Duisburg. . Beim 34. Landhaustreff im Hotel von Rolf Milser spielten die Fußball-Größen Willi „Ente“ Lippens und Peter Neururer den verbalen Doppelpass.
Wenn zwei Größen des Profifußball-Geschäfts einmal ins Plaudern geraten, kommen nicht nur oft gehörte Anekdoten zum x-ten Mal zum Vorschein, manchmal gibt es für die Zuhörer auch ganz neue Geschichten. Oder wussten Sie bereits, liebe Leser, dass der heutige Bayern-Star und Nationalelf-Torjäger Thomas Müller zu Karrierebeginn beinahe beim MSV Duisburg gelandet wäre?
Beim 34. Landhaustreff im Landhotel Milser in Huckingen am Montagabend spielten Willi „Ente“ Lippens und Peter Neururer mit Moderator Manfred Breuckmann den verbalen Doppelpass. Und die 130 ballverrückten Besucher im voll besetzten Saal hatten reichlich Spaß an diesem Talk-Volltreffer.
Eingebettet war das Stehtischgespräch wie immer in ein Drei-Gänge-Menü, das von den eifrigen Kräften des Landhotels serviert wurde. Als fußballerisches Dessert ließ der Hausherr Rolf Milser das EM-Spiel zwischen Belgien und Italien auf Großleinwänden auftischen. Während Breuckmann in seiner launigen Moderation vor dem Anpfiff noch eine „epochale Niederlage Italiens“ prognostiziert hatte, bewies Milser mit seinem 2:1-Sieg-Tipp für die „Squadra Azzurra“ am Ende den besseren Riecher.
Auch MSV-Trainer Gruev und Sportdirektor Grlic zu Gast
Milser strahlte auch deshalb von Herzen, weil bei der 34. Auflage dieser traditionsreichen Veranstaltungsreihe erstmals OB Sören Link Zeit gefunden hatte, vorbeizuschauen. Er saß am Tisch mit MSV-Trainer Ilja Gruev und Sportdirektor Ivo Grlic, die vor allem bei den Dönekes von Willi Lippens laut lachen mussten. Der frühere Stürmer-Star von Rot-Weiss Essen erzählte nicht nur, wie er seinen Lieblings-Gegenspieler Berti Vogts mit frechen Sprüchen provozierte und zur Weißglut brachte, sondern er demonstrierte auch im Alter von 70 Jahren noch sehr anschaulich, wie er sein Hinterteil einsetzte, um Vogts nicht an den Ball kommen zu lassen. Köstlich!
Natürlich kam Lippens nicht drumherum, die schon tausende Male wiedergekäute Anekdote von seinem Platzverweis wegen Schiri-Beleidigung zu erzählen (Referee: „Ich verwarne Ihnen!“ Lippens: „Ich danke Sie!“). Die Modalitäten seines Wechsels in die US-Profiliga nach Dallas im Jahr 1979 war vielen hingegen unbekannt. Lippens spielte damals für Borussia Dortmund. Wegen seiner Verdienste ließ ihn der Klub vor dem Saisonende in die Staaten ziehen. Ohne Ablöse. Das verschwieg er seinen ahnungslosen Verhandlungspartnern in den USA und sackte sich mit zwei Kumpanen, die den Wechsel eingestielt hatten, die vermeintliche Ablösesumme der Amerikaner als Handgeld ein – Raffinesse a la „Ente“.
Wie Thomas Müller beinahe beim MSV gelandet wäre
Peter Neururer, sonst der wortgewaltige Hans Dampf in allen Gassen, lauschte da nur gebannt. „Ente ist der einzige Westeuropäer, der mich sprachlos macht“, kommentierte der Trainer trocken. Er erzählte von seinen Disputen mit Schiedsrichtern („Für meine Strafgelder an den DFB hätte ich mir einen Bungalow mit Swimmingpool in der Südsee leisten können“), von seiner Abneigung für die neuen Fußballer-Floskeln („Falsche Neun und flache Vier, das ist für mich der totale Schwachsinn“) und von seinem Deutschland-Tipp („Ich hoffe, wir werden Europameister“).
Und wie war das nun mit Thomas Müller und dem MSV? Neururer erzählte der WAZ: „Als ich in der Saison 2008/09 den MSV trainiert habe, spielte Müller noch größtenteils in der zweiten Mannschaft der Bayern. Deren Co-Trainer Hermann Gerland hat ihn uns damals angeboten. Die Bayern haben ihn letztlich aber nicht gehen lassen.“ Kurz darauf schaffte Müller den Sprung in den Profi-Kader.