Duisburg. . Bei der Schwerpunktkontrolle der DVG an der Haltestelle „Duisburg Rathaus“ wurde sechs Stunden am Stück jeder Fahrgast in jeder Bahn überprüft.
- DVG führte am Donnerstag an der Haltestelle „Duisburg Rathaus“ eine Schwerpunktkontrolle durch
- 21 Kontrolleure, neun Polizisten und vier Kräfte des Sicherheitspersonals kooperierten dabei
- Sechs Stunden am Stück wurde dort jeder Fahrgast kontrolliert: 153 Schwarzfahrer ertappt
Die 901 mit Fahrtziel Mülheim fährt in den U-Bahnhof „Duisburg Rathaus“ ein. In Dreierteams formieren sich die Ticketkontrolleure in ihren blauen DVG-Westen an jeder der Straßenbahn-Türen. Diese schwingen auf. Wer hinaustritt, muss seine Fahrkarte vorzeigen. Wenige Sekunden später betritt das Personal die Bahn, um jeden einzelnen Fahrgast zu kontrollieren. Die Kollegen des Sicherheitspersonals in ihren dunklen Dienstoveralls begleiten sie. Allein ihre körperliche Erscheinung flößt Respekt ein. Draußen auf dem Bahnsteig stehen zudem neun Polizisten, die bei besonders renitenten Zeitgenossen eingreifen. Aber das bleibt bei dieser Schwerpunktkontrolle die Ausnahme.
Vorbesprechung ab 7 Uhr
Für die 21 Ticketprüfer beginnt dieser Tag um 7 Uhr mit einer Vorbesprechung im DVG-Büro am Harry-Epstein-Platz in der City. Iris Schiffer, eine von zwei Teamleiterinnen, betont noch einmal, was wichtig ist: „Die Störung durch diese Kontrollaktion soll für unsere Fahrgäste im kleinstmöglichen Rahmen bleiben.“ Das heißt für die Kontrolleure: sich schnell, diszipliniert und höflich durch die mit bis zu 180 Fahrgästen prall gefüllten Straßenbahnen zu bewegen.
„Die Weiterfahrt soll sich trotz dieser Kontrolle um maximal zwei bis drei Minuten verzögern“, sagt Peter Scharping. „Wir wollen ja den Fahrplan einhalten.“ Der 62-jährige Laarer, der heute in Mülheim lebt, ist an diesem Tag der Leiter dieses Einsatzes und im Alltag für das insgesamt rund 30-köpfige Kontrolleurteam verantwortlich. Die „Schwarzfahrer“-Quote lag in Duisburg zuletzt immer konstant zwischen fünf und sechs Prozent. „Für uns entsteht dadurch ein wirtschaftlicher Schaden von rund fünf Millionen Euro pro Jahr“, so Scharping.
Mehr Personal ist ein Wunsch
Gern würde er das Kontrolleurteam personell besser ausstatten. Doch das sei nun mal immer auch eine Frage des Geldes, so Scharping. „Köln hat nur doppelt so viele Einwohner wie Duisburg. Aber dort gibt es 225 Kontrolleure statt 30 wie bei uns“, sagt der Einsatzleiter. Kein Wunder, dass die Ertappten-Quote in der Domstadt zuletzt auf zwei Prozent gedrückt werden konnte.
Die nächste Bahn fährt ein. Anil Cagliyan (24) zückt sein Prüfgerät und legt los. Seit vier Jahren ist der junge Mann aus Vierlinden DVG-Kontrolleur. Und natürlich hat er in dieser Zeit schon die Schattenseiten seines Berufs kennen lernen müssen. „Am schlimmsten sind die Leute, die sofort aggressiv werden und uns sogar körperlich attackieren.“
Angriff auf Kontrolleur mit Metallkette
Bei seinem schlimmsten Fall habe ein Fahrgast ohne Ticket nachts an der Haltestelle Scholtenhofstraße mit einer schweren Metallkette nach ihm und seinen beiden Kollegen geschlagen. „Der war auf Drogen. Wir konnten ihn dann festhalten, bis die Polizei eintraf“, so Cagliyan. Einer seiner Kollegen erlitt dabei eine schwere Knieverletzung. Zum Glück seien solche Übergriffe aber die Ausnahme.
Sechs Stunden am Stück wird jede Bahn kontrolliert, die an dieser Haltestelle stoppt. Und in jeder treffen die Prüfer auf Fahrgäste ohne Ticket. Mal sind es fünf, mal zehn. „Wir bitten die Leute dann aus dem Wagen und klären den Sachverhalt auf dem Bahnsteig“, erläutert Einsatzleiter Scharping das Prozedere.
Das Ticketstempeln vergessen
Manche gestehen ihr Versäumnis klaglos ein und zücken gleich den Personalausweis, damit die Kontrolleure alle relevanten Daten auf der Quittung notieren können, die jeder Schwarzfahrer erhält. Es gibt aber immer auch solche, die sich herausreden wollen. Mal habe der Automat keinen Geldschein akzeptiert, mal habe man das Abstempeln vergessen. Ein junger Mann ist mit dem Sozialticket eines Bekannten unterwegs. „Das ist nicht auf sie übertragbar“, erklärt der Kontrolleur. Die Strafe: 60 Euro. Es besteht die Möglichkeit des Einspruchs. Die Entscheidung, wer die Strafe zahlen muss, fällt letztlich die DVG-Kundendienststelle. „Wir entscheiden hier gar nichts“, stellt Kontrolleur Cagliyan klar. „Wir stellen hier nur den Sachverhalt fest.“
Schwerpunktkontrolle der DVG