Duisburg. . Syrer, Flüchtling, Sportlehrer: Majed Al Obeid unterrichtet am Landfermann-Gymnasium. Die Schulleitung möchte ihn längerfristig halten.
- Majed Al Obeid unterrichtet als Sportlehrer acht Stunden am Landfermann-Gymnasium
- Syrer flüchtete aus seiner Heimat nach Deutschland
- Schulleitung möchte 28-Jährigen längerfristig beschäftigen
Wenn Majed Al Obeid spricht, dann begleitet meist ein sanftes Lächeln seine Worte. Der 28-Jährige mit den wachen, dunklen Augen ist ein sehr freundlicher Mann, aber Regeln sind nun einmal Regeln. Und der Ball war bereits in dem umgedrehten Sprungkasten gelandet, bevor sich der Junge auf die blaue Weichbodenmatte stürzte. Ein kurzer, schriller Ton aus der Trillerpfeife und ein Wink mit der rechten Hand – Al Obeid beendet die Runde des Schülers beim Brennball.
Es ist ein grauer Morgen, und die internationale Eingliederungsklasse hat in der dritten Stunde Sportunterricht in der Turnhalle des Landfermann-Gymnasiums. So normal die ganze Situation wirkt, so besonders ist sie für Majed Al Obeid – Syrer, Flüchtling, Sportlehrer. Seit einem guten Monat besitzt er einen befristeten Vertrag an der traditionsreichen Schule an der Mainstraße. „Es ist ein Traum, wieder mit Kindern zu arbeiten“, sagt er in flüssigem Deutsch.
Al Obeids Geschichte handelt von Gefahr und Verlust, aber auch von Ehrgeiz, Hilfe und Glück. Sie kann ein Mutmacher sein.
Als der Krieg Syrien noch nicht zerstört hatte, studierte Al Obeid in der Hafenstadt Latakia Sport und unterrichtete anschließend zwei Jahre lang in Al-Malikiya im Nordwesten in der Nähe der Grenzen zur Türkei und zum Irak. Dann fielen die Bomben, und der junge Mann flüchtete über die Balkanroute. Nach einem halben Jahr in der Nähe von Osnabrück verschlug es ihn nach Duisburg, wo sein neues Leben begann. Erst absolvierte Al Obeid den Integrationskurs, dann verbesserte er seine Deutsch-Kenntnisse in einem B2-Berufssprachkurs und lernte zufällig Imke Alers kennen. Dass der Syrer gerade seine kleine Wasserflasche aus dem Lehrerzimmer im Landfermann holt, hat viel mit ihr zu tun.
Im Praktikum überzeugt
Die stellvertretende Solo-Oboistin der Duisburger Philharmoniker arbeitet immer wieder in Projekten mit dem Gymnasium zusammen und vermittelte dem jungen Sportlehrer a.D. Ende des vergangenen Jahres ein Praktikum. „Majed ist mit in den Unterricht gegangen und hat irgendwann das Aufwärmprogramm und weitere Teile der Stunden geleitet“, erzählt Walter Kaulhausen. „Ich war schon früh von seiner Zielstrebigkeit beeindruckt“, sagt der Sport- und Musiklehrer.
Kaulhausen trug der Schulleitung die Idee vor, Al Obeid ins Kollegium aufzunehmen – und lief bei Christof Haering offene Türen ein. „Wir haben einen eklatanten Sportlehrermangel“, erläutert der Schulleiter. Eine Stelle konnte zuletzt nicht besetzt werden. Weil auch die Bezirksregierung schnell das syrische Examen anerkannte, unterschrieb Al Obeid Mitte Februar einen zunächst bis zu den Osterferien befristeten Vertrag.
Acht Stunden hat er übernommen in einer regulären fünften Klasse und den gemischten Eingliederungsklassen, in denen die Schüler aus aller Herren Länder kommen. „Ich bin verbal oft an meine Grenzen gestoßen“, erzählt Kaulhausen, der seit fünf Jahren mit den neu nach Deutschland gekommenen Kindern Sport macht. „Majed hat zu ihnen einen Zugang gefunden.“
Sprachkurs kollidiert mit den Sportstunden
Der für drei Jahre anerkannte Flüchtling dankt „den vielen netten Menschen für die Chance am Landfermann“, doch Schulleiter Haering wehrt ab und antwortet: „Sie helfen auch uns.“
Das Gymnasium habe großes Interesse, Al Obeid weiter zu beschäftigen, stellt er klar. Doch nach den Osterferien läuft sein C1-Sprachkurs am Vormittag und kollidiert dann mit den meisten Sportstunden. Christof Haering und Walter Kaulhausen wollen nach einer Lösung suchen. Damit Majed Al Obeid mit jedem Pfiff aus seiner Trillerpfeife ein weiteres Stück in Deutschland ankommt.