Duisburg. Rund 2500 Mitarbeiter von Thyssen-Krupp Steel legten am Dienstag die Arbeit nieder aus Prostest gegen das Arbeitgeberangebot in der Tarifrunde.

  • Zum ersten Warnstreik in der laufenden Tarifrunde legten rund 2500 Thyssen-Krupp-Mitarbeiter die Arbeit nieder
  • Die IG Metall fordert neben Lohnzuwachs vor allem die Sicherung der Regelungen der Altersteilzeit
  • Gewerkschaft und Belegschaften sind bereit für weitere Aktionen im Tarifkonflikt

1,3 Prozent mehr Lohn haben die Arbeitgeber am Montag den Stahlbeschäftigten angeboten, und die reagierten umgehend: Am Dienstag folgte die Frühschicht bei Thyssen-Krupp Steel dem Aufruf der IG Metall zum Warnstreik, am Mittwoch ist die Belegschaft im Thyssen-Krupp-Werk in Hüttenheim zur Arbeitsniederlegung aufgefordert und in der nächsten Woche soll bei den Hüttenwerken Krupp-Mannesmann die Arbeit ruhen.

Rund 2500 Stahlbeschäftigte waren am Dienstagmorgen vor Tor 1 in Bruckhausen zusammengekommen, wo Dieter Lieske, 1. Bevollmächtigter der Duisburger IG Metall, den Tarifvorschlag der Arbeitgeber als „Mickerangebot“ zurückwies. Die Belegschaften hätten im vergangenen Jahr, unter anderem durch große Stahlaktionstage, gekämpft für politische Rahmenbedingungen zur Sicherung der deutschen Stahlindustrie und hörten von den Arbeitgeber trotz „weitgehend ausgelasteter“ Anlagen nichts als „Genörgel“ über die wirtschaftliche Lage der Unternehmen. Für die größte Schieflage seien aber gerade nicht die Arbeitnehmer verantwortlich: „Fangt nicht an“, so Lieske an die Adresse der Thyssen-Krupp-Vorstände, „uns eure brasilianischen Abenteuer-Touren auf den Deckel zu schreiben.“

„Wir wollen, dass die Menschen in der Stahlindustrie in Würde ausscheiden können“

Außer einer Einkommensverbesserung um 4,5 Prozent fordert die IG Metall in der aktuellen Tarifrunde die Fortsetzung der erweiterten Mitbestimmung der Betriebsräte beim Einsatz von Werkverträgen und vor allem der Altersteilzeitregelung: „Wir wollen, dass die Menschen in der Stahlindustrie in Würde ausscheiden können“, fordert IG Metall-Bezirksleiter und Verhandlungsführer Knut Giesler. Auch er verwies auf die Aktionen der Belegschaften im Vorjahr: „Wir haben es geschafft, dass die Politik sich bewegt.“ Und man könne auch Arbeitgeber bewegen: „Wir sind in der Lage, einen Gang höher zu schalten.“

Klare Worte zum Arbeitgeberangebot gab’s auch von Günter Back, Betriebsrats-Chef von Thyssen-Krupp Steel: „Grottenschlecht“ sei deren Gehaltsvorschlag, „ungehörig“ gegenüber den seit Jahrzehnten Arbeitenden die Vorstellungen der Unternehmensführungen zur Fortsetzung der Altersteilzeitregelungen. Es sei die Belegschaft gewesen, die in den jüngsten Krisenzeiten den deutschen Stahlbranchen-Primus am Laufen gehalten hätte, unter anderem durch Einkommensverzicht in Form der 31-Stunden-Woche: „Wir sind jeden Cent der 4,5 Prozent schon heute wert.“ Und wenn der Stahlvorstand sparen wolle, solle er bei sich anfangen und den Vorstandsposten wieder abschaffen, der wegen der brasilianischen, jetzt verkauften Hütte einst eingerichtet worden war.