Duisburg. . Am „Tag des offenen Denkmals“ kann in Duisburg nicht nur besondere Architektur bestaunt werden, zudem wird auch manches Geheimnis gelüftet.
- Zu den 17 Duisburger Spielstätten am „Tag des offenen Denkmals“ zählte auch die Liebfrauenkirche
- Statt Fenstern wartet in der Oberkirche eine bundesweit einzigartige Kunststoff-Konstruktion
- Auch im Dorf Friemersheim warteten auf alle Besucher spannende Geschichten über die Historie
Plötzlich ertönt im Bereich der Orgel ein Knacken. „Keine Angst, hier spukt es nicht“, sagt Wolfgang Esch. „Das ist nur unsere Faltwerkwand.“ Der Vorsitzende der Stiftung Brennender Dornbusch zeigt nach oben auf das undurchsichtige, hunderte Quadratmeter große Plastikgebilde, das als Fensterersatz dient und durch das das Tageslicht ins Innere der Liebfrauenkirche am König-Heinrich-Platz dringt. „Diese Konstruktion ist aus glasfaserverstärktem Plexiglas. Weil sie bundesweit einzigartig ist, sind das so etwas wie unsere Kronjuwelen“, erklärt Esch seinen Zuhörern. Am „Tag des offenen Denkmals“ sind es nicht nur Bauwerke, die staunen machen, sondern auch viele kaum bekannte Fakten, die zu ihnen gehören.
Pietà aus dem 14. Jahrhundert
„Die Liebfrauen-Gemeinde ist die älteste christliche Gemeinschaft in unserer Stadt. Erstmals wurde sie im elften Jahrhundert erwähnt“, berichtet Esch. Der Duisburger (67) bittet zum Rundgang ins Innere der Kirche. Es ist ein ebenerdiger Zutritt. „Normalerweise muss man immer einige Treppen erklimmen, um in eine Kirche zu gelangen – hier bei uns nicht“, sagt Esch. Zunächst geht es in die Unterkirche, in der fünfmal pro Woche eine Messe stattfindet. Dann macht Esch vor einer Pietà Halt. Das ist ein Andachtsbild, das den toten Jesus zeigt – in den Armen der trauernden Maria liegend. Weil es aus dem 14. Jahrhundert stammt, zählt es zu den ältesten Kunstwerken in ganz Duisburg, so Esch.
Die 1961 geweihte Kirche wurde ab 1958 im Stil „Beton brut“ erbaut. „Das lässt sich am besten erklären mit: Architektur der klaren Kante oder Architektur ohne Schnickschnack“, erklärt Esch. Es geht weiter hinauf in die Oberkirche. Dort fällt nicht nur der Altar samt Baldachin auf, der bei der Weltausstellung 1958 in Brüssel gezeigt wurde und danach der Gemeinde zukam, sondern auch besagte Faltwerkwand. „Ich bin total begeistert. Mir haben die Erläuterungen sehr gefallen, aber auch die Kirche. Sie ist nicht so überladen wie andere Gotteshäuser“, bilanziert Ilse Pauls (83) aus Wedau. Barthel Pütz läuft täglich an der Liebfrauenkirche vorbei. Ihn interessiert vor allem die Fassade, die einst aus Schiefertafeln bestand, nun aber ein tristes Dasein fristet.
Dorf Friemersheim ist ebenfalls dabei
Zu den 17 Duisburger Spielorten beim „Tag des offenen Denkmals“ zählt auch das Dorf Friemersheim. Dort lebt Arno Gollner (62). Der Architekt zeigt am frühen Sonntagmorgen der ersten Rundgangsgruppe zu Beginn einige Fotos und Dokumente, auf denen zu sehen ist, wie es einst um die Dorfkirche herum ausgesehen hat. Früher lag unmittelbar neben diesem Gebäude der alte Friedhof. Heute liegt dort das Kunstwerk „Schwerer Stand“, das Holzbildhauer Klaus Simon 1996 aus dem Stamm der alten Dorfeiche gefertigt hat.
„Die Eiche wurde 1992 gegen den Willen vieler Bürger von der Stadt Duisburg gefällt und sollte eigentlich als Totholz an ihrem ursprünglichen Ort in Richtung des Deichs liegen bleiben“, gewährt Gollner Einblicke in die Historie. Das missfiel vielen Friemersheimern. Durch die aus ihrem Holz erschaffene Skulptur lebt die Dorfeiche nun immerhin symbolisch weiter.
Die Dorfeiche hatte bei ihrer Fällung mindestens 165 Jahre auf dem Buckel. Das lässt die Zahl der Jahresringe vermuten. „Vielleicht ist dies aber auch eine der vielen Friedenseichen, die nach Sieg 1816 über Napoleons Truppen an zahlreichen Stellen gepflanzt wurden“, so Gollner. Wenn das so ist, dann würde die Friemersheimer Dorfeiche in 2016 runde 200 Jahre alt.