

zieht sich Grillo komplett aus Oberhausen zurück. Der Firmenhauptsitz wird komplett nach Hamborn-Marxloh verlegt.

1987

beginnt eine kurze Phase, in der das Unternehmen nicht mehr zu 100 Prozent in Besitz der Familie Grillo ist. Diese Phase endet 1994. Seitdem ist Grillo wieder komplett in Familienhand.

1994

entsteht die ASB Informationstechnik – ein Firmenzweig, der sich um Planung, Installation und Betreuung von Informationstechnik kümmert. Gleichzeitig gründet Grillo die Chemad, eine Firma, die chemische Laborprüfungen durchführt.

1997

erwirbt das Unternehmen die Schwefelsäure-Anlagen im Industriepark Frankfurt-Hoechst.

2009

wird die neue Hauptverwaltung an der Weseler Straße 1 in Marxloh eingeweiht. Zwei Jahre später ist auch die Grillo-Villa direkt daneben kernsaniert.

2017

feiert das Unternehmen das 175-jährige Bestehen mit Mitarbeitern und Ehemaligen.

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Zinkpulver für Batterien

Das Unternehmen hat derzeit rund 1600 Mitarbeiter, davon 450 in Hamborn. Das Umsatzvolumen liegt bei 600 Millionen Euro im Jahr. Es gibt Produktionsstandorte in Duisburg, Datteln, Frankfurt und Goslar sowie in Belgien und Frankreich. Vertriebsgesellschaften sind in 30 Ländern auf allen fünf Kontinenten tätig. Rund 40 Prozent der Waren gehen in den Export.

Die Grillo-Werke in Marxloh: Die Vogelperspektive lässt die Nähe von Werk und Stadtteil deutlich werden.
Die Grillo-Werke in Marxloh: Die Vogelperspektive lässt die Nähe von Werk und Stadtteil deutlich werden. © Hans Blossey

Grillo-Konzern wichtigster europäischer Zinkverarbeiter

Der Grillo-Konzern gilt als der bedeutendste Zinkverarbeiter in Europa. Zweites wichtiges Standbein ist die Schwefelchemie. Hinzu kommt die Wiederverwertung zinkhaltiger Stoffe und schwefelhaltiger Rückstände. Zu den Hauptprodukten zählen: Bauzink für Dächer, Fassaden etc.; Zinkoxid für die Kautschuk-, keramische und Futtermittelindustrie sowie die Pharmazie; Zinkpulver für Batterien sowie Schwefel- und Zinkchemikalien.