Duisburg/Moers. . Am 25. März schoss ein 29-Jähriger in einem Duisburger Bordell an der Vulkanstraße auf zwei Türsteher und verletzte sie. Jetzt begann der Prozess.
- Nach Streit im Bordell griff Angeklagter am 25. März zur Waffe
- Kugeln trafen einen Türsteher im Bein, seinen Kollegen im Bauch
- 29-jähriger Moerser gibt als Motiv politische Auseinandersetzung an
In einem Bordell an der Vulkanstraße fielen am Morgen des 25. März Schüsse, verletzten zwei Türsteher. Unmittelbar danach wurde viel über die Hintergründe gemutmaßt: Revierkämpfe, Schutzgeld? Der Täter stellte sich fünf Tage später. Seit Dienstag steht der 29-jährige Moerser wegen versuchten Totschlags vor dem Landgericht. Doch auch nach dem ersten Verhandlungstag ist das Motiv unklar.
So viel scheint festzustehen: Der Angeklagte, der eine befreundete Prostituierte abgeholt hatte, bekam gegen 6.30 Uhr in einem Büro Streit mit den beiden Sicherheitsleuten. Er wurde hinausgeworfen. Der 29-Jährige holte eine scharfe Waffe aus seinem Auto und konnte trotz Gegenwehr der beiden Securitys mit Reizgas und Schlagstock mehrere Schüsse abgeben.Einer durchschlug den Oberschenkel eines 32-jährigen Duisburgers, ein anderer traf seinen Kollegen (27), dem eine Notoperation das Leben rettete, im Bauch.
Angeklagter: Tat hat nichts mit Rotlichtmilieu zu tun
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Der angeklagte Moerser ließ gestern durch seine Verteidiger eine vorbereitete Einlassung verlesen. Er schildert darin eine Kindheit, die durch den Konflikt zwischen kurdischen Freiheitskämpfern und Regierungskräften im Süden der Türkei gekennzeichnet war. Ende der 90-er Jahre floh er mit Mutter und Geschwistern nach Deutschland. Auch hier habe er sich engagiert, so der Angeklagte. Wegen seiner Nähe zur linksgerichteten türkischen Partei HDP, die sich für die Rechte der Kurden einsetzt, sei er angefeindet worden. „Deshalb besorgte ich mir die Pistole.“
Die Tat vom 25. März habe nichts mit dem Rotlichtmilieu zu tun, betonte der Mann, der in Moers zwei Friseurgeschäfte betreibt. Vielmehr hätten ihn die Hauptbelastungszeugen wegen seiner politischen Ausrichtung beleidigt und geschlagen. „Ich wollte mich nicht davon jagen lassen wie einen geprügelten Hund.“ Die Waffe habe er aber nicht wirklich einsetzen wollen. Er habe den Männern vielmehr die Meinung sagen wollen. Doch der Einsatz von Pfefferspray durch die Gegenseite habe ihn überrascht. „Ich wollte fliehen, hatte Angst um mein Leben.“ Darum habe er geschossen. „Aber ich habe auf den Boden gezielt, um niemanden zu verletzen.“
Neun Verhandlungstage geplant
Die Zeugen erinnern sich anders. Nur einer gab an, dass es am Rande um Politik gegangen sei. Vielmehr habe sich der Streit an den Modalitäten des Auszugs einer Prostituierten aus dem Bordell entzündet. Als der Angeklagte zurück kam, habe er sofort durch die halb geöffnete Tür geschossen. Obwohl der am Bein verletzte 32-Jährige den Angeklagten umklammert hielt, habe der seine Waffe auf den Kollegen richten können.
Bis 10. Oktober sind neun weitere Verhandlungstage geplant.
Schüsse im Rotlichtviertel