Neuenkamp. . Der Bundesfreiwilligendienst ist nicht nur etwas für Abiturienten. Christiane Benzenberg-Möstl (55) arbeitet im Dietrich-Krins-Weber-Zentrum mit Senioren zusammen

Die Senioren, die regelmäßig das Dietrich-Krins-Weber-Zentrum besuchen, haben Christiane Benzenberg-Möstl bereits ins Herz geschlossen. Die Duisburgerin ist so genannter „Bufdi“, Bundesfreiwillige – mit 55 Jahren. Normalerweise sind es eher junge Erwachsene, die nach dem Abitur ein Jahr in einer sozialen Einrichtung arbeiten und eine Auszeit vor dem Studium nehmen wollen. Doch Einrichtungsleiterin Britta Tüffers-Schrey wollte lieber eine lebenserfahrene Freiwillige. „Sie hat einfach einen anderen Draht zu den Senioren“, erklärt sie. Nun hilft ihr Christiane Benzenberg-Möstl etwa bei der Gestaltung des Monatsprogramms, organisiert Ausflüge – demnächst geht’s zum Likör-Hersteller Berentzen, das haben sich die Damen und Herren gewünscht.

„Ich hab’ früher im Einzelhandel gearbeitet und dann ausgesetzt, als mein Sohn kam und außerdem längere Zeit meine Eltern gepflegt“, erklärt die Freiwillige, die für ihren Dienst ein Taschengeld erhält. Und weil sie ahnte, dass es schwierig werden würde, wieder in den Job einzusteigen, bewarb sie sich in Neuenkamp. Dass die Begegnungsstätte der „PariSozial“ einen „Bufdi“ sucht, hatte sie in der Zeitung gelesen. „Es macht Spaß, die meisten, die zu uns kommen, sind fit und suchen Gesellschaft.“ Von Altersstarrsinn keine Spur, „und wenn, dann verstecken sie ihn gut.“ Zudem bietet der Dienst ihr die Gelegenheit, fitter am PC zu werden und den Tag anders zu strukturieren. Christiane Benzenberg-Möstl arbeitet pro Tag fünf Stunden. „Ich hatte auch vorher genug zu tun, aber hier kann ich in Bereiche hineinschnuppern und herausfinden, ob die Arbeit mit Senioren etwas für mich ist.“

Ausflug in die Likörfabrik geplant

Zu den Älteren hat sie einen guten Zugang. Die Senioren legen beispielsweise Wert auf gute Umgangsformen. „Die haben in meiner Erziehung noch eine Rolle gespielt“, betont die Freiwillige, die eng mit anderen Ehrenamtlichen zusammenarbeitet. Dank des Dienstes kann sie sich inzwischen sogar vorstellen, später einmal als Alltagsbegleiterin mit Senioren zu arbeiten. Da an das Begegnungszentrum eine Tagespflege angegliedert ist, erlebt sie aus nächster Nähe, wie Alltagsbegleiter arbeiten. „In diesem Bereich hat man natürlich mehr mit dementen Personen zu tun“, ahnt sie.

Momentan hat sie alle Hände voll zu tun. Im Herbst gibt es eine Modenschau, und dann wartet ja auch noch der Ausflug in die Likörfabrik. „Zum Glück muss keiner fahren, wir nehmen den Bus“, sagt sie lächelnd. Britta Tüffers-Schrey ergänzt: „Die Senioren haben sich auch schon mal gewünscht, in ein spezielles Schuhgeschäft zu fahren. Da haben wir dann in der Gruppe den Laden unsicher gemacht.“ Aber auch ernste Themen werden manchmal besprochen.

Bundesfreiwillige bekommen ein Taschengeld, maximal 372 Euro monatlich, das der Träger zahlt und vom Bund bezuschusst wird. Zudem werden Beiträge zur Sozial- und Rentenversicherung geleistet.

In der Regel dauert der Dienst zwölf Monate, kann aber auch auf 18 Monate verlängert werden. Menschen, die älter als 27 Jahre sind, können auch in Teilzeit (mehr als 20 Stunden pro Woche) tätig werden.

„Eine bestimmte Schulung gibt es nicht, aber in den ersten Wochen hat mich Christiane Benzenberg-Möstl stets begleitet“, erklärt Britta Tüffers-Schrey. Der nächste „Bufdi“ wird in Neuenkamp für nächstes Jahr gesucht.