Das 8. Philharmonische Konzert begeistert. Der dirigierende Pianist Aris Alexander Blettenberg kleidet Mozart in Samt uns Seide.
Wien stand zwar im Mittelpunkt des Programms. Dennoch verliehen regionale Bezüge dem 8. Philharmonischen Konzert in der ausverkauften Mercatorhalle markante und besonders sympathische Akzente. Da gab es ein Wiedersehen mit Bruno Weil, dem ehemaligen Generalmusikdirektor und frisch gekürten Träger des Duisburger Musikpreises. Und für besondere Aufmerksamkeit sorgte der 22-jährige Pianist Aris Alexander Blettenberg. Ein Riesentalent, geboren in Mülheim/Ruhr, zeitweise ausgebildet in Duisburg.
Blettenberg begeisterte das Publikum mit einer von natürlicher Musikalität, Eleganz und Klangschönheit getragenen Interpretation von Mozarts Klavierkonzert in A-Dur. Am Klavier verbindet ihn nicht das Geringste mit kämpferischen Tastenlöwen oder eitlen Blendern. Blettenberg artikuliert mit feiner Sensibilität, phrasiert organisch wie ein Sänger und enthält sich auch der derzeitigen Mode, Mozart so ruppig wie möglich gegen den Strich zu bürsten. Die Tasten bedient er mit den Fingerspitzen und nicht mit der Pranke. Runder und schöner lässt sich Mozart kaum zum Klingen bringen.
Trotz seiner jungen Jahre hat sich Blettenberg schon einen Namen als „dirigierender Pianist“ gemacht. Dabei kann er seine Klangvorstellungen ideal auf das Orchester übertragen und animiert die Philharmoniker zu einem adäquaten Spiel in Samt und Seide.
Die Philharmoniker klangen unter Blettenberg noch eine Spur feiner als unter der Leitung Weils, der das Konzert mit der Ouvertüre zur Oper „Lucio Silla“ des Mozart-Freundes Johann Christian Bach eröffnete. Und zwar mit den Qualitäten und der Hingabe eines Dirigenten, der sich mit dem Werk des Bach-Sohns besonders intensiv auseinandergesetzt hat. Ein Spiel voller Spannkraft, klanglich kontrolliert, lebendig und im Mittelteil von einem Oboensolo in purer Schönheit geadelt.
Anton Bruckners etwas vernachlässigte Zweite Symphonie ist natürlich aus anderem Holz geschnitten. Dennoch weist Weils Gestaltung des nicht sonderlich geliebten und mit Sicherheit unterschätzten Werks ähnliche Attribute auf. Weil hört Bruckner weniger aus der Perspektive der Spätromantiker, sondern sieht ihn als Zeitgenossen von Brahms. Entsprechend schlank formt er das Klangbild, das auch in den mächtigen Höhepunkten durchhörbar und beherrschbar bleibt. Weil führt die melodischen Linien sorgfältig und mit gebotener Gelassenheit aus, so dass eine Bruckner-Interpretation ohne Muskelspiel und Fettansatz gelingen konnte. Damit legte er zugleich die Meriten des Werks frei, die bei robusteren und massiveren Zugriffen leicht überspielt werden.
Insgesamt also eine Ehrenrettung für das Werk und eine Bestätigung für die Qualitäten des ehemaligen Generalmusikdirektors. Und mit der Vorstellung des hoffnungsvollen Talents Aris Alexander Blettenberg erhielt der Abend ein zusätzliches Schaumkrönchen. Das Publikum war begeistert.
>>Acht Jahre lang Duisburger Generalmusikdirektor
Bruno Weil ist am 20. November mit dem Duisburger Musikpreis ausgezeichnet worden, der zum 27. Mal durch die Stadt und die Köhler-Osbahr-Stiftung vergeben wurde. Er war von 1994 bis 2002 Generalmusikdirektor.
Weil verbinde die Souveränität des erfahrenen Kapellmeisters mit dem wachen Geist des musikalischen Aufklärers, so die Jury. Er konnte in seiner Amtszeit die Klangkultur der Philharmoniker maßgeblich verfeinern.