Duisburg. Lothar Runge sammelt alles rund ums Bier: Flaschen, Krüge und Etiketten alter Duisburger Brauereien. König-Brauerei dominiert die Sammlung.

Wer alles über Duisburger Bier wissen will, ist bei Lothar Runge bestens aufgehoben. Und wer von ihm in die erste Etage seines Neumühler Hauses eingeladen wird, findet sich in einem der best-bestückten Museen zur örtlichen Braugeschichte wieder mit einer überwältigenden Sammlung von Flaschen und Gläsern, aus denen Duisburger Bier in den letzten Jahrzehnten geflossen ist.

Klar, König-Artikel dominieren die Sammlung, aber es sind da auch die Erinnerungen an die vielen anderen Brauereien, die die Duisburger Bierlandschaft prägten, von Bodden bis Böllert, von der Rheingold- bis zur Nationalbrauerei. Aber was wäre das Ergebnis langjähriger Sammlertätigkeit ohne das Wissen Runges. Etwa über die ersten Flaschenbiere aus der Meidericher Exportbierbrauerei, die vor allem auf dem Bau äußerst beliebt waren. Deren Malzkontingent wurde in späteren kriegs- und krisenbedingten Mangeljahren nach Gelsenkirchen verkauft, wie überhaupt Rohstoff- und Flaschenmangel oft das „Aus“ für manche Brauerei bedeutet und damit auch für die Biervielfalt auf dem Duisburger Getränkemarkt.

300 historische Flaschen

Apropos Vielfalt: Flaschenetiketten in Runges Sammlung künden auch von Einfach- und Schankbieren, wie sie noch Mitte letzten Jahrhunderts nicht unüblich waren. Diese Biere hatten weniger Stammwürze und damit auch weniger Alkohol, und es galten für sie andere Steuersätze. Im Zweiten Weltkrieg, so belegen Sammlerstücke, kam aus Duisburger Braukesseln sogar ein sogenanntes Austauschbier. Dabei könnte unter anderem Molke verarbeitet worden sein, vermutet der seit 1993 als Braumeister tätige Neumühler im Jahr 500 des Deutschen Reinheitsgebot.

Runge sammelt seit 1985 alles rund ums Bier, hat rund 300 historische Flaschen zusammengetragen, die seit den 1890er Jahren geleert wurden, sowie etwa 500 Gläser. Dazu Krüge, Etiketten, Brauerei-Aschenbecher, Bierdeckel, aber auch Auszeichnungen, wie sie Brauerei-Kraftfahrer einst für 250.000, 500.000 oder gar eine Million Kilometer im unermüdlichen Einsatz gegen Durst hinter sich gebracht hatten.

Sympathie für neuere Trends am Biermarkt

Ein Krug der Homberger Abiturentia von 1965 ist darunter, ein Etikett vom König-Malzbier mit Mutter samt Baby als klares Kennzeichen der Zielgruppe, ein Böllert-Etikett, auf dem ein Tafelbier für zwölf Pfennig pro Flasche beworben wird, oder auch Notgeld, wie es Brauereien in Notzeiten herausgegeben haben. Runge weiß von den offenbar goldenen Zeiten der Brauerzunft zu berichten, als man sich beim Brauereibesitzer Geld borgte wie heute bei der Bank. Und von den findigen Unternehmern, die fassweise Bier bei der Brauerei kauften und in eigenen Flaschen unter eigenen Marken abfüllten und kastenweise in den Handel brachten.

Und er erzählt, wie sich der Bierstil in unseren Breiten von einst dunklen Gerstensäften zu den heute marktbeherrschenden helleren gewandelt hat, die Erfindung der Kältemaschine machte das Pils erst möglich. Runge selbst hat in seiner Ausbildungszeit bei König in Beeck noch gelernt, wie Alt gebraut wird und ist noch heute begeistert: „Das Bier war klasse!“ Auch das Rheingold-Alt aus Rheinhausen sei ein Genuss gewesen. Und durchaus mit einiger Sympathie verfolgt er neuere Trends am Biermarkt wie etwa India Pale Ales mit viel Hopfen und viel Alkohol. Dass das Reinheitsgebot keine Einheitsgebot ist, steht für Runge aber fest: „Man kann auch nach dem Reinheitsgebot interessante Biere brauen.“ Eine Bitte hat Runge auch noch: Alles, was mit Bier zu tun hat, sollte nicht weggeworfen werden. Er freut sich über jede Möglichkeit, seine Sammlung zu komplettieren (Kontakt über die Redaktion, 0203/99263157).