Duisburg. EU-Kommissar László Andor und Ministerpräsiedentin Hannelore Kraft besuchen am Freitag das Problemviertel Duisburg-Hochfeld. Bewohner wissen, wo Hilfe nötig wäre.

Mittagszeit in Hochfeld: Arbeiter machen Pause, Familien erledigen ihre Einkäufe. Im Döner-Restaurant „Mevlana“ von Orhan Kuzuoglu herrscht Hochbetrieb. Dass Freitag hoher Besuch aus Brüssel und Düsseldorf ins Viertel kommt, um die Zuwanderungssituation zu begutachten, weiß man auch hier. Und natürlich haben die Leute im Viertel ihre eigenen Ideen, wie man den Alltag in Hochfeld verbessern könnte.

„So schön wie in Düsseldorf sind die Straßen hier nicht“, sagt Restaurantbesitzer Kuzuoglu, „ganz ehrlich: Die Nebenstraßen sind in katastrophalem Zustand.“ Er findet, dass dringend Geld in die Ausbesserung fließen müsste. Ansonsten weiß er nicht, worüber sich viele so aufregen: „Ich bin seit 1992 hier und für mich ist Hochfeld schön“, sagt er, „das hier ist meine Heimat.“ Seine zweite Heimat. „Antalya in der Türkei, wo ich herkomme, ist natürlich auch schön“, fügt er schnell hinzu. Dann muss er los: Sein ältester Sohn wird gleich eingebürgert.

Kioskbesitzer und Landsmann Karakasch Hussein sieht die Sache kritischer: „Ich bin hier, weil ich hier sein muss“, sagt er, „am liebsten würde ich meine Wohnung verkaufen, aber selbst für eine Mietwohnung findet man oft monatelang keine Nachmieter.“ Was Hochfeld braucht? „Mehr Jobs“, da ist er sich sicher.

Die Forderung erheben an diesem Tag viele, die gefragt werden. Geld, sagen sie, kann man immer gebrauchen, aber was am schmerzlichsten fehlt, sind Arbeitsplätze. „Ich bin aus dem Münsterland hierhergezogen“, sagt Akan Keskin, „und bin erschrocken: Hier wohnen gar keine Deutschen. Hochfeld ist fast wie ein Schwarzen-Ghetto in den USA.“

Wilhelm Bergmann ist einer der wenigen Deutschen, die an dem Tag auf der Wanheimer Straße unterwegs sind. „Wir halten viel von Hannelore Kraft“, sagt er, „aber sie muss einfach mal unangekündigt durch Hochfeld fahren, wenn hier nicht für ihren Besuch aufgeräumt worden ist.“ Mehr Geld? „Nee, nicht noch mehr Geld verplempern“, sagen die Bergmanns, „hier muss eher mehr für Ordnung und Sauberkeit getan werden und die Polizei muss härter durchgreifen.“

Mirkan und Filiz Tatu, ursprünglich aus der Türkei, sind längst nach Rheinhausen gezogen, weil es ihnen in Hochfeld zu hässlich und kriminell geworden ist: „Man traute sich ja kaum auf die Straße.“ Ihr Wunsch: „Weniger Zuwanderung.“ Anastasiya Pirronello aus Bulgarien wohnt mittlerweile ebenfalls in Rheinhausen. „Mehr Geld für Integrationsprojekte und für Hauseigentümer würde Hochfeld helfen“, sagt sie, „die Fassaden sind oft nur heruntergekommen, weil die Besitzer kein Geld haben.“