Duisburg. . Einmal im Jahr durchstreift das DVG-Reinigungsteam samt Riesensaugwagen die zwölf Kilometer langen U-Bahn-Tunnel. Putzteufel kommen in der Nacht.
- Ein Reinigungsteam der DVG und ein Riesensaugwagen säubern einmal im Jahr die U-Bahn-Tunnel
- Beim nächtlichen Einsatz kommen in den zwölf Kilometer langen Röhren acht Tonnen Müll zusammen
- Beim Großreinemachen wurden schon Autoreifen, Damenbinden und Kinderwindeln gefunden
Was haben sie hier unten nicht schon alles gefunden! Ob Schlüpfer oder Büstenhalter, Damenbinden oder Kinderwindeln, Schuhe oder Autoreifen, Fahrradwracks oder Geldbörsen: Im Untergrund wartet auf die Reinigungskräfte der DVG bei jeder Tour viel Unerwartetes. Alle vier bis fünf Wochen steht eine Standard-Putzrunde an, aber nur einmal im Jahr das ganz große Reinemachen in Duisburgs zwölf Kilometer langem U-Bahn-Tunnelsystem. Die WAZ kletterte beim nächtlichen Saubermachen einmal mit ins Gleisbett.
Hilfe vom „Riesen-Staubsauger“
Kurz vor 21 Uhr. Treffpunkt ist die Schwanenstraße/Ecke Unterstraße. Von hier aus sind es nur wenige Meter bis zum Eingang in die Tunnelröhre. Eine letzte Straßenbahn der Linie 901 fährt an uns vorbei hinunter zur Haltestelle „Duisburg Rathaus“. Danach wird das Gleis in Fahrtrichtung Duissern und Mülheim dicht gemacht. Aus Sicherheitsgründen. Denn jetzt kommt die Reinigungs-Crew! Und mit ihr der SAB 2000. Hinter dieser Abkürzung verbirgt sich ein Gleisbettreiniger. Wer sich dieses straßen- und schienentaugliche Fahrzeug in Knallgelb aber mal genauer anschaut, der würde es wohl eher „Riesen-Staubsauger“ nennen.
„Den holen wir nur bei unserer einmal im Jahr stattfindenden Großreinigungs-Aktion dazu“, erklärt Ralf Rostek (52). Der Bahnbaumeister ist seit 1996 DVG-Mitarbeiter und er koordiniert die Reinigungseinsätze. In dieser Nacht ist der Tunnel zwischen dem Rathaus und der Haltestelle Lutherplatz an der Reihe, danach folgt jene Röhre, die von Meiderich bis in die Innenstadt führt. „Addiert bis zu acht Tonnen Müll holen wir in diesen beiden Nächten aus den Tunneln“, sagt Rostek.
Steuerung per Schalttafel
Das Saug-Fahrzeug gehört nicht zur Fahrzeugflotte der DVG, sondern kommt von einer Partnerfirma. Zbigniew Krause und Frank Voß steuern das mit zwei Dieselmotoren angetriebene PS-Ungetüm. Dafür brauchen sie nicht einmal im Fahrerhaus zu sitzen. „Das funktioniert auch mit dem Bedienteil hier hinten“, sagt Voß und zeigt auf eine Art Schalttafel mit Hebeln und Knöpfen, die im Außenbereich auf der Rückseite des Fahrzeugs zu finden ist. Sofort springen die fünf mächtigen Saugrohre ins Auge, deren Köpfe auf Gleishöhe justiert sind. Sie „fressen“ alles an Überresten, was auf dem Schotterbett liegt.
Und das ist so Einiges. Denn vor dem Saugwagen läuft ein Reinigungstrupp her. Jeder der Männer in den stahlblauen Arbeitshosen und den leuchtend-orangefarbenen Warnwesten hat einen Metallbesen in der Hand. Mit dem kann der Müll auch aus den entlegensten Winkeln der Tunnelröhre dorthin gezogen werden, wo wenige Augenblicke später der Saugwagen in Schrittgeschwindigkeit sein säuberndes Abendwerk verrichtet.
Mundschutz schützt gegen Staub im Schotterbett
„Wichtig ist für uns hier unten der Mundschutz“, sagt Pedro Garcia. Der 57-jährige DVG-Mann aus Aldenrade erzählt von der immensen Staubentwicklung, die aus dem Beseneinsatz resultiert. „Hier gibt es viel Staub – etwa den Betonstaub der Röhre, aber auch den von der abgefahrenen Oberleitung“, erzählt er. Auf den Stromabnehmern der Straßenbahn befindet sich Schleifkohle. „Und die scheuert sich bei jeder Fahrt ab und landet als Staub hier im Schotterbett“, erklärt Garcia, der in seinem DVG-Alltag im Gleisbau arbeitet.
Bekämpfung der Brandgefahr
Der erste U-Bahnhof, den wir erreichen, ist „Duisburg Rathaus“. Hier säubern die Besen besonders gründlich – besonders entlang und unterhalb der Bahnsteigkante. „Das machen wir aus Brandschutzgründen“, berichten Bernd Topeit (61) aus Meiderich und Dirk Messner (52), die zum Reinigungsteam gehören. Denn in den Bahnhöfen werfen leider viele Fahrgäste ihren Abfall nicht in einen der zahlreichen Mülleimer – sondern aufs Gleis. „Unter der Bahnsteigkante sammelt sich schnell Laub und weggeworfenes Papier. Wirft dann noch einer seiner brennende Kippe dort hin, kann es schnell gefährlich werden“, so die Reiniger.
Bis 0.30 Uhr wollen sie die Strecke bis zum Lutherplatz gepackt haben. Denn dann geht es auf der anderen Seite – dem Gleis in Richtung Ruhrort – wieder zurück bis zur Schwanenstraße. „Bis 3.25 Uhr wollen wir durch sein“, kündigt Koordinator Ralf Rostek an. Denn kurz darauf rollen schon wieder die ersten Bahnen, beginnt der frühmorgendliche Berufsverkehr.
Kuriosester Fund war diesmal ein einzelner, herrenloser Schuh.
Im Untergrund
