Duisburg. Duisburger Reederei Jaegers ist Marktführer in Europa für den Transport flüssiger Stoffe. Große Binnenflotte und einige Seeschiffe.
- Der Aktionsradius reicht von Norwegen bis an die Rhone
- Von den 600 Mitarbeitern sind 500 auf Schiffen im Einsatz
- Die Binnenschifffahrt ist ein turbulentes Geschäft
Man muss selten lange warten am Rheinufer, um ein Schiff mit den Farben der Reederei Jaegers zu sehen. 180 Schiffe sind für das Homberger Unternehmen unterwegs, davon 120 eigene. „Wir sind Marktführer in Europa bei Binnentankschiffen“, sagen Klaus Valentin und Dr. Gunter Jaegers, beide Geschäftsführende Gesellschafter der 1919 in Frankfurt als Befrachtungsbüro gegründeten Reederei.
Spezialisiert ist das Schifffahrtsunternehmen auf den Transport flüssiger Produkte wie Öl, Bitumen oder Flüssiggas. Spezialschiffe gehören zur Flotte, beispielsweise beheizte, um Frachten wie Bitumen vom Laden bis zum Löschen bei 250 Grad flüssig zu halten. „Wir decken das ganze Spektrum ab“, sagt Valentin zu den Einsatzmöglichkeiten der Jaegers-Schiffe. Gefahren wird auf dem Rhein von Rotterdam bis Basel und im Kanalnetz bis Hamburg oder Berlin. Aber auch auf der Donau und auf der Rhone sind Jaegers-Schiffe unterwegs. „Und wir haben elf Seeschiffe“, sagt Jaegers, der auch Vizepräsident des Bundesverbandes der Deutschen Binnenschifffahrt ist. Sie werden eingesetzt für Gastransporte, und vier davon können auch den Rhein befahren, was Direktverbindungen von Norwegen bis Krefeld erlaubt.
600 Mitarbeiter hat die Reederei, wovon 500 auf den Schiffen beschäftigt sind. Dazu kommen noch Partikuliere und deren Besatzungen, die für Jaegers tätig sind.
Viel Geld hat Jaegers in den letzten Jahren in die Modernisierung der Flotte investiert, regelmäßig wurden Schiffstaufen an der Mühlenweide gefeiert. Etwa 4 bis 4,5 Millionen Euro kosten ein neues Doppelhüllentankschiff, dessen Ladung – und im Falle eines Unfalles die Umwelt – von zwei stählernen Umwandungen geschützt ist. Nur noch bis 2018 dürfen Einhüllenschiffe fahren. „Wir haben weitere Neubauten bestellt“, erläutert Valentin, Anfang 2017 sollen sie in Dienst gestellt werden.
Die Turbulenzen einer spannenden Branche spiegeln sich in der Geschichte der Reederei, deren Verwaltungsgebäude direkt am Homberger Rheinufer liegt. 1970 wurde das Unternehmen, das zuvor den Bau der Autobahn A 3 durch den Spessart als Baustoffhandlung begleitete und von Frankfurt nach Aschaffenburg umzog, mehrheitlich an den Stinnes-Konzern verkauft – und nach Duisburg verlagert. 1972 begann Valentin seine Karriere im Unternehmen, Mitte der 80er Jahre wurde er Geschäftsführer, später auch Miteigentümer.
Standort Duisburg ist optimal
1995 zog sich Stinnes aus der Tankschifffahrt zurück, und Valentin und drei Jaegers-Brüder stiegen ein. Eine mutige Entscheidung, denn die Branche steckte in der Krise. Jahrzehntelang gab es feste Frachtraten, die im Zuge von Deregulierungen wegfielen. „Es war eine sehr, sehr schlechte Zeit für die Tankschifffahrt“, sagt Jaegers im Rückblick. „Die Branche stürzte in ein tiefes Tal“, so Valentins Erinnerung. Mit 70 Schiffen hatte Jaegers, der aus der Druckbranche kam, plötzlich zu tun. „Wir sind kein Vabanque-Spiel eingegangen, aber wir hatte viel Glück“, sagt Jaegers heute. „Es ist alles gut gegangen“, unterstreicht Valentin.
2003 wurde das niederländische Unternehmen Chemgas erworben, und spannend ist die Binnenschifffahrt aus Sicht der erfahrenen Reeder immer noch. Die Marktlage sei immer schwankend“, erklärt Jaegers: „Es muss sich immer über Jahre ausgleichen.“ Zuversichtlich blicke er dennoch in die Zukunft, sagt Valentin: „Sonst würden wir’s nicht machen.“
Der Standort Duisburg, sagen beide übereinstimmend, sei optimal. Die Bunkerstation vor der Haustür der Reederei erlaube den Schiffern den kurzen Besuch im Büro, durch die Lage am Homberger Ufer habe man die eigenen Flotte immer im Blick und man sei nahe an den Niederlanden, Europas führender Nation in Sachen Binnenschifffahrt.