Duisburg. Duisburgs Stadtförster genießt es, Heiligabend allein durch den Wald zu gehen. Aber erst, nachdem er mit Kindern eine Tanne geschmückt hat.

  • Förster Stefan Jeschke liebt es, am 24. Dezember in der Dämmerung in den Wald zu kommen
  • Das idyllische Winterbild der weihnachtlichen Futterkrippe im Wald sucht man in Duisburg vergebens
  • Die meisten Tiere machen keinen Winterschlaf, sondern halten lediglich eine Winterruhe

In Duisburg feiern die Waldtiere die Geburt des Jesuskindes auf jeden Fall gemeinsam mit ihrem Förster Stefan Jeschke. Der liebt es nämlich, am 24. Dezember in der Dämmerung in den Wald zu kommen: „Dann ist es hier wirklich wunderbar still. Es sind kaum noch Menschen unterwegs und es fühlt sich an, als ob die Stadt schläft.“

Vorher ist allerdings viel los im Duisburger Stadtwald. Am Heiligabend geht er um 11 Uhr (Treffpunkt am Aktienweg) gemeinsam mit vielen Kindern, „die die Zeit bis zur Bescherung nicht mehr abwarten können, in den Wald. Wir schmücken einen Tannenbaum“, erzählt er.

Um mit Artgenossen Weihnachten zu feiern

Neben bunten Bändern und selbst gebasteltem Schmuck finden auch Meisenknödel und andere Leckereien den Weg an die Zweige. Schließlich ist ja Weihnachten und das gilt auch für das Federvieh. „Auch wenn die Vögel bei unserer Witterung ihre Nahrung problemlos so finden, ist es nicht unbedingt schädlich, Futter hinzustellen“, so Jeschke.

Vor allem, weil es sogar Vögel gibt, die extra in den riesigen Forst kommen, um gemeinsam mit den heimischen Artgenossen Weihnachten zu feiern. „Der Bergfink kommt jedes Jahr aus dem Norden zu uns und überwintert hier“, erklärt Jeschke, der seit 1993 das Gehölz betreut und seine kleine weihnachtliche Tiergemeinde genau kennt.

An Heiligabend schmückt Stadtförster Stefan Jeschke schon traditionell mit KIndern einen Tannenbaum im Stadtwald.
An Heiligabend schmückt Stadtförster Stefan Jeschke schon traditionell mit KIndern einen Tannenbaum im Stadtwald. © Stephan Eickershoff

Auf die Singdrossel muss er leider verzichten, die ist schon vor Wochen in den Sommerurlaub geflogen, aber der Schwarzspecht, die Amsel und die Buchfinken freuen sich schon auf die weihnachtlichen Extraleckereien in der Tanne.

Eine Futterkrippe gibt es nicht

Sonst werden die frei laufenden Tiere in Duisburg im Winter nicht gefüttert. Es gibt selten eine geschlossene Schneedecke, die mehrere Tage anhält. „Dann müssten wir dafür sorgen, dass das Rotwild genügend Futter bekommt, sonst knabbern die Tiere aus Not heraus die Bäume an und das wollen wir nicht.“ Das klassische idyllische Winterbild der weihnachtlichen Futterkrippe im Wald wird man in Duisburg also vergebens suchen. Dafür gibt es viele andere kleine und große Festbesucher, die sich im Winterwald wunderbar alleine versorgen können.

„Die meisten Tiere machen keinen Winterschlaf, sondern halten lediglich eine Winterruhe“, erklärt Jeschke. Deshalb huschen sie doch gelegentlich über den Waldboden und suchen nach Nahrung. Wer also zu Weihnachten im Wald Geduld mitbringt, wird staunen, wen er alles treffen kann. Einer der im Winter am häufigsten vorkommenden Waldbewohner ist der kleine Frostspanner. Ein kleiner brauner Schmetterling, der tatsächlich direkt an der Buchenrinde des nächsten Baumes auszumachen ist.

Auf Futtersuche müssen sich die Wildschweine im Gehege nicht begeben. Sie haben immer ihre „Futterkrippe“ vor dem Stall.
Auf Futtersuche müssen sich die Wildschweine im Gehege nicht begeben. Sie haben immer ihre „Futterkrippe“ vor dem Stall.

Dicht gefolgt vom Eichenwickler, einem Artgenossen, der ebenfalls munter durch den Weihnachtswald flattert. Ebenso emsig wuselt die Waldmaus umher und freut sich auf die üppige Bescherung aus hinabgefallenen Eicheln. Ein Festschmaus für kleine Weihnachtsmäuse. Sie muss sich allerdings vor dem Iltis und den Wieseln in acht nehmen, denn auch die sind im Winter keinesfalls verschlafen, sondern putzmunter.

Nur die Fledermäuse schlafen

„Klassischen Winterschlaf halten bei uns beispielsweise die Fledermäuse. Sie hängen in Gruppen in den leeren Spechthöhlen der alten Buchen. Ihr Herz schlägt nur einmal in der Minute. Das ist hundertmal weniger als sonst“, erklärt Jeschke. Auf diese Gäste wird Stefan Jeschke also bei seiner persönlichen Waldweihnachtsfeier verzichten müssen.

Aber mit den ganzen Häschen, Kaninchen, Rehen, Schmetterlingen und auch Wildschweinen (allerdings nicht frei laufend, dafür laufen im Stadtforst zu viele Hunde herum) wird es ein wunderbares Weihnachtserlebnis im Wald werden. Man muss nur genau hinschauen, hinhören und Zeit haben. Viele Gäste sind scheu und zeigen sich nur zögerlich. Doch dann verspricht der Förster einen artenreichen und lebendigen Heiligabend für jeden, der Stille und Besinnlichkeit in der Natur sucht.