Duisburg. . Das Programm hat die Durchfallquote gesenkt. Am „Tag der Lehre“ diskutieren Hochschul-Fachleute in Duisburg über Wissensvermittlung.

Eine Prüfung bewertet nicht nur die Leistung eines Studenten, sondern auch die des Dozenten. Fällt ein Test schlecht aus, stellt sich ihm die Frage: Konnte ich mit meinem Seminar den Studenten nicht erreichen? Denn Tests und Prüfungen belegen den Erfolg einer Lehrveranstaltung. Um sich mit verschiedenen Prüfungsformen zu befassen, hat die Hochschulrektorenkonferenz nun zur Fachtagung ins Gerhard-Mercator-Haus an der Uni Duisburg-Essen eingeladen. Etwa 100 Teilnehmer, darunter Studenten und Dozenten, tauschten sich fachübergreifend aus und diskutierten über verschiedene Prüfungsformate.

Von 1000 Studenten, die in der Studieneingangsphase Mikroökonomik bei Prof. Erwin Amann besuchten, schafften nur etwa 300 die Abschluss-Prüfung. „Seit wir das Lerntool ,Jack’ nutzen, schaffen über 900 Studenten die Prüfung“, freut sich der Professor, der sich am Institut der Wirtschaftswissenschaften schwerpunktmäßig mit Mikroökonomie, Spieltheorie und Informationsökonomie beschäftigt. Entwickelt wurde das Programm im Fachgebiet Informatik der UDE, seit drei Jahren nutzen es Dozenten in den Studiengängen der Wirtschaftswissenschaften. Ziel von „Jack“ ist es, den Studenten frühzeitig im Semester ein Feedback über ihren Leistungsstand zu geben sowie Hilfestellungen zum Nachholen der Defizite. „,Jack’ ersetzt also die Tutoren“, erklärt Erwin Amann. Das Programm ist eine Online-Plattform, auf der die Studenten ihr Wissen in Prüfungen testen können. Die Aufgaben üben die erforderlichen Methoden ein. „Weiß man nicht weiter, gibt ,Jack’ Hinweise auf die richtige Lösung.“ Auf diese Weise wird der Lernstand erfasst, werden Defizite benannt.

Ergänzung zu den Veranstaltungen

Seinen Studenten rät Prof. Amann, von Beginn des Semesters an "Jack" als Ergänzung zu den Veranstaltungen zu nutzen. Auf diese Weise bleiben sie am Ball, erhalten ein vertieftes Verständnis und lernen nicht nur den Stoff auswendig, sondern bekommen über „Jack“ in Zwischenschritten immer ein Feedback: Was klappt gut, wo gibt es Probleme? „Damit können sie gezielter lernen und gehen selbstbewusster in die Prüfung“, weiß der Dozent.

Zudem gibt es eine Motivation für die Studierenden, mindestens alle zwei Wochen den Lernstand abzufragen: In kleinen Testaten können Bonuspunkte erzielt werden, welche auf eine erfolgreich abgeschlossene Klausur angerechnet werden. „Auch mich als Dozenten entlastet die Plattform sehr“, sagt Amann. „Ich bin nun in der Lehre viel freier, weil ich mich weniger mit Formalien beschäftigen muss.“

In Prüfungen geht es längst nicht mehr um das reine Abfragen von Wissen – Multiple-Choice-Aufgaben sind nicht die erste Wahl. Schließlich sollen die Studenten den Stoff verstehen und nicht nur auswendig lernen, weiß auch Prorektorin Prof. Dr. Isabell van Ackeren, die die Konferenz leitet. Vor allem in den Mint-Studiengängen gebe es eine relativ hohe Durchfallquote, weil mehrere Klausuren am Ende des Semesters auflaufen, etwa in den Ingenieurwissenschaften – viele Studenten sind dann einfach überfordert mit so viel Lernstoff. „Gemeinsam mit den Studenten versuchen die Dozenten daher Prüfungsformate flexibler zu gestalten.“ Etwa kleinere Zwischenklausuren auf das Semester zu verteilen oder Arbeiten in Kleingruppen zu erstellen und diese am Ende zu bewerten. Schließlich gehe es darum, die Studenten zu unterstützen. Auch, um die hohe Abbruchquote gerade in diesen Fächern zu minimieren. „Wir wollen niemanden verlieren“, sagt Prof. van Ackeren.

Bologna-Prozess: Kompetenzorientierte Lehre 

Eines der Ziele der Bologna-Reform zur Schaffung eines einheitlichen EU-Hochschulraums ist die Fokussierung der Universitäten auf kompetenzorientiertes Lehren und Prüfen.

Um den Studienerfolg zu verbessern und den Austausch über die Umsetzung an den Universitäen zu fördern, hat die Hochschulrekotoren-Konfenz das gemeinsame Projekt „Nexus“ aufgelegt.