Duisburg. Duisburg hat seine gute Stube, die Mercatorhalle wieder. Doch bei aller Klangfreude zur Eröffnung, das Pfusch-Desaster schwingt mit.
Halle is fettich: Schnoddrig-locker übergab Kabarettist Kai Magnus Sting Donnerstagabend die Mercatorhalle, die etwas bieder als „gute Stube“ tituliert wird, zurück an die Duisburger. Das Programm mit Philharmonikern, Duisburger Künstlern, Shanty-Chor und finalem Prinzengarde-Aufmarsch strahlte nicht unbedingt kulturelle Exzellenz aus, die die Halle wieder anstreben will, sondern sollte erklärtermaßen „von Duisburgern für Duisburger sein“. Also eine bescheidenere, ja demütigere Botschaft lokaler Identität. Das machte Sinn und war ein guter Ausweg: Denn Glitzerstars hätten nach dem zurückliegenden Desaster wahrlich nicht gepasst. Wohlgemerkt: Es war eine Wiedereröffnung, keine Premiere.
Schließlich bereiteten erst Gier und Großmannssucht den Boden für einen der schlimmsten Bauskandale Duisburgs. Ja, da waren vor allem Kriminelle am Werk, Firmen, Gutachter, Sachverständige. Aber Duisburgs Verantwortliche damals wollten auch das Große, das Schnelle. Desorganisation und politische Geflechte im Rathaus bewässerten den Sumpf, befeuerten den Brandschutz-Pfusch.
Ja, wir dürfen uns freuen, dass Duisburg wieder seine Mercatorhalle hat, die Philharmonie ihre angestammte, klangvolle Heimat. Aber der neue Glanz darf nicht den Schatten wegleuchten, der auf Duisburg liegt: Vier Jahre war die Mercatorhalle geschlossen. Das Lehrgeld war hoch: unfassbare 17 Millionen Euro. Die Bürger zahlen viel für ihr „Zuhause“.
Wie sich die Dinge ähneln: Auch Duisburgs zweiter Mega-Bauskandal der vergangenen Dekade an der Küppersmühle im Innenhafen fußte auf der unseligen Allianz von Pfusch und Filz, von Kriminalität und Kompetenzlosigkeit. Noch höher das Lehrgeld: 40 Millionen Euro; fast wäre die städtische Gebag wegen der Rost-Ruine pleite gegangen. Noch ärger der Imageschaden. Auch am Museum wollte man buchstäblich hoch hinaus und stürzte jäh vom Speichersilo ab. Nun kündigt sich dank der Kunstmäzene Ströher auch dort ein – darf man das wirklich sagen ? – „gutes Ende“ an. 2019 soll der neue Museumstrakt öffnen. Auch dort darf man dann ruhig feiern, aber Duisburg bitte ebenfalls bodenständig. Die neue Architektur dort lässt das jetzt zu.
Brandschutzmängel sollen bald behoben sein