Duisburg. . Die Janusz-Korczak-Akademie eröffnet zusammen mit der Jüdischen Gemeinde ein neues Haus an der Lehrerstraße in Neumühl. Veranstaltungen für alle offen.
Für Sofia Sokolov und die anderen Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Duisburg/Mülheim/Oberhausen bedeutet der Name Janusz Korzcak sehr viel: „Er steht für eine Pädagogik der Achtung und für den Dialog zwischen den Religionen“, erklärt Sofia Sokolov. Die 28-Jährige leitet das neue Janusz-Korzcak-Haus, das an diesem Freitag, 15. April, offiziell in Neumühl eröffnet wird. In dem Bildungs- und Begegnungszentrum sollen Seminare, Lesungen, Vorträge oder Ausstellungen für jüdische und nichtjüdische Menschen aus ganz NRW stattfinden.
Drittes Haus in Deutschland
Nach München und Berlin ist es das dritte Haus, das die Europäische Janusz-Korczak-Akademie in Deutschland eröffnet. „Duisburg liegt sehr zentral und hat eine große jüdische Gemeinde, vor allem in Neumühl“, erklärt deren Geschäftsführer Alexander Drehmann. Dort gibt es an der Lehrerstraße 5 bereits seit einigen Jahren das Sozialbüro der Gemeinde. „Hier stellen wir zunächst einen Seminarraum zur Verfügung, weitere Veranstaltungen werden aber auch in der Gemeinde am Springwall oder außerhalb in Cafés oder in Universitäten stattfinden“, sagt Drehmann. Je nach Nachfrage und Bedarf soll es auch Veranstaltungen in den Mülheimer und Oberhausener Dependancen der Gemeinde geben.
Als feststand, dass die Akademie einen Standort in Duisburg eröffnen würde, bemühte sich Drehmann um das Engagement Sofia Sokolovs, die bereits im renommierten Museum of Art in Tel Aviv arbeitete. Sie soll das neue Bildungszentrum in der Region etablieren. „Ich freue mich auf diese neue Aufgabe“, sagt die 28-Jährige, die in Prag aufwuchs und mit 16 Jahren ins Ruhrgebiet kam. „In Bochum habe ich dann Kulturwissenschaft und Kunstgeschichte an der Ruhruni studiert.“
Hauptzielgruppe sind junge Erwachsene
Nun richtet sie ihre Arbeit an der Akademie auf drei Methoden aus: Bildung, Beratung und gesellschaftliche Vernetzung. Dafür hat Sofia Sokolov in diesem laufenden Semester noch einige Veranstaltungen bis Juli organisiert, „das richtige Programm startet dann im September 2016“.
Hauptzielgruppe seien junge Erwachsene zwischen 20 und 35 Jahren der jüdischen Gemeinden in Deutschland, die interessiert sind an Themen zu Kunst und Kultur, Pädagogik oder Religion. „Wobei das nicht nur auf jüdische Themen begrenzt ist“, erklärt Sokolov. „Die Angebote sind offen für alle.“ Schließlich werde Religiöses aus wissenschaftlicher und soziologischer Sicht betrachtet. „Zudem werden Referenten wie Uniprofessoren oder Rabbiner Vorträge zu verschiedenen Themen halten.“ Auch Sprachangebote wie Hebräisch will Sofia Sokolov anbieten und gerne mit Studenten arbeiten, die sich für das Judentum interessieren. Familien sollen über das jüdische Jahr verteilt zu bunten Programmen eingeladen werden. Ebenso stehen interkulturelle Angebote auf dem Programm, bei denen sich Teilnehmer verschiedener Religionen begegnen. „Immer mit dem Ziel, Menschen zusammenzuführen“, sagt Sokolov. Ganz im Sinne des Namensgebers. Info: www.ejka.org
Ausstellung eines einstigen Waisenkindes
Janusz Korczak (1879-1942) war ein jüdisch-polnischer Pädagoge, der in Warschau zwei Waisenhäuser leitete. Als die Nazis das Warschauer Ghetto errichteten, wurde Korczak gezwungen, mit den jüdischen Kindern dorthin überzusiedeln. Im August 1942 deportierten sie 200 Kinder aus seinem jüdischen Waisenhaus ins Vernichtungslager Treblinka. Korczak entschied sich, die Kinder nicht alleine zu lassen und begleitete sie in den Tod.
Eines der damaligen Waisenkinder ist der heute 93-jährige Itzhak Belfer. Die Ausstellung „Ein weißes Haus in einer grauen Stadt“ zeigt ab Samstag, 16. April, 11.30 Uhr, Bilder des Überlebenden am Springwall; im Vortrag wird der pädagogische Einsatz Korczaks erläutert.
Offizielle Eröffnung am Freitag, 15. April
Zur offiziellen Eröffnung des Korczak-Hauses am Freitag, 15. April, 17.30 Uhr, sind Interessierte in das Gemeindezentrum am Springwall 16 eingeladen. Ein Rabbiner aus Berlin spricht über Bedeutung und Möglichkeiten einer jüdischen Erziehung mit Blick auf Vermittlung von Respekt und Achtung.
Um den Schwerpunkt „Medienkompetenz“ geht es am Sonntag, 17. April, 10 - 17 Uhr am Springwall. In „Zeig mir deinen Glauben“ (4. Mai, 17 Uhr, Lehrerstraße 5) begegnen sich Teilnehmer verschiedener Religionen. Zudem gibt es Filmvorführungen und eine Exkursion nach Köln. Info und Anmeldung zu den Veranstaltungen: sofiasokolov@ejka.org.