Duisburg. . Duisburgs Stadtförster Stefan Jeschke erzählt beim Rundgang durch den Stadtwald Wissenswertes zu den so schmackhaften Schmarotzern.
Nach zwei Todesfällen im Raum Münster hat die Stadtverwaltung Duisburg eine Warnung vor Pilzvergiftungen herausgegeben. Doch wie gefährlich sind die Pilze in unseren Wäldern? Zum Start der Saison ist unsere Redaktion mit Stadtförster Stefan Jeschke „in die Pilze gegangen“.
Mit Korb und Ratgeberbuch unter dem Arm macht sich Stefan Jeschke auf den Weg zur Pilzsuche im Stadtwald. Das erste Exemplar findet der Förster direkt in seinem Garten. „Das ist ein Schafs-Champignon“, analysiert der Experte. Er ist hellbraun, hat einen großen Schirm, landet aber nicht im Korb. Die Gefahr bei dieser Sorte ist seine Ähnlichkeit zum Knollenblätterpilz, dessen Verzehr für die beiden Männer im Raum Münster tödlich endete. „Es reicht nur ein Pilz. Das Gift wirkt sehr schnell auf die inneren Organe.“, erklärt Jeschke, der aus diesem Grund äußerst vorsichtig ist. „Ich bin mir zu 99 Prozent sicher. Den Knollenblätterpilz erkennt man an seiner dicken Knolle. In der Natur muss aber nicht immer alles so sein wie im Lehrbuch.“
Maronen-Röhrlinge landen im Korb des Försters
An einem Waldweg findet der gebürtige Duisburger einen Parasolpilz. Der große braune Schirm ist nicht zu übersehen. Für eine schmackhafte Pilzpfanne ist dieser gemeine Riesenschirmling aber nicht tauglich. „Der Schirm hat sich schon nach oben geklappt. Der schmeckt nicht mehr“, befindet Jeschke. Generell hat er Respekt vor Lamellenpilzen. „Da ist mir das Risiko zu groß. Die wertvollsten sind außerdem die Röhrenpilze“, ordnet er ein. Dort ist die Unterscheidung auch deutlich einfacher. Der einzige giftige Röhrenpilz ist der Statans-Röhrling, den rote Punkte am oberen Ende kennzeichnen.
Den ersten attraktiven Fund macht der Stadtförster auf einer Waldlichtung hoch über Neudorf: Dort sprießen Maronen-Röhrlinge in Hülle und Fülle. Mehrere der etwa fünf Zentimeter hohen, dunkelbraunen Pilze landen im Korb des Försters. Mit einem einfachen Test erfährt Jeschke, ob seine Bestimmung des Pilztypus richtig ist. Mit dem Daumen drückt er kurz auf den Schwamm, der sich an der Druckstelle sofort blau färbt. „Das ist das Markenzeichen der Maronen.“ Mit einem Messer schneidet Jeschke die Pilze vorsichtig ab. „Uns interessiert ja nur der Fruchtkörper. Reißen wir den Pilz heraus, zerstören wir auch den Pilzmyzel unter der Erde“, klärt der Förster auf. Über den Myzel sind die Pilze, die ja Schmarotzer sind und mit Bäumen zusammenleben, mit diesen verbunden.
Früher durfte nur der Adel Pilze sammeln
Beim Streifzug durch den Stadtwald macht Jeschke auch einen überraschenden Fund. Tief im Wald hat sich der „König der Pilze“ versteckt: der Steinpilz. Bei der Entdeckung handelt es sich jedoch nicht um einen Zufallsfund. Jeschke deutet auf eine Eiche und sagt: „Die Steinpilze leben in einer Symbiose mit Eichen. Dass wir sie in Duisburg finden, zeigt, dass sich die Umweltsituation stark verbessert hat.“
Heute darf jeder fleißige Sammler die Steinpilze pflücken. „Früher waren sie dem Adel vorbehalten“, weiß Jeschke. Der Förster freut sich nach der erfolgreichen Suche schon auf sein Abendessen. „Die Pilze werden schön mit Zwiebeln, Pfeffer, Salz und Sahne zubereitet. Dazu gibt es ein Stück frisches Brot – herrlich“, frohlockt er. Gewaschen werden die Pilze davor nicht. „Da geht zu viel Aroma verloren. Den Dreck schneidet man besser mit einem Messer weg“, rät Jeschke.