Duisburg. Beim Duisburger 24-Stunden-Rennen ließ das Viererteam Herzlichst Zypern alle anderen stehen. Solo-Sieger legte nur zwei Toilettenpausen ein.
- Die 24 Stunden von Duisburg waren wieder einmal ein voller Erfolg
- Pierre Bischoff, Sieger des Race across America, musste nach acht Stunden aussteigen
- Frauen-Siegerin Julia Golz war fast einen ganzen Tag im Sattel – und nachher völlig entspannt
Manchmal wird erst im Nachhinein deutlich, wie groß eine Leistung wirklich war. Es ist noch nicht so lange her, dass Pierre Bischoff vom ASV Duisburg als erster Deutscher das „Race across America“ von der West- bis zur Ostküste gewann. Dabei hatte er sich kurz zuvor einen Schlüsselbeinbruch zugezogen, ignorierte aber alle Schmerzen und landete den Sensationserfolg. Auch bei den 24 Stunden von Duisburg, dem Mountainbike-Rennen im Landschaftspark Nord, ging Bischoff an den Start – und musste nach acht Stunden in Führung liegend aussteigen. „Diese Strecke hier im Landschaftspark ist viel anspruchsvoller. Wegen der vielen Schläge musste ich eine Schutzhaltung einnehmen, die sich auf den Brustkorb auswirkte, sodass ich nicht mehr richtig atmen konnte.“
Dennoch war der Duisburger in seiner Heimatstadt bis zum Ende dabei, sprach am Zelt der Cycle Culture Company geduldig und freundlich mit jedem, den er traf. Wie Pierre Bischoff halt so ist. Durch das Aussteigen des „Amerika-Helden“ standen freilich andere im Mittelpunkt. Wie eben das Zweier-Team von „C3“ mit Thiemo Scharffe und Karsten Klein, die 82 Runden abrissen – und damit besser waren als die Sieger in der Achterwertung. „Das ist ein tolles Rennen“, freute sich Klein, der seinen Hattrick geschafft hat. Denn nach einem Sieg im Zweier-Mixedteam von 2014 gewann er bereits im vergangenen Jahr die Zweier-Männerwertung – damals noch mit Keke Dörnbach. Der wiederum war diesmal Teil des Vierer-Masters-Teams, sodass Klein einen neuen Partner brauchte, den er im Borkener Thiemo Scharffe fand, der im vergangenen Jahr noch Zweiter war.
Bestens gelaunt war auch Sascha Schwindling vom Vierer-Team Herzlichst Zypern, das mit satten drei Runden Vorsprung diese Wertung gewann. „Wir sind sogar hierher gekommen, um den Overall-Sieg zu schaffen“, sagte der frischgebackene Deutsche Marathon-Meister im Mountainbiken. Die 86 Runden, die Schwindling mit Jan Kliciak, Sebastian Breuer und Philip Meiser in den Untergrund des Landschaftsparks fräste, waren von keinem anderen zu toppen. Vor einem Jahr siegte Herzlichst Zypern noch in der Achterwertung. „Damals war das nur eine Woche nach der Transalp“, erklärt Schwindling – ein Etappenrennen durch die Alpen. „Deswegen haben uns damals vier weitere Fahrer unterstützt. Diesmal hatten wir zwei Wochen Pause.“ Offenbar genügend Zeit, um die gesamte Konkurrenz im Staub stehen zu lassen. Kein Wunder, dass das Radfahren für Schwindling und Co. im Zentrum ihrer Freizeit steht. „Neben dem Beruf bleibt dann kaum noch Zeit für etwas anderes. Das ist ein Lebensstil“, so der Saarbrücker. Auch Meiser ist Saarländer, Kliciak kommt aus Aachen, während Breuer als Krefelder beinahe schon Lokalmatador ist, aber aus beruflichen Gründen in Zürich lebt. „Wir treffen uns meist nur zu den Rennen“, erklärt Schwindling. „Ich erstelle dann die Trainingspläne und wir tauschen uns über die sozialen Medien aus.“ So reißt Schwindling 30 bis 35 Renntage pro Jahr ab. Und das als Amateursportler.
Plötzlich auf Platz 1
Eine weite Anreise hatten auch die männlichen Sieger der Achterwertung, das Team Speedzone. „Wir hatten eine Top-Ten-Platzierung angestrebt“, sagte Timo Schwörer von der Freiburger Mannschaft. „Aber irgendwann waren wir Erster“, schmunzelt er – und diesen Platz ließen sich die Acht bei ihrer vierten Teilnahme in Duisburg nicht mehr nehmen. „Das Rennen ist einfach sehr schön“, so die Breisgauer.
Die „Verrücktesten“ sind freilich in der Einzelwertung anzutreffen. Doch obwohl Julia Golz bei den Frauen mit 61 Runden und Torsten Weber bei den Männer mit 74 Runden einen ganzen Tag im Sattel waren, wirkten die beiden vergleichsweise entspannt. „Ich habe mir einen Traum erfüllt“, sagte die Ratzeburgerin – in aller Seelenruhe, als sei gerade gar nichts Besonderes passiert. Dabei findet auch Veranstalter Stephan Salscheider von Skyder Sportpromotion die Leistung der Einzelfahrer „einfach nur unglaublich“. Der Mann muss es wissen – schließlich veranstaltet er mit seinem Team viele Rennen. Und tatsächlich sind die Solisten fast dauernd unterwegs. Wieviel von den 24 Stunden Torsten Weber wirklich auf der Strecke war? „Also“, sagt er und grinst, „ich war zweimal pinkeln.“ Wie man dann noch so gut drauf sein kann? „So eine Siegerehrung pusht ja auch“, verrät der Euskirchener. „Gleich wird es schwerer.“