Duisburg. . Viele Wege führen zum Acker: Wenn Google Maps nicht weiterhilft, kann sich die Hobbygärtnerin auf hilfsbereite Ortskundige verlassen

Es ist an der Zeit, liebe Leser, dass ich mich an dieser Stelle einmal bedanke – und zwar bei all jenen, die mir regelmäßig helfen, meinen Acker zu finden. Es ist nämlich so: Mit dem Auto sind es zehn Minuten von Duissern bis nach Serm. Manchmal, wenn mich der Hafer sticht und ich mal wieder was für meinen ökologischen Fußabdruck tun möchte, nehme ich das Rad. 17 Kilometer sind es im Schnitt, wenn man den direkten Weg nimmt. Es gibt eine schnelle Strecke über Hochfeld, Wanheim, Hüttenheim, Ehingen und Mündelheim, die allerdings wenig malerisch ist.

Auf der schönen Strecke entlang der Regattabahn, Sechs-Seen-Platte, durch Rahm und Wittlaer verfahre ich mich allerdings ständig. Dabei ist es um meine Orientierung gar nicht so schlecht bestellt – bloß woran soll ich mich zwischen Wäldern und Felder orientieren? Wenn Google Maps zu langsam lädt, sind noch immer ein paar hilfsbereite Ortskundige zur Stelle gewesen.

Entlang des Dickelsbachs

Es geht schon gut los an der Sechs-Seen-Platte. Alle Wege sehen ähnlich aus, und bisher bin ich noch immer woanders aus dem Wald herausgekommen. Aber hübsch und meistens schön schattig waren die Pfade alle. Ein Gruß geht an dieser Stelle übrigens an die Duisburger Jägerschaft und die Förster: Immer wenn ich die Infotafel zum heimischen Urwald sehe, weiß ich, dass ich mich auf der richtigen Fährte befinde. Diesmal bin ich parallel zum Dickelsbach gefahren und weiter die Fichtenstraße entlang. „Rahm“ ist ausgeschildert. Das Rad holpert an Häusern vorbei, durch Alleen. Zum Schloss Heltorf geht’s hier auch, aber da ahne ich noch nicht, dass ich mich am besten direkt zu diesem Ausflugsziel orientiert hätte. Ich biege nämlich Richtung Rahm ab, fahre an der einzigen Zwiebelturmkirche Duisburgs vorbei – und strande vor der Bahn-Haltestelle Rahm-West. Zwei Hindernisse gibt’s auf dem Weg zum Feld: Die Autobahn und die Zug-Trasse. Etwas hilflos schaue ich mich um. Zum Glück radelt mir eine freundliche Dame entgegen. „Nach Serm?“ frage ich. Sie grübelt. „Mit dem Auto könnte ich das einfach erklären. Warten Sie, wir fragen meinen Mann.“ Kurzerhand radel’ ich ihr hinterher und sie klingelt den Gatten aus dem Haus. Der weiß, wie Frauen Wegbeschreibungen verstehen: „Bei Rosen Ruland vorbei, dann über die Brücke, Richtung Schloss Heltorf, und wenn Sie einen rot-weißen Mast sehen, sind Sie am Aschlöksken – kennen Sie ja bestimmt.“ Jo!

 Fabienne Piepiora braucht keine Sonnenblumen zum selbst schneiden - die wachsen bei ihr auf dem Feld.
Fabienne Piepiora braucht keine Sonnenblumen zum selbst schneiden - die wachsen bei ihr auf dem Feld. © FUNKE Foto Services

Der laue Sommerwind weht den zarten Duft hellgelber Rosen herüber. An einem Feld könnte ich Sonnenblumen selbst schneiden. Dann wieder ist der Weg zu einem Café oder Eiern von glücklichen Hühnern ausgeschildert. Zwischendurch stutze ich doch. „Düsseldorf“ steht auf dem Ortseingangsschild. Wer will schon nach Düsseldorf? Dann tauchen unverhofft gelbe Pfeile auf dem Boden auf. Es sind noch die Erkennungszeichen des Radwandertags. Ich erinnere mich, dass die Tour auch durch Serm führte – und folge ihnen. „Landwirtschaftlicher Verkehr frei“ steht auf einem Schild. Ein Rad, mit dem ich zum Feld fahre, geht wohl als landwirtschaftliches Gefährt durch.

Rast im „Aschlöksken“

Wieder auf Duisburger Stadtgebiet taucht tatsächlich die Gartenwirtschaft von Karl-Heinz Schwenke auf, besser bekannt als „Aschlöksken.“ Den rot-weißen Mast sieht man von weitem. Hier gönnen sich ein paar Rennradler ein Pausenbier. Eine Hobbytruppe, die eher gemütlich unterwegs ist, packt die Klampfe aus: „Country Roads“ geht immer.

Kleiner Werbeblock: Ein Männer-Kegelclub in Serm sucht noch Mitstreiter – so verkündet es ein Aushang an der Gartenwirtschaft. „Wir sind ein (trinkfester) Männer-Kegelclub im Alter von 52 bis knapp über 70. Wenn du nicht gut kegeln kannst – wir können es auch nicht.“ Interessenten könnten sich beim Senior-Chef der Kneipe melden.

Vom „Aschlöksken“ ist es nicht mehr weit. Wieder geht’s durch Felder. Am Wegesrand taucht ein dreieckiges Straßenschild auf samt Rindvieh. „Achtung Viehtrieb!“ Momentan kreuzt keine Kuh. Dafür ist die Dionysius-Kapelle in Sicht. Heiliger! Noch nie war ich so froh, die Kapelle zu sehen. Ganz in der Nähe befindet sich die Scholle. Die Pflanzen brauchen dringend Wasser – und ich auch. Zurück findet das Rad den Weg von alleine.