Duisburg. . Bildungsarbeit in 2800 Metern Höhe: Rina Ajeti (19) aus Duisburg-Hochfeld hat ihren Freiwilligendienst ein Jahr lang in Ecuador geleistet.

Wenn Rina Ajeti über ihr Jahr in Ecuador erzählt, dann sprudeln die Sätze nur so aus ihr heraus. Die vielen Eindrücke hat die 19-Jährige, die erst seit ein paar Tagen wieder zu Hause in Hochfeld ist, noch gar nicht verarbeiten können. Wer wie sie etwa eine Woche ohne fließend Wasser mit Ureinwohnern gelebt oder bei Indianern jede Menge über Naturheilpflanzen erfahren und vor allem Bildungsarbeit für Kinder und Jugendliche geleistet hat, ist mit dem Kopf verständlicherweise immer noch mitten in den Anden auf 2800 Metern Höhe – genauer gesagt in Riobamba.

Dort hat Rina Ajeti als über das 2008 durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) ins Leben gerufene „Weltwärts“-Programm ihren entwicklungspolitischen Freiwilligendienst absolviert. „Nach meinem Abi am Steinbart-Gymnasium war für mich klar, dass ich nicht sofort studieren wollte“, sagt die Hochfelderin. Eine Freundin habe sie auf das Programm aufmerksam gemacht, das von mehreren so genannten Entsendeorganisationen getragen wird.

Eltern waren zunächst geschockt

Rina Ajeti stößt dabei auf den Verein Welthaus Bielefeld und bewirbt sich erfolgreich. „Meine Eltern waren schon geschockt, als ich von meinen Plänen erzählt habe. Sie fanden das alles viel zu gefährlich.“ Doch die damals 18-Jährige setzt sich durch und Mitte August 2014 in Düsseldorf in den Flieger Richtung Ecuador.

Vor Ort lebt sie in einer WG mit Freiwilligen aus aller Welt und gibt Kindern und Jugendlichen an Schulen in erster Linie Englisch-Unterricht. Doch das reicht ihr irgendwann nicht mehr, weil sie Erfahrungen macht, die sie nicht mehr loslassen. „Ich habe auf den Straßen so viele schwangere Teenager gesehen“, erzählt Rina Ajeti. „Aufklärung findet in Ecuador praktisch nicht statt.“ Deshalb entscheidet sie sich, zusammen mit einer Freundin Workshops zur Sexualerziehung zu entwickeln und zu geben.

„Das Interesse unter den Schülern war sehr groß. Es gab aber auch Widerstände, etwa von erzkonservativen Lehrern“, so die Hochfelderin, die sich davon aber nicht unterkriegen lässt und grundsätzlich von den Menschen in Ecuador einfach nur begeistert ist. „Es ist ein sehr liebenswertes Volk“, sagt Rina Ajeti, die auch von „Empanadas“ (gefüllte Teigtaschen) und von der Natur schwärmt – von der Vegetation, die sich je nach Höhe von einem satten Grün in eine Mondlandschaft verwandele.

Der Abschied sei ihr sehr schwer gefallen. Die Zeit in den Anden – übrigens ohne gefährliche Zwischenfälle – hat die Hochfelderin geprägt. Sie wird nun Europäisches Recht auf Englisch in Maastricht studieren, um sich später für die Menschenrechte zu engagieren. Rina Ajeti lächelt. „Ich weiß, dass ich nicht die Welt retten kann, aber das bisschen Idealismus gönn ich mir einfach...“

Seit 2008 zieht es 20.000 junge Menschen weltwärts

Seit 2008, seit es das „Weltwärts“-Programm gibt, sind rund 20.000 junge Menschen zwischen 18 und 28 Jahren ausgereist, um einen Freiwilligendienst in einem sogenannten Entwicklungs- oder Schwellenland zu leisten. Sie engagieren sich zwischen sechs und 24 Monaten bei einer lokalen Partnerorganisation für Bildung, Gesundheit, Umwelt, Landwirtschaft, Kultur oder Menschenrecht. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung übernimmt bis zu 75 Prozent der Kosten für jeden Freiwilligen, die angehalten, aber nicht verpflichtet sind, den Rest über Spenden einzutreiben. Bei Rina Ajeti sind dies bei rund 10 000 Euro für ein Jahr 2400 Euro, für die ansonsten die Entsendeorganisation einstehen muss. Weitere Infos dazu gibt es unter rinaajeti1@gmail.com.