Duisburg. Seit 23 Jahren gibt es die Beratungsstelle gegen sexuelle Gewalt “Wildwasser“ in Duisburg. Jetzt hat es einen Führungswechsel an der Spitze gegeben.

Wer Opfer von sexueller Gewalt wird oder sexuelle Übergriffe beispielsweise auf Kinder vermutet, hat in Duisburg schon seit gut 23 Jahren mit der Beratungsstelle „Wildwasser Duisburg“ einen festen Anlaufpunkt. Nun gibt es dort einen Wechsel an der Spitze: Die bisherige Vorstandsfrau Silvia Schulze-Thiemig geht in den Ruhestand. Ihre Nachfolgerin ist aber gefunden: Die Diplom-Psychologin Sabine Block hat das Amt von ihr übernommen.

Kostenlos und auf Wunsch anonym

Wie wichtig Wildwasser in der Beratungslandschaft der Stadt geworden ist, verdeutlicht Silvia Schulze-Thiemig: „Ich habe rund 225 bis 250 Beratungsgespräche jedes Jahr geführt. Hinzu kamen noch viele telefonische Beratungen oder Beratungen per Mail“, sagt die Gestalttherapeutin. Das Angebot der Hilfsstelle ist auch sehr vielfältig: Wildwasser unterstützt Hilfesuchende bei der Beratung, bei der Prävention, bei der therapeutischen Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch und ist auch im Bereich der Fortbildung – etwa für Lehrer – aktiv. Die Beratung ist kostenlos und auf Wunsch anonym. Sie richtet sich sowohl an Frauen und Mädchen sowie an Jungen bis zu einem Alter von 14 Jahren.

Verein seit 1991 in Duisburg

Ins Leben gerufen wurde Wildwasser 1986 in Berlin, erläutert Silvia Schulze-Thiemig: „1991 wurde der Verein dann in Duisburg gegründet“, sagt sie. Sie selbst ist 14 Jahre für die Beratungsstelle tätig gewesen und hat in dieser Zeit miterlebt, wie 2002 die Finanzierung und Ausrichtung des Vereins auf neue Beine gestellt wurde: Seitdem wird Wildwasser von der Stadt Duisburg mit jährlich 60 000 Euro gefördert. Seit April 2013 sind zusätzlich 25 000 Euro hinzugekommen, mit diesen Mitteln wurde eine weitere halbe Stelle ermöglicht. „Trotzdem reicht das Geld nicht, wir sind auch weiterhin auf Spenden angewiesen“, so Schulze-Thiemig.

Positive Entwicklung

In den zurückliegenden Jahren hat sich aber nicht nur die finanzielle Situation zum Positiven gewandelt. „Es hat sich auch vieles in unserer Arbeit und in der öffentlichen Wahrnehmung verbessert. Jetzt sind zum Beispiel Mütter eher geneigt, ihrer Tochter zu glauben, wenn sie über sexuellen Missbrauch klagt“, erklärt Silvia Schulze-Thiemig. Dem stimmt ihre Nachfolgerin Sabine Block zu. „Sexuelle Gewalt ist in der Gesellschaft nicht mehr das Tabu-Thema wie es früher war. Es ist gut, dass es nun Ansprechpartner gibt“, meint sie.

Narben bleiben oft ein Leben lang

Hauptaufgabe sei es, Opfer von Übergriffen „zu stabilisieren“, wie Block weiter betont. „Oft tragen Frauen, die in ihrer Kindheit sexuelle Gewalt erlebt haben, die Narben ein Leben lang in sich. Wir zeigen ihnen Wege, wie sie damit besser leben können.“ Beispielsweise in Form von Einzelberatungsgesprächen oder in Therapiegruppen.

Zudem gehen die Mitarbeiterinnen von Wildwasser in Schulen und vermitteln in Kursen den Kindern und Jugendlichen mehr Selbstbehauptung. Und: „Wir beraten auch Lehrer und Erzieher, wie sie die Zeichen von sexueller Gewalt erkennen und was sie dagegen tun können, etwa wenn Schüler plötzlich verschlossen oder agressiv werden“, so Block.