Duisburg. . Die Task Force Problemimmobilien hat zwei Häuser in Marxloh wegen gravierender Brandschutz- und Hygienemängel sowie Überbelegung geräumt.
- Die Task Force Problemimmobilien hat zwei weitere Häuser in Marxloh überprüft für unbewohnbar erklärt
- Die Begründung: gravierende Brandschutzmängel, Überbelegung und hygienisch unhaltbare Zustände
- 92 gemeldete Personen müssen sich eine neue Bleibe suchen. Eigentümervertreter ist uneinsichtig
Die Task Force Problemimmobilien hat zwei weitere Häuser in Marxloh überprüft und aufgrund gravierender Brandschutzmängeln, Überbelegung und hygienisch unhaltbaren Zuständen für unbewohnbar erklärt. Die Mieter aus Rumänien mussten die Häuser bis zum Abend verlassen. Danach wurden die Häuser verschlossen. Den Eigentümern ist eine Ordnungsverfügung zugestellt worden. Sie müssen die baulichen und hygienischen Mängel beseitigen und ein Belegungskonzept bei der Stadt einreichen, wenn sie wieder vermieten wollen.
82 Personen sind in einem Haus gemeldet
Von der Haustür ist nur noch der Rahmen übrig, die große Scheibe ist raus. Um ins Haus zu kommen, kann man einfach durchsteigen. Es ist 9 Uhr. Die Task Force gegen Problemimmobilien kontrolliert diesmal zwei Häuser in Marxloh. In einem sind 82 Personen gemeldet. Der Boden im Treppenhaus klebt. Es zieht ein beißender Geruch durch den Flur. In den Ecken liegen Apfelsinenschalen, Müllreste, Zigarettenkippen. Die Mitarbeiter des Ordnungsamtes und der Polizei klopfen an die Wohnungstüren, nur wenige lassen sich verschließen. Eine erste Türe öffnet sich. Eine junge schaut verunsichert raus, hinter ihr huschen Kinder in ein anderes Zimmer. „Wohnen Sie hier?“, fragt der Polizist. Sie scheint nicht zu verstehen. Spricht rumänisch. Die Dolmetscherin muss her.
Während die Personalien der Bewohner kontrolliert werden, prüfen TÜV und Feuerwehr das Haus auf Brandschutz- und hygienische Mängel. Beide gibt es reichlich. Die Rolläden in den Erdgeschosswohnungen lassen sich nicht hochziehen, damit ist der Rettungsweg durchs Fenster versperrt. Türen sind aus den Zagen, Kabelstrippen hängen aus den Wänden, Strom und Wasser sind seit Monaten abgesperrt. Dennoch ist es warm im Haus.
Das wundert Angelo Ferrara vom Netzbetreiber nicht. Es seien schon einmal verschlossene Stromkästen wieder aufgehebelt worden. Diesmal muss erneut der Hauptschieber für Gas- und Wasser zubetoniert werden. Der Dachboden ist so zugerümpelt, dass kaum ein Fuß auf ihn gesetzt werden kann. Im Keller liegen tote Ratten und Matratzen, die auf verlassene Nachtlager deuten.
Ein junger Mann wird per Haftbefehl gesucht
Eine Frau und ein Mann kommen mit gepackten Koffern und Taschen aus einer Wohnung, so als ob sie ahnen, dass sie hier nicht mehr bleiben können. Der Mann spricht etwas Deutsch. Vier Kinder hat er, sagt er. Er wisse nicht wo er hin soll, lebe seit acht Monaten in Duisburg, habe keine Arbeit und kriege auch kein Geld vom Amt. Wovon er lebe? Achselzucken.
In einer Wohnung wird heftig diskutiert. „Mischen Sie sich bitte nicht ein. Oder sind sie verwandt? Wir reden jetzt mit ihm“, sagt ein Polizist bestimmt. Der junge Mann auf dem Sofa, um den es geht, schaut zerknirscht aus. Eine Überprüfung der Personalien ergab, dass gegen den 16-Jährigen ein Haftbefehl vorliegt. Er soll ein Intensivtäter sein und wird kurz später unter dem Protest einer älteren Frau abgeführt.
Für die Task Force ist nach gut einer Stunde klar: „Das Haus ist unbewohnbar. Es besteht aus brandschutztechnischen Gründen Gefahr im Verzug. Rettungswege sind nicht gegeben“, erklärt Daniele Lesmeister. Die Rechtsdezernentin wird dies an diesem Morgen noch ein zweites Mal sagen. Die Task Force überprüft ein weiteres Haus an der Henriettenstraße. Hier sind zwar nur zehn Personen gemeldet, aber das heißt nicht viel. Der Müll, Matratzen, Gerümpel stapeln sich im Hof, Ratten laufen umher, ein Gasofen läuft in einem geschlossenen Raum. Auch hier ist der Brandschutz nicht gegeben. Das Haus wird geschlossen. Die Bewohner haben vier Stunden Zeit, auszuziehen. Ein junges Paar packt seine Sachen zusammen.
Der Eigentümervertreter ist uneinsichtig
Mittlerweile ist ein Eigentümervertreter des Hauses an der Hagedornstraße eingetroffen. Daniela Lesmeister erklärt ihm, dass das Haus für unbewohnbar erklärt wurde und dass er die Mieter unterbringen muss. Er ist nicht einsichtig, macht der Stadt Vorwürfe. Das Haus gehöre einem Arzt aus Dortmund, der aber schon fast pleite sei. 20 000 Euro müsse er im Jahr an Nebenkosten zahlen, die Rumänen würden keine Miete zahlen. Und was er dazu kann, wenn „die die Türen eintreten?“ „Das interessiert uns nicht“, sagt Daniela Lesmeister. Der Eigentümer sei verantwortlich, dass die Mieter untergebracht werden, zur Not im Hotel.
Das junge Pärchen kommt aus dem Haus. Ihre Sachen haben sie in einem kleinen Koffer und einer Lidl-Tüte verstaut. An der Task Force vorbei verschwinden sie in Richtung Duisburger Straße. Auch die Bewohner des Hauses an der Hagedornstraße räumen langsam. Zwei Jungen tragen einen Fernseher raus und biegen eine Straße weiter ab, eine Frau verstaut eine Matratze in einen Sprinter, in einem Auto sitzen vier kleine Kinder und gucken mit großen Augen, was passiert. Der Eigentümnervertreter telefoniert und spricht mit den Rumänen. Dass er ihnen ein Hotel besorgt ist unwahrscheinlich.