Duisburg. . Für Duisburgs Bäche und Kanäle gibt es ein Hochwassermanagement. Doch die Folgen des Starkregens in dieser Woche haben die Stadt überrascht.

Nein, den Neudorfer Pootbach hatten die städtischen Entwässerer nicht auf der Rechnung. Dass der Mini-Fluss Dienstagabend derart über seine Ufer trat, Keller voll liefen und 5000 Sandsäcke Schlimmeres verhinderten, kam auch für Hans-Peter Becker, seit 20 Jahren „Chef-Entwässerer“ bei den städtischen Wirtschaftsbetrieben WBD, „überraschend“. Dass bei Starkregen tiefer liegende Straßen unter Wasser stehen, ist dagegen normal.

Die Bissingheimer Gräben, Angerbach, Rahmer Bach, Dickelsbach: Die Bäche hat die Stadt beim vorgeschriebenen „Hochwassermanagement“ im Auge, aber dass der Pootbach zum Sturzbach wurde, bedarf der genaueren Nach-Analyse der Abwasserexperten. Solche Starkregen, bei denen sich die Wolken an einer Stelle ausregnen, sprengen die Kalkulationen.

Widersprüche bei der Finanzierungsfrage

Dabei ist der Stadtbereich südlich der Ruhr unterhalb des Stadtwaldes im Gegensatz zum unproblematischeren Stadtnorden mit seinen Emscherläufen und zu den linksrheinischen „Ebenen“ im Fokus der Wirtschaftsbetriebe. Denn dort sammelt sich westlich der A 3 und aus dem Bergischen das Wasser und fließt gebündelt in die Bäche. Angerbach oder Rahmer Bach sind teils eingedeicht, und wenn die WBD Brücken am Rahmer Bach als Hochwasserrisiko einstuft, regt sich auch mal Ärger bei Anwohnern, aber gegen „Jahrhundertregen“ gibt es keinen 100-prozentigen Schutz.

Völlig überraschend ist der kleine Pootbach in Neudorf am Dienstagnachmittag  über die Ufer getreten.
Völlig überraschend ist der kleine Pootbach in Neudorf am Dienstagnachmittag über die Ufer getreten. © FUNKE Foto Services

Zugleich arbeitet die Stadt an den neuen Hochwasser-Richtlinien, die Überschwemmungsgebiete gesetzlich und planerisch ausweisen. „Das wird uns noch zehn Jahre beschäftigen“, so Becker, der zugleich Eigentümern an gewässernahen Lagen rät, „mehr für den eigenen Objektschutz zu tun. Wir helfen gerne“.

Für die Abwasserkanäle der Stadt gibt es eine klare technisch Norm, DIN EN 752, und alle 15 Jahre Generalentwässerungspläne. Sie legen die Kapazitäten der Stadtentwässerung fest, mit Bemessungsgrundlagen auf 20-jährige Regenereignisse berechnet. „Die Anforderungen sind größer geworden“, so Becker. Auf 400 Millionen Euro summiert sich der Instandsetzungs- und Neubau-Plan der WBD für die kommenden zwölf Jahre. Theoretisch. Denn das ist auch eine Finanzierungsfrage. Der zudem Widersprüche inne wohnen: Für mehr Starkregenfälle bräuchte es größere Kanäle, zugleich sinken aber Wasserverbrauch und Einwohnerzahl.

Meist Unterführungen betroffen

Größere Kanaldurchmesser oder gewaltige Regenrückhaltebecken: Noch so große Dimensionen können nicht alle Wassermassen fassen. Dann laufen eben tiefer liegende Stellen wie der Karl-Lehr-Tunnel voll wie am Dienstag, obwohl dafür 2013 noch ein 2,80m großer Kanal gebaut wurde, der ungenügende Staukapazitäten ersetzen sollte. Dort sammelt sich aber auch praktisch das Wasser von Halb-Neudorf.

Da helfen auch die Pumpen nicht mehr, die bei großen Wassermassen anspringen, und die Fluten in Seitenkanäle leiten sollen. „40 bis 60 Tief-Stellen“ haben die WBD im Stadtgebiet im Blick, meist Unterführungen, in denen sich das Wasser sammelt – ein Vorgang „höherer Gewalt“, der aus Stadtsicht kalkulierbar ist.