Duisburg. Team der Duisburger Straßenambulanz beendet Zusammenarbeit mit dem Verein „Bürger für Bürger“. Gegen Vereinschef Rolf Karling wurde Anzeige erstattet.

  • Team der Straßenambulanz erhebt schwere Vorwürfe gegen Vorsitzenden von „Bürger für Bürger“
  • Duisburger Staatsanwaltschaft wegen Verdachts des Spendenmissbrauchs eingeschaltet
  • Rolf Karling wehrt sich und setzt Projekt fort – altes Team wechselt komplett zu anderem Verein

Gegen Rolf Karling, Vorsitzender von „Bürger für Bürger“, ist bei der Staatsanwaltschaft Anzeige wegen des Verdachts der Veruntreuung von zweckgebundenen Spendengeldern erhoben worden. Hintergrund ist ein zuletzt eskalierter Streit mit dem ehrenamtlichen Team aus sechs Ärzten und drei Krankenschwestern um den Leiter Gerd Heimann (76), das acht Jahre lang unter dem Dach des Vereins Menschen auf der Straße versorgt hat – seit Anfang Juli nicht mehr.

Keine Transparenz bei den Finanzen - Spender erhielten keine Quittungen

Heimann und Co. haben bis auf den Fahrer der sogenannten Straßenambulanz die Zusammenarbeit aufgekündigt, weil der Vorstand um Karling die Bitte um Einsichtnahme in das vor fünf Jahren eigens eingerichtete Spendenkonto kategorisch abgelehnt habe. „Begleitet von unerträglichen Diffamierungen und Beleidigungen der ehrenamtlichen Mitarbeiter durch den Vorsitzenden“, so Heimann. Der Redaktion liegen entsprechende Mails vor.

Für den bisherigen Leiter der Straßenambulanz ist das Verhalten nicht nachvollziehbar und inakzeptabel. „Mich hatten zuletzt vermehrt Spender angesprochen, die wissen wollten, ob ihr Geld angekommen ist, was damit passiert ist, weil sie keine Quittungen erhalten haben“, so Heimann. „Und wenn wir dann keinen Einblick bekommen, wenn es keine Transparenz bei den Finanzen gibt, können wir nicht weiter zusammenarbeiten.“

Karling selbst wehrt sich entschieden gegen die Vorwürfe: „Ich habe absolut nichts zu verbergen, lasse mich aber auch nicht von selbstherrlichen Leuten unter Druck setzen“, so der Vorsitzende des Vereins „Bürger für Bürger“. „Jeder Spender, der uns seine Adresse mitteilt, bekommt eine Bescheinigung. Es lag alles zur Einsicht bereit. Aber als der ungeheuerliche Verdacht der Veruntreuung von Geldern im Raum stand, haben wir uns vom bisherigen Team der Straßenambulanz getrennt.“

Altes Team will Arbeit unter Dach des Vereins „Gemeinsam gegen Kälte“ fortführen

Das von ihm gegründete und ausschließlich durch Spenden finanzierte Projekt werde trotzdem fortgesetzt – aktuell mit einem kleinen Team aus zwei Krankenschwestern, einer Rettungssanitäterin und einer gerade erst neu dazugekommenen Altenpflegerin. Er sei zuversichtlich, dass in Kürze auch wieder ein Arzt zur Verfügung stehe. Das Gesundheitsamt sei darüber informiert, dass dies derzeit nicht der Fall ist. „Die Medikamente sind derzeit unter Verschluss, Wundversorgung und Spritzentausch aber möglich“, so Karling. Stadtsprecher Falko Firlus redet auf Nachfrage von kleineren Hilfsangeboten wie Verbandswechsel, die aktuell vorgenommen werden dürfen.

Gerd Heimann ist diesbezüglich mehr als skeptisch und will selbst mit seinem bisherigen Team die Arbeit für die Menschen auf den Straßen in Duisburg, aber auch in Neukirchen-Vluyn und Moers, in gewohnter Manier fortführen – künftig aber unter dem Dach des Vereins „Gemeinsam gegen Kälte“, der dafür bereits grünes Licht gegeben hat, wie der Vorsitzende Kurt Schreiber bestätigt. Einen neuen Namen wird es auch geben: Medizinbus. „Sobald wir ein Fahrzeug und einen Fahrer haben, starten wir.“

Ansonsten werden auch hier Spender gesucht. 12.500 Euro für Material und Wagen werden pro Jahr benötigt, so Heimann, der sich Ende des Jahres eigentlich endgültig zur Ruhe setzen wollte. „Jetzt“, so der 76-Jährige, „mache ich aber erst einmal weiter, bis das neue Projekt Fahrt aufgenommen hat.“