Duisburg-Hochfeld. . Petra Siebert ist die erste Bezirksbeamtin in Hochfeld. Die taffe Polizistin verschafft sich Respekt, ist aber auch Freundin und Helferin.

  • Petra Siebert war die erste Frau, die als Bezirksbeamtin in Duisburg im Einsatz war
  • Hochfeld schreckt sie nicht ab: „Den Stadtteil kannte ich schon vom Wach- und Wechseldienst“
  • Die Kollegen sind der Meinung: „Wenn wir eine Frau nach Hochfeld schicken, dann die Petra“

Polizeioberkommissarin Petra Siebert dreht eine Runde durch Hochfeld. „Das Haus ist leer“, sagt sie und zeigt auf ein heruntergekommenes Gebäude. Davon gibt es einige in dem Stadtteil, der sich in den vergangenen Jahren immer mehr veränderte. Zum Schlechteren, finden viele. „Hier mussten neulich auch ein paar Bewohner ausziehen. Die haben einfach alles in Säcke gepackt, auf die Straße gestellt und ins Nachbarhaus getragen. Das sah aus wie Sperrmüll. Als dann ein paar Passanten kamen und dachten, sie könnten sich bedienen, gab’s direkt Palaver.“

Petra Siebert war die erste Bezirksbeamtin, die auf Duisburgs Straßen unterwegs ist. Mittlerweile gibt es noch eine Kollegin für Duissern. Hochfeld schreckt sie nicht. „Den Bezirk kannte ich noch vom Wach- und Wechseldienst.“ Und die Kollegen hatten auch keine Bedenken. „Wenn wir eine Frau nach Hochfeld schicken können, dann die Petra“, hieß es.

Die Beamtin kennt ihre Pappenheimer

Die blonde Ermittlerin kennt ihre Pappenheimer, sie kann sich Respekt verschaffen. „Die Leute hören auf mich“, sagt sie. „Als Bezirksbeamtin bin ich manchmal auch Sozialhelferin.“ Etwa, wenn die Zugewanderten ihr Briefe vom Amt zeigen und nicht wissen, was dann zu tun ist. Petra Siebert hilft, erklärt, manchmal mit Händen und Füßen. „Das funktioniert.“ Oft unterstützen auch die Kinder, die schon zur Schule gehen. Sie übersetzen dann. Dafür kooperieren sie, wenn sie einen Haftbefehl zustellen muss. So wie heute.

Die Häuser in Hochfeld sind teilweise nicht bewohnbar.
Die Häuser in Hochfeld sind teilweise nicht bewohnbar. © Stephan Eickershoff

Sie betritt eines der heruntergekommen Gebäude. Ihren Humor hat sie nicht verloren: „Herein, hier ist immer Tag der offenen Tür.“ Klingeln gibt’s keine mehr, dafür an jedem Briefkasten drei verschiedene Namen. „Ich suche dieses Mädchen“, sagt Petra Siebert und zeigt einem Nachbarn ein Foto. „Eins, zwei?“ Der Junge nickt und zeigt in die zweite Etage hinauf. Sie stiefelt hinauf. „Gibt’s hier kein Licht? Strom abgestellt?“ Die Hochfelder Bezirksbeamten unterstützen auch die städtische Task Force „Schrottimmobilien“ bei den Einsätzen. Petra Siebert hat schon viel gesehen. Die Wohnung, in der das Mädchen wohnen soll, macht allerdings einen gepflegten Eindruck.

Die Mutter öffnet, die Tochter sei nicht da. „Sie muss sich am 10. um 7 Uhr bei uns einfinden“, wird ihr erklärt. Die Mutter nickt, die Tochter werde kommen. Petra Siebert oder einer ihrer Kollegen wird am 10. auf sie warten. Oft sind es kleinere Delikte, Diebstähle beispielsweise oder wiederholtes Erschleichen von Leistungen, für die sie Strafbefehle zustellt. Können die Verurteilten die Tagessätze nicht zahlen, droht ihnen Knast. „Die DVG ist oft bei uns. Das ist eine beliebte Strecke, auf der kontrolliert wird. Wir müssen dann die Personalien der Schwarzfahrer feststellen.“

Unterwegs im Bezirk zu Fuß oder mit dem Rad

Als Bezirksbeamtin ist sie zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs. „Morgen Maria“, grüßt die 49-Jährige, eine stadtteilbekannte Frau, die im Hauseingang kauert. Niemand weiß so richtig, wie sie wirklich heißt. „Maria“ grüßt freundlich zurück.

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Von Fabienne Piepiora (Text) und Fabian Strauch (Fotos)

Die Duisburgerin, die sich manchmal noch freiwillig für Einsätze im MSV-Stadion meldet, mag an ihrer Aufgabe, dass sie mehr Freundin und Helferin sein kann als bei früheren Einsätzen. „Wenn wir gerufen wurden und jemanden mitnehmen mussten, war die Stimmung eine andere.“

Bewerbung in den Semesterferien

Petra Siebert ist eher durch Zufall bei der Polizei gelandet. Nach dem Abitur hatte sie sich für die Fächer Sport und Französisch eingeschrieben und wollte Lehrerin werden. „Sport war kein Problem, aber mit Französisch würde ich heute noch studieren. Ich musste mein Latinum nachmachen...“ Ein Bekannter machte sie auf die Polizei aufmerksam – und brachte ihr Unterlagen mit. Zunächst geriet die Idee wieder in Vergessenheit, doch als sich eine Freundin ebenfalls bei der Polizei beworben wollte, reichte sie ihre Dokumente mit ein – und bestand die Prüfung. „Es waren noch Semesterferien, ich bin einfach hingegangen.“ Dann hat es ihr gefallen, und weil sie sich nicht zurückmeldete, wurde sie exmatrikuliert. Die Entscheidung hat sie nie bereut.