Duisburg. . Die Landtagswahl-Kandidaten von vier Parteien diskutierten vor Zehnklässlern am Landfermann-Gymnasium. Die G8-Debatte war ein wichtiges Thema.

Podiumsdiskussionen dienen Politikern dazu, potenzielle Wähler zu überzeugen. Das war am Donnerstag in der Aula des Landfermann-Gymnasiums nicht möglich. Landtagskandidaten aus vier Parteien stritten in der Aula vor Schülern der Jahrgangsstufe 10 – die zumeist 16-Jährigen sind bei der Wahl am 14. Mai noch nicht stimmberechtigt.

Sarah Philipp (SPD), Petra Vogt (CDU), Rainer Weiß (FDP) und Andrea Wörle (Bündnis 90/Die Grünen) waren der Einladung des Schülers Anas Nafile gefolgt und standen Rede und Antwort. Lukas Hirtz (Die Linke) nahm trotz positiver Rückmeldung nicht teil, die AfD hatte auf die Anfrage der Schule gar nicht erst reagiert.

G8/G9: Alle Parteien für Wahlmöglichkeiten

Eine Politiker-Runde in der Schule kann die aktuelle Diskussion über die Reform des G8-Abiturs nicht ausklammern. „Wir wissen, dass bei vielen Schülern und Eltern eine hohe Unzufriedenheit mit G8 herrscht“, sagte die gelernte Lehrerin Vogt. „Es gibt aber auch Schulen, an denen das System funktioniert. Dort würde ein Wechsel zu G9 für Schwierigkeiten sorgen.“ Parteiübergreifende Einigkeit: Alle sprechen sich für eine Wahlmöglichkeit zwischen beiden Varianten aus. CDU und FDP plädieren für eine Wahlmöglichkeit der Schulen, SPD und Grüne wollen das dem einzelnen Schüler überlassen. „Unser G8-Flexi-Modell sieht vor, dass sich die Sekundarstufe 1 von fünf auf sechs Jahre verlängert. Darüber hinaus darf jeder Schüler selbst entscheiden, ob er sein Abitur in 12 oder 13 Jahren absolviert“, erklärt Philipp.

Lehrermangel beschäftigt die Politiker

Auch für Lehrermangel und Unterrichtsausfall haben die Parteien unterschiedliche Lösungsansätze: CDU und FDP plädieren für Unterstützung der Pädagogen. „Sie müssen von bürokratischen Aufgaben befreit werden“, sagte Weiß, „Schulverwaltungsassistenten könnten das übernehmen.“ Problematisch findet Sarah Philipp, dass Lehrer sich ihren Standort aussuchen dürfen – Duisburg sei nicht immer die Erstwahl. „Um auch in sozial schwächeren Regionen ausreichend qualifiziertes Personal zu erhalten, wollen wir für solche Kommunen eine Prämie ausloben“, so Phillip. Andrea Wörles Vorschlag: „Vielleicht müssen wir neue Studiengänge, zum Beispiel Schulmanagement, einführen.“

Fördergelder für die Sanierung von Gebäuden

Eine Schülerin berichtete von ihrer Wunschvorstellung, dass sich nach den Sommerferien die Ausstattung der Schule verbessern würde. SPD-Kandidatin Philipp konnte mit dem Förderprogramm „Gute Schule 2020“ Hoffnung machen. „Die Landesregierung stellt zwei Milliarden Euro für die Ausstattung der Schulen in NRW bereit. Duisburg erhält davon 86 Millionen“, sagte Philipp. Dass sie all das interessiert – diesen Eindruck erweckte eine Mehrheit der Schüler schon. „Wer würde wählen, wenn er dürfte?“, fragte Andrea Wörle. Da gingen – nicht überraschend – alle Finger hoch. Hundert Prozent Wahlbeteiligung – davon träumen wohl alle Kandidaten.

Ein Schüler als Organisator der Debatte 

Anas Nafile ist an Politik interessiert. Seit Januar 2015 ist der Schüler Mitglied in der SPD. Die Idee, die Diskussion im Landfermann-Gymnasium zu organisieren, kam ihm bei der Jusos-Landeskonferenz in Düsseldorf.

Als erstes hat er sich an Sarah Philipp gewendet und ist bei ihr auf Begeisterung gestoßen. Danach fragte er bei den anderen Parteien an.

Die Idee sei, bei Gleichaltrigen das Interesse für Politik zu wecken. „Bei der Brexit-Entscheidung der Briten hat man gesehen, was passieren kann, wenn junge Menschen nicht zur Wahl gehen“, sagt Anas. Die Wahlbeteiligung der jungen Menschen findet er deshalb sehr wichtig.

Weitere Themenschwerpunkte in der Debatte waren Chancengleichheit und innere Sicherheit.