Duisburg. Die Jüdische Gemeinde Duisburg-Mülheim-Oberhausen veranstaltet erstmals Jüdische Kulturtage. Es gibt Lesungen, Konzerte, Ausstellungen und Filme.
- Erstmals veranstaltet die Jüdische Gemeinde Kulturtage und blickt dabei nach Osteuropa
- Es gibt Lesungen, Ausstellungen, Konzerte, Filme und ein Theaterstück
- Die Kulturtage beginnen am Sonntag im Gemeindezentrum am Springwall
25 Jahre nach Beginn der Zuwanderung aus Osteuropa sei es „höchste Zeit“, auch kulturell an die Öffentlichkeit zu treten, sagt Dr. Ludger Heid, Mitorganisator der ersten Jüdischen Kulturtage in Duisburg, Mülheim und Oberhausen. Denn es waren die Juden aus Osteuropa, die die verbliebenen kleinen Gemeinden in Deutschland überleben ließen, ihnen zunächst aber auch große Integrationsleistungen abverlangten. Die Gemeinde Duisburg-Mülheim-Oberhausen, die die Kulturtage in den drei Städten veranstaltet, besteht heute aus fast 99 Prozent russischen Zuwanderern.
Die Kulturtage bieten unter dem Motto „Juden in der deutschen Kultur – Eine gegenseitige Bereicherung“ ein umfangreiches, anspruchsvolles, internationales Programm mit Vorträgen, Musik, Kunst und dem „Fest des Jüdischen Buchs“, das bereits in den Vorjahren am Springwall gefeiert wurde. Diesmal wartet es am Sonntag, 18. September, von 11 bis 16.30 Uhr mit einer prominenten Besetzung auf.
Juden in der deutschen Kultur
So wird der Duisburger Walter Kaufmann (92) als einer der letzten Überlebenden des Holocausts sein Buch „Schade, dass du Jude bist“ vorstellen; Kaufmann wurde als Kind vom Duisburger Rechtsanwalt Sally Kaufmann und seiner Frau Johanna adoptiert. Ihm gelang 1939 mithilfe eines Kindertransports die Flucht nach England, von wo aus er bei Kriegsausbruch weiter nach Australien verschleppt wurde. Sein Vater und seine Mutter wurden in Auschwitz ermordet.
Außerdem stellt Lena Gorelik ihr Buch „Null bis unendlich“ vor. Die in St. Petersburg geborene Schriftstellerin, die 1992 nach Deutschland kam, wurde 2004 für ihren Roman „Meine weißen Nächte“ als Entdeckung gefeiert. Die szenische Lesung „Ehrwürdige Monstrums, süsse wilde Juden“ über die Künstlerin und Schriftstellerin Else Lasker-Schüler gestalten Ludger Heid und Karin Sommer-Heid.
Eröffnet werden die Kulturtage am Sonntag, 11. September, um 15 Uhr, um 15.30 Uhr folgt dann die Eröffnung der Ausstellung „Israelische Künstler im Deutschen Raum“ im Ludwigsturm im Garten der Erinnerung. Führungen durchs Jüdische Gemeindezentrum beginnen um 16 und 17 Uhr, Eintritt frei, Personalausweis bereit halten.
Filme und Klezmer-Konzert
Mit einem Klezmer-Konzert mit dem Duo Valeriya Shishkova & Di Vanderer werden Kulturtage am Montag, 12. September, um 18 Uhr fortgesetzt. Weitere Konzerte im Gemeindezentrum geben am Sonntag, 18. September, um 17 Uhr das Duo Burstein & Legnani (Klassik und Weltmusik für Cello und Gitarre) sowie das Trio Tulips (Gesang, Klavier, Kontrabass) am 25. September um 16 Uhr mit ihrem Jazz-Programm „Die Goldenen Zwanziger: von der Kunst, auf dem Vulkan zu singen“. Auch das 1. Profile-Konzert der Philharmoniker am Sonntag, 18. September, um 11 Uhr im Opernfoyer steht im Zeichen der Jüdischen Kulturtage.
Das Filmprogramm beginnt am Mittwoch, 14. September, um 18 Uhr mit dem Dokumentarfilm „Rabbi Wolf“ im Filmforum am Dellplatz. Vorgestellt wird der über 80-jährige Landesrabbiner von Mecklenburg-Vorpommern, der in London lebt und wöchentlich pendelt. Als weitere Filme sind im Filmforum „Die Frau in Gold“ (19. September, 18 Uhr) und Mr. Gaga (20. September, 18 Uhr) zu sehen.
Die Kulturtage schließen im Gemeindezentrum am 27. September mit einem jüdisch-russischen Theaterprogramm vom Moskauer Theater „Na Taganke“.
Bilder zum Erinnern und Begreifen
Eine weitere Ausstellung wird am 18. September um 15 Uhr im Gemeindehaus Ruhrort an der Dr.-Hammacher-Straße 6 eröffnet. Zu sehen sind Porträt-Bilder von Francine Mayran, deren Arbeiten auch schon in der Salvatorkirche gezeigt wurden. Unter dem Titel „Erinnern und Begreifen“ hat Mayran Menschen porträtiert, die sich dem Nazi-Terror entgegen gestellt haben und in Vernichtungslagern ermordet worden sind. Die Ausstellung bleibt bis zum 3. Oktober (täglich 10 bis 16 Uhr).. Eintritt frei.