Duisburg. 20. Stadtwerke-Sommerkino feierte mit der Komödie „Unterwegs mit Jaqueline“ eine gelungene Eröffnung. Prominente Gäste sind regelmäßig zu Gast.
Fatsah Bouyahmed weiß ganz genau, wie er die Herzen der Zuschauer im Sturm erobert. Als der Hauptdarsteller der französischen Komödie „Unterwegs mit Jacqueline“ nach seiner Filmpartnerin – einer bildhübschen Kuh – gefragt wird, lächelt er kurz. Dann antwortet er: „Ich habe mit Schauspielerinnen zusammengearbeitet, die schlechter spielen als Jacqueline.“ Die mit über 900 Besuchern bestens gefüllte Gießhalle des Landschaftsparks Nord amüsiert sich köstlich. Und es sollte nicht der letzte Lacher des Abends bleiben: Die Eröffnung des 20. Stadtwerke-Sommerkinos endete am späten Mittwochabend um Mitternacht mit stehenden Ovationen für die beiden Filmstars aus Frankreich.
Neben Schauspieler Bouyahmed war auch „Jacqueline“-Regisseur Mohamed Hamidi der Einladung von Kai Gottlob nach Duisburg gefolgt. Der Sommerkino-Macher und sein Team hatten in den Stunden vor dem Auftakt noch sorgenvoll den Blick gen Himmel gerichtet. Immer wieder drohten Regenschauer die Laune zu vermiesen. Ab 21.30 Uhr blieb es zwar trocken, doch die Veranstaltung hätte wegen der tief fallenden Temperaturen auch den Namen Bibberkino verdient gehabt.
Gäste aus Frankreich von Location begeistert
Den beiden Stargästen machte alles das nichts aus. Sie waren erstaunt über die Besonderheit und Schönheit dieser einzigartigen Filmspielstätte. „Und wir sind sehr berührt, dass wir hier sein dürfen und unser Film vor so vielen Menschen gespielt wird“, sagte Regisseur Hamidi in seiner Heimatsprache, nachdem er im Scheinwerferlicht auf der Bühne auf einem Regie-Klappstuhl neben Gottlob Platz genommen hatte.
Für die Übersetzung sorgte Wolfgang Schwarzer. Der Vorsitzende der Deutsch-Französischen Gesellschaft Duisburg dolmetschte die Antworten der Gäste – es gelang ihm durch präzises Timing und eine gute Tonlage, dass die witzigen Antworten auch in der deutschen Übersetzung ihre Pointen nicht verloren.
Filmland Frankreich hat eine lange Komödien-Tradition
Was das Geheimnis für eine erfolgreiche Komödie sei, wollte Gottlob wissen. Hamidi sagte: „Eine gute Überraschung ist stets das Wichtigste.“ Nur so würde es gelingen, das Herz der Leute zu treffen und sie zum Lachen zu bringen. Frankreich als Filmland habe eine lange Komödientradition. Das könne auch an den zahlreichen Schauspielern mit Migrationshintergrund liegen. „Sie sind einen anderen Weg gegangen, haben vor ihrem Erfolg ein hartes Leben selbst kennen gelernt“, so Hamidi. Das mache sie glaubwürdiger.
Sie waren Gäste im Duisburger Sommerkino
Hauptdarsteller Bouyahmed hatte einen Satz extra auf Deutsch gelernt: „Dieser Film ist gut!“, sagte er. Eine Einschätzung, die das Publikum teilte. „Unterwegs mit Jaqueline“ erwies sich als federleichtes Roadmovie mit Euter, das von einem algerischen Bauern erzählt, der mit einer Kuh an seiner Seite aus der Heimat zu einer Landwirtschaftsmesse nach Paris laufen will. Eine Million Besucher lockte der Film in die französischen Kinos. Dafür sorgte vor allem die gute Mundpropaganda, hatte Bouyahmed vorher noch betont. Auch die Duisburger werden den Film weiterempfehlen. Beim Abspann verabschiedeten sie das auf die Bühne zurückgekehrte Gäste-Duo mit Ovationen. Das Publikum ging heim mit kalten Füßen und heißen Herzen.
„Wir mussten uns das Vertrauen der Filmverleiher erst erarbeiten“
Prominente Gäste aus der Filmbranche sind inzwischen regelmäßig beim Sommerkino in Duisburg zu Gast. Filmforum-Geschäftsführer Kai Gottlob erinnert sich im Interview mit WAZ-Redakteur Thomas Richter an die Anfänge.
Herr Gottlob, erinnern Sie sich noch an die allerersten Besucher?
Kai Gottlob: Das waren der Schauspieler Michael Gwisdek, der Regisseur Andreas Dresen und weitere Castmitglieder, die hier im Jahr 1999 ihren Film „Nachtgestalten“ vorgestellt haben. Vor allem erinnere ich mich noch genau, wie knapp das alles war: Unsere Gäste waren mit ihrem Auto nämlich zunächst zum Filmforum gefahren, weil sie dachten, die Veranstaltung würde am Dellplatz stattfinden. Als sie dort niemanden antrafen, rief mich Andreas Dresen an. Ich fragte schon völlig angespannt: Wo bleibt ihr denn? Der Film ist gleich aus! Und ihr müsst dann auf die Bühne! Sie waren dann auf die Sekunde pünktlich da. Das Publikum hat von dieser Punktlandung aber nichts mitbekommen.
1999, das war ja schon die vierte Auflage des Sommerkinos. Wieso wollte denn vorher kein Filmemacher vorbeischauen?
Gottlob: Die Wahrnehmung der Veranstaltung ist langsam, aber stetig gewachsen. Als irgendwann die ersten Filmverleiher hier waren, begann bei ihnen das große Schwärmen. So kamen die ersten Vereinbarungen über Star-Besuche zustande. Aber wie gesagt: Dieses Vertrauen mussten wir uns erst verdienen. Für die Besucher ist es ja auch toll, wenn sie jemanden eben noch auf der Leinwand gesehen haben und plötzlich steht der dann leibhaftig vor ihnen.
Sind bekannte Schauspieler besonders schwer zu bekommen?
Gottlob: Ja, vor allem, weil in den Sommerkino-Monaten Juli und August bevorzugt Dreharbeiten laufen. Man muss Glück haben, dass die im Rahmen von PR-Terminen zum neuen Film zufällig gerade in der Gegend sind.
Wer war Ihr Lieblings-Gast?
Gottlob: Das Gespräch mit Schauspieler Justus von Dohnanyi in 2008, als er den Film „Bis zum Ellenbogen“ vorstellte, habe ich sehr genossen. Er ist für mich der deutsche John Malkovich – ein Chamäleon, das sich in seine Rollen frisst. Ich weiß noch, dass er auf seiner Anreise aus Hamburg mit dem Zug in der Lüneburger Heide liegen geblieben war. Dort schnappte er sich einen Mietwagen – und bretterte mit einem kleinen Opel in Richtung Duisburg. Eine Minute vor unserem geplanten Gesprächsbeginn fuhr er mit quietschenden Reifen vor. Eine fast kinoreife Ankunft.