Duisburg. Der Syrer Yamen Kadour kam über den Marathonlauf ins Duisburger Projekt „Lebenswert“- und entdeckte die Liebe zum Kochen. Nun hat er eine Lehrstelle.

  • Der syrische Flüchtling Yamen Kadour fand im Projekt „Lebenswert“ eine neue Heimat
  • Über den Neumühler Pater Tobias entdeckte er seine Liebe zum Kochen
  • Jetzt beginnt er eine Ausbildung und will später ein Restaurant eröffnen

Als sich Yamen Kadour und Pater Tobias trafen, waren beide bereits viele hundert Kilometer gelaufen. Der eine bei Sportveranstaltungen, der andere auf seiner Flucht in ein neues Leben. Über das Marathon-Laufprojekt des Paters stieß der Syrer auch zum Projekt „Lebenswert“ in Neumühl, das Pater Tobias ebenfalls in seiner Gemeinde Herz-Jesu betreibt. In dem angeschlossenen Café „Offener Treff mit Herz“ vermittelte der Pater dem Geflüchteten einen Praktikumsplatz. Dort lernte der 32-jährige Jurist dann nicht nur Deutsch, sondern auch das Kochen. In diesem Oktober hat Yamen nun eine Ausbildung in der Küche des Cafés begonnen. Sein Traum ist es, nach der Lehre ein eigenes Restaurant zu eröffnen.

Persönliches verloren

Der Krieg zwang Yamen dazu, seine Heimat zu verlassen. Mit dem Schiff reiste er zunächst nach Samos in Griechenland – bei der beschwerlichen Reise verlor er die meisten persönlichen Unterlagen. Weiter flüchtete er über Mazedonien bis nach Österreich, von dort aus nach Deutschland. Einige Zeit verbrachte er in Berlin, danach ging es nach Bielefeld, Schöppingen und schließlich Duisburg.

Anfangs lebte Yamen in einer Neumühler Turnhalle mit 80 anderen Männern. Die Bewohner nannten ihr neues Zuhause das „Camp“, „das klang schöner“, erinnert sich Yamen. Dann trafen Yamen und ein weiterer Syrer auf Pater Tobias, der sie in sein Marathon-Spendenprojekt aufnahm. Die Läufer zogen aus dem Camp aus und ins Kloster der Prämonstratenser ein. Der Pater und sein Team des Projekts Lebenswert unterstützten Yamen, so dass er schnell Papiere bekam und einen Deutschkurs beginnen konnte.

Praktikum in der Küche

Der junge Syrer fühle sich in Neumühl sehr wohl, berichtet Pater Tobias, es ist seine zweite Heimat geworden. „Viele Freunde habe ich hier, die mich unterstützen, besonders Pater Tobias gibt mir gute Ratschläge und unterstützt mich auch seelsorglich“, meint er. Vor allem wenn er an seine Heimat und die Familie in Damaskus denke, sei es schwer für ihn. In Aleppo und Damaskus sind immer noch viele seiner Freunde und Familienangehörige, die von dort nicht wegkönnen. „Da ist es gut, jemanden zu haben, mit dem man reden kann, oder laufen geht, damit der Kopf wieder frei wird“, so Yamen. Die schrecklichen Kriegsbilder aus Syrien, die täglich in den sozialen Netzwerken zu sehen sind, schockieren ihn. Viele schlaflose Nächte mit Telefonaten verbringe Yamen, der täglich einen halben Tag arbeitet und einen halben Tag zur Sprachschule geht.

Eigentlich hatte Yamen Jura in Damaskus studiert, die Zeugnisse sind in Deutschland aber nicht gültig. Also fing er ein Praktikum in der Küche des Cafés an. Die Liebe am Kochen entdeckte er bereits bei seiner Mutter zu Hause in Damaskus, wo er oft für seine Familie gekocht hat. Seit neun Monaten absolviert er den Berufsfreiwilligendienst im Café und kocht bereits alleine für manchmal 130 Gäste am Tag wenn Mario Schneck, der Koch des Cafés, im Urlaub ist. Nun wird Yamen offiziell zum Koch ausgebildet, die Berufsschule muss aber noch ein paar Monate warten, da er den zweiten Deutsch-Schein machen möchte. Pater Tobias hat zwei Restaurants gefunden, wo er während seiner dreijährigen Ausbildung insgesamt sechs Monate ein Praktikum absolvieren wird. „Mein Ziel ist es, nach der Ausbildung ein eigenes syrisches Restaurant zu eröffnen“, sagt er.

Gemeinsame Wege gehen

„Wir haben eine schöne Wohnung für Yamen gefunden und toll eingerichtet“, berichtet Pater Tobias, der sich sehr darüber freut, dass die Integration so gut voran geht. „Nicht reden, sondern handeln und gemeinsam mit den Flüchtlingen Wege gehen“, meint der Pater, nur so könne Integration gelingen. Mittlerweile ist eine enge Freundschaft zwischen dem Pater und dem Moslem entstanden – beinah täglich trainieren sie zusammen. Erst neulich lief Yamen in Berlin seinen fünften Marathon in diesem Jahr mit Pater Tobias als Spendenläufer für arme Kinder in Duisburg.

Preisverleihung am Donnerstag in Berlin

Yamen Kadour, Pater Tobias und Barbara Hackert, Leiterin des Kinderhilfsprojekts „KiPa-cash-4-kids“, werden am 6. Oktober ausgezeichnet. Die Bambi-Stiftung verleiht auf einer Gala in Berlin einen Förderpreis für ihr Engagement für Kinder. Beworben hatten sich dafür bundesweit über 50 Projekte, sechs bekamen den Zuschlag. „Damit ist die Arbeit für unser Neumühler Kinderhilfsprojekt über zwei Jahre finanziell gesichert“, freut sich Barbara Hackert.