Duisburg. Einen Tag nach der Brandkatastrophe stehen die Bewohner von Duisburg-Marxloh noch unter Schock. Das Haus an der Kaiser-Wilhelm-Straße 286 wurde am Montag zur Trauerstätte: Zahlreiche Menschen kamen vorbei, um der vier Brandopfer zu gedenken. Sie legten Rosen und Kuscheltiere nieder.
Die Pressemeldung der Polizei am Tag nach der Brandkatastrophe von Marxloh, bei der drei Kinder (zwei, vier und zehn Jahre alt) und ihre 44-jährige Tante ums Leben kamen, ist kein Trost: Ein sechsjähriger Junge hatte im Flur mit Feuer gespielt und Papier angezündet. Dadurch geriet ein im Treppenhaus abgestelltes Sofa in Brand und löste die Tragödie aus. Wie der Sechsjährige noch am Sonntag gestand, sei er weggelaufen, als er das Feuer nicht löschen konnte.
Das Haus an der Kaiser-Wilhelm-Straße 286 wurde am Montag zur Trauerstätte: Zahlreiche Menschen legten dort weiße und rote Rosen sowie Kuscheltiere nieder und zündeten rund 100 Kerzen an. In Briefen brachten einige zudem ihre Gefühle zum Ausdruck: „Ich weiß, sie sind im Himmel. Ihr seid Engel, wir vergessen Euch nicht”, hatte ein Kind geschrieben.
Warum mussten die Kinder sterben?
Den ganzen Tag über traf man Menschen vor dem Haus, die einfach nicht glauben wollten, was dort am Sonntagnachmittag geschehen war. Immer wieder fragten sich Passanten: Warum mussten die Kinder sterben? „Wir sind tief berührt, aber wir stehen zusammen. Deutsche und die Menschen aller 40 Nationen, die hier an der Straße leben”, sagt Wolfgang Köhler. Türken, Libanesen, Griechen und Deutsche nicken.
Aber es wurde auch – wie schon am Unglückstag – noch einmal Kritik an der Feuerwehr laut. Die habe viel zu lange gebraucht, bis sie am Einsatzort war, sagten zwei der Männer fassungslos, die am Sonntag den Mann per Leiter aus der brennenden Wohnung gerettet hatten. „Dabei haben wir doch mehrfach gesagt, dass Kinder in der Wohnung sind”, schüttelt Ismail Yükseldag (40) den Kopf. Einerseits wollen die Männer ihren Gefühlen Luft machen, andererseits die Wehr mit ihrer Kritik anspornen, in Zukunft noch schneller zum Unglücksort zu fahren: „Heute ist es in Marxloh passiert, morgen passiert es in einem anderen Stadtteil”, sagte Eyüp Egmen (43). Fassungslos steht Sandra Barthel (21), selbst Mutter, vor dem Haus, aus dem immer noch Brandgeruch dringt: „Das tut sehr weh”, sagt sie traurig.
Feuerwehr war in sechs Minuten vor Ort
Sechs Minuten nach dem Notruf war der Einsatzleiter der Feuerwehr vor Ort, 45 Sekunden später traf der Löschtrupp ein. Entgegen ersten Meldungen, dass Schaulustige die Löscharbeiten behindert hätten, schildert die Feuerwehr, dass es vielmehr aus deren Reihen Hilfe gab. Oliver Tittmann, stellv. Leiter der Duisburger Feuerwehr: „Einige halfen mit, einen Pkw zur Seite zu stellen.” Den Vater der Kinder hatten Nachbarn mit Hilfe einer Leiter gerettet.
Die am Montag laut gewordene Kritik, die Feuerwehr sei zu langsam vorgegangen, weist Tittmann zurück: „Die Zeitspanne empfinden in solchen Situationen viele subjektiv.” Dass man sich zunächst auf den Mann auf dem Dach konzentriert habe, sei unrichtig: „Zeitgleich mit der Rettung des Mannes über die Drehleiter sind drei Rettungstrupps in das Treppenhaus eingedrungen und haben dabei ihr eigenes Leben riskiert”, schildert Oliver Tittmann das Vorgehen seiner Leute. In der Wohnung im ersten Obergeschoss wurden wenig später die vier Opfer sowie zwei Hunde gefunden. Für ein Kind hatten sie zunächst noch die Hoffnung, es reanimieren zu können, was leider nicht gelungen war. Die anderen Opfer seien offensichtlich bereits tot gewesen.
Ob Rauchmelder die Tragödie verhindert hätten, vermochte Tittmann nicht zu sagen. „Sie hätten den Opfern aber zumindest mehr Zeit verschafft, weil sie anschlagen, sobald sie der erste Rauch auslöst.” Vielleicht wäre dann der Weg nach draußen noch möglich gewesen.
Spendenkonto eingerichtet
Die Duisburger Arbeiter-Wohlfahrt hat ein Spendenkonto eingerichtet: Stichwort „AWO-DU hilft”, Kto. 200 022 903, Sparkasse Duisburg, BLZ 350 500 00.