Duisburg.

Alle 14 Tage sieht man sie am Mittwoch Nachmittag auf der Fischerstraße flanieren. Annelies Hülsmann und Gisela Wittoesch sind ein eingespieltes Team. Einmal schauen, was Kodi im Angebot hat, vielleicht noch einmal beim DM reinschauen, ein paar Kleinigkeiten bei Rewe kaufen und - ganz wichtig - noch einen Kaffee in der Eisdiele trinken. Und dabei reden. Über Gott und die Welt, über das Alltägliche, dass die beiden Frauen umtreibt, über das, was einer von ihnen gerade im Kopf rumgeht. So geht das seit gut einem Jahr.

Ehrenamtliche Vermittlungsstelle

Es ist keine Kindergartenfreundschaft und auch keine Zufallsbekanntschaft, die die beiden Wanheimerorterinnen zusammen geführt hat. Es war der ehrenamtliche Besuchsdienst der Arbeiterwohlfahrt, der den Freundschaftsdienst vermittelt hat. Seit mehr als zehn Jahren beschert die ehrenamtlich geführte Vermittlungsstelle Freiwillige an ältere Menschen, die gerne etwas mehr Gesellschaft hätten, als ihr normales Leben hergibt.

Annelies Hülsmann ist seit gut zwei Jahren auf den Rollstuhl angewiesen, seit ihr der linke Unterschenkel amputiert werden musste. Sie wohnt an der Düsseldorfer Straße in einer kleinen Wohnung über dem großem Awo-Komplex, schaut über die belebte Hauptverkehrsachse auf die Fischerstraße, „ihre“ Einkaufsmeile. Immerhin wohnt die 88-Jährige bereits seit 1956 in Wanheimerort. Bei der Awo wurde sie auf den Besuchsdienst aufmerksam gemacht und dachte sich: „Warum denn nicht?“. Denn allein kommt sie schlecht aus ihrer Wohnung.

Gisela Witthoesch dagegen arbeitet vormittags, wollte aber ihre Nachmittage sinnvoll ausfüllen. „Ich wollte nicht nur rumsitzen, sondern unter Leute“, erzählt sie. Die Arbeiterwohlfahrt kannte sie schon vorher und als sie von dem Besuchsdienst hörte, stellte sie sich als Freiwillige vor. „Anderen Leuten mal was Gutes tun“, sei ihre Motivation gewesen. Schließlich habe sie auch schon selbst Gutes erfahren. „Manche Leute verstehen das nicht“, wundert sich die 54-Jährige über das Kopfschütteln von Arbeitskollegen oder Bekannten. Sie ist fest davon überzeugt: „Wir profitieren beide von der Situation.“

Die beiden anfänglich vollkommen fremden Frauen haben mittlerweile eine freundschaftliche Beziehung aufgebaut. „Wenn Sie nicht pariert, kriegt sie eine“, beschreibt Annelies Hülsmann die Beziehung mit viel Humor. Ja, der Altersunterschied ist da. Aber, sagt Gisela Wittoesch: „Wir harmonieren gut miteinander.“

32 Freiwillige im Einsatz

Genau darum geht es bei dem Angebot der Awo: „Schön gemeinsam statt einsam und allein sein“. Derzeit sind 32 Ehrenamtler als Besucher im Einsatz, die sich um 28 ältere alleinstehende Duisburger kümmern. Dabei ist immer ein Besucher einem Einlader zugeordnet, damit sich Vertrauen und, im Idealfall, eine Freundschaft entwickelt. Mittlerweile stehen mehr als 13.000 Besuche in Statistik. Mehr als 100 Duisburger luden sich Gäste ins Haus ein.

„Da geht noch mehr“, finden Rudolf Lührs und Fred Groß, die das Ganze organisieren. Ehrenamtlich versteht sich. Wer Besucher werden möchte, dem werden die Fahrtkosten ersetzt und eventuell anfallende Telefonkosten ersetzt. „Obwohl wir versuchen, die Ehrenamtler möglichst wohnortnah einzusetzen“, so Rudolf Lührs. Die Besucher sind während ihrer „Dienstzeit“ außerdem versichert. ersichert. Die Alleinstehenden zahlen drei Euro für die erste Stunde und jeweils zwei Euro für jede weitere Stunde.