Duisburg-Hamborn. . Der 55. Zug steht an. Doch nun soll die Karnevalsgesellschaft Rot-Weiß Hamborn-Marxloh die Strecke vor terroristischen Angriffen schützen.

  • Der Niederrheinische Kinderkarnevalszug hat Tradition. Er besteht seit Jahrzehnten
  • Zigtausend Menschen pilgern am Sonntag vor Rosenmontag in den Duisburger Norden, um dabei zu sein
  • Nach dem Anschlag in Berlin müssen die Zufahrten gesichert werden. Dafür fehlt dem Veranstalter das Geld

Der traditionelle Kinder-Karnevalszug vom Hamborner Altmarkt über die Duisburger Straße bis ins Marxloher Herz steht auf der Kippe. Dreimal haben sich die Jecken der 1. Großen Karnevalsgesellschaft Rot-Weiß Hamborn-Marxloh (KG) inzwischen mit städtischen Mitarbeitern getroffen, um die Bedingungen abzusprechen, unter denen der Zug mit zuletzt über 60 000 Besuchern stattfinden könnte. Eine Lösung fand sich auch am Montag nicht.

Stadt Duisburg will nach einer Lösung suchen

Am Mittwoch, 1. Februar, sollen die Würfel fallen, wie KG-Geschäftsführer Axel Koch und Präsident Wolfgang Swakowski im Gespräch mit unserer Redaktion sagten: „Wir haben unser Sicherheitskonzept vorgelegt, jetzt ist die Stadt am Zug.“

Die Stadt Duisburg verlangt nicht nur das seit Jahren übliche Sicherheitskonzept, sondern wegen der Risiken durch terroristische Anschläge mit Fahrzeugen – Stichwort: Anschlag in Berlin – nun auch massive Straßensperren entlang der Strecke. Und die ist in Hamborn/Marxloh so lang wie sonst nirgends in der Stadt, nämlich 7,5 Kilometer.

70 Fahrzeuge müssten die Zufahrten abriegeln

„Wir müssten jede Stichstraße mit Fahrzeugen abriegeln“, sagen die beiden Hamborner. Selbst auf einer wegen dieser neuen Situation auf 5,5 Kilometer verkürzten Strecke hieße das: 47 Einmündungen sichern. Teilweise seien die Straßen so breit, dass mehrere Fahrzeuge benötigt würden – summa summarum mindestens 70 Pkw und Lkw. „Die haben wir nicht, die können wir auch nicht beschaffen und erst recht nicht versichern“, so Axel Koch. Er habe bei der Versicherung nachgefragt und eine Absage bekommen.

Fahrzeuge allein reichen im übrigen nicht: Bei jedem Wagen muss auch ein Fahrer sein, der das Auto notfalls schnell entfernen kann. „Wie sollen wir das bezahlen? Wir sind ein kleiner Verein“, sagt Swakowski.

Bislang nur drei Zugausfälle in fünf Jahrzehnten

Präsident Wolfgang Swakowski (l.) und Geschäftsführer Axel Koch.
Präsident Wolfgang Swakowski (l.) und Geschäftsführer Axel Koch. © Kerstin Bögeholz

Die Rot-Weißen hoffen, dass die Stadt die Absperraufgaben übernimmt, ansonsten müsste der Zug abgeblasen werden. „Die Sicherheit geht vor“, sagen sich Präsident und Geschäftsführer.

Der Hamborner Zug würde in diesem Jahr zum 55. Mal stattfinden. Seit der Einführung ist er bislang nur dreimal abgesagt worden: 1962 wegen der Sturmflut-Katastrophe in Hamburg, in den 1970er Jahren wegen eines Schneesturms und dann noch einmal wegen des ersten Golfkriegs in den 1980er Jahren.

Kinderzug kostet den Verein schon jetzt 18.000 Euro

Rund 80 Prozent der Besucher seien Kinder, sagt Wolfgang Swakowski, der nicht nur Präsident, sondern auch Zugführer ist. Ihretwegen täte es ihm sehr leid, wenn die Party platzen würde.

Die Stadt habe zugesagt, nach Möglichkeiten der Wegesicherung zu suchen. An den Kosten allerdings könne sich die KG nicht beteiligen, das sitze beim besten Willen nicht drin. Der Kinderzug kostet den Verein bislang schon knapp 18 000 Euro.

Zahlen zum Kinderkarnevalszug

Der Kinderzug im Duisburger Norden hat zu Hochzeiten bis zu 200 000 Menschen angelockt. Das Rekordjahr war 2005. Vergangenes Jahr wurden etwa 60.000 Zuschauer gezählt.

24 Karnevalswagen, 16 Fußtruppen und vier Kapellen sollen in diesem Jahr auf die Strecke gehen. Rund 800 Aktivewollen an dem Umzug teilnehmen, darunter das Kinderprinzenpaar Dustin I und Nina I..

Für den Traditionszug, der in diesem Jahr zum 55. Mal laufen soll, sind acht Tonnen Kamelle gekauft worden. Die Straßenparty gilt laut Veranstalter als größter Kinderkarnevalszug Europas.