Duisburg. . Christian Mönig lebt als Brauerei-Betriebsleiter im „Walsumer Brauhaus Urfels“ seine kreative Ader aus. Er braut zehn verschiedene Sorten pro Jahr.

Als das „Walsumer Brauhaus Urfels“ im Jahr 1995 seine Pforten öffnete, war Christian Mönig 27. Nun, 21 Jahre später, ist er immer noch Betriebsleiter der Brauerei. Zehn verschiedene Biersorten stellt er mit der Auszubildenden Riccarda Jäger – einer angehenden Brauerin und Mälzerin – pro Jahr her. Darunter sind Klassiker des Hauses wie „Walsumer Hell“ oder „Walsumer Dunkel“. Aber auch Exoten entstehen manchmal in den blank polierten Sudkesseln. „So wie im Vorjahr unser Bernstein-Weizen“, sagt Mönig. Dabei hatte er verschiedene Malzsorten derart gemischt, dass das Bier am Ende diesen seltenen Farbton aufwies.

Zweierlei verbindet die Walsumer Bierspezialitäten: Sie sind nicht nur stets handgebraut, sondern immer auch naturtrüb. Das gilt auch für saisonale Erzeugnisse wie das dunkle Winterbock-Bier, das Karnevals-Bier, das Märzen-Bier, den Maibock, das Ernte-Bier oder das Weihnachts-Bier. „Unsere Biere sind nicht pasteurisiert und nicht gefiltert, deswegen sind sie auch nicht so lange haltbar wie das industriell gefertigte Bier“, erklärt der Braumeister.

30 verschiedenen Malzsorten zur Auswahl

Was ihn an der Arbeit in einer kleinen Brauerei wie dieser reizt, liegt für ihn auf der Hand: „Hier kann ich kreativ sein und immer etwas Neues ausprobieren.“ Allein zwischen 30 verschiedenen Malzsorten kann Mönig bei der Herstellung auswählen. „Und die Stammkundschaft im Brauhaus ist stets neugierig auf unsere Ideen.“ Die Kreationen entstehen auch nach Absprache mit Johannes Langhoff, dem langjährigen Betreiber des Brauhauses. „Wir brauen im Schnitt zwei- bis dreimal pro Woche. Die Jahresproduktion liegt bei rund 800 Hektoliter“, so Mönig.

Verkauft wird das Bier nicht nur vor Ort an die Brauhaus-Kundschaft, es gibt auch Angebote zum Mitnehmen. Auffällig sind die Ein-Liter-Flaschen mit dem markanten Keramik-Bügelverschluss oder das Zwei-Liter-Siphon. „Wir haben aber auch Fässer – von fünf bis zu 50 Liter“, so Braumeister Mönig.

Er empfängt interessierte Bierfreunde auch regelmäßig zu Brauereibesichtigungen. Ein Termin kann vereinbart werden unter 0203/99 19 454 (täglich zwischen 8 und 16 Uhr). Und weil ein selbst gebrautes Bierchen am besten zu guter Live-Musik schmeckt, lockt das Traditionshaus in Alt-Walsum regelmäßig mit Konzerten verschiedenster Musikstile. Die Palette reicht von Oldies über Boogie-Woogie bis hin zur Volksmusik und Country-Sound. Info: www.brauhaus-urfels.de

Experimentierfreude am Dellplatz 

Zur großen Jubiläums-Party anlässlich des 500. Jahrestags des Deutschen Reinheitsgebotes hatte das „Brauhaus Webster“ bereits am vergangenen Samstag eingeladen. „Und dafür haben wir sogar extra unser Maibock-Bier vorgezogen und vor dem 1. Mai ausgeschenkt“, erzählt Jutta Rozanski. Gemeinsam mit ihrem Geschäfts-, aber auch privaten Partner Marc Weber betreibt die Diplom-Brauingenieurin die Privatbrauerei, die samt dazu gehörigem Restaurant seit 1992 im alten Kolpinghaus am Dellplatz ihre Heimat gefunden hat.

Verkaufsschlager im „Webster“ ist seit Jahren das „Blonde“. Etwa zwei Drittel der Jahresproduktion von bis zu 850 Hektolitern besteht aus diesem hellen Bier. Gern genommen wird aber auch das „Braune“. Doch vor allem die vielen Saisonbiere sind es, die neugierige Gerstensaft-Fans aus Nah und Fern zum Dellplatz locken.

„Weil es so viele verschiedene Geschmäcker gibt, würden wir eigentlich sehr gern noch viel mehr Zutaten ausprobieren“, gibt Rozanski zu. Als Beispiele nennt sie Ingwer, Datteln, Feigen oder Koriander. Doch wegen des strengen Reinheitsgebotes dürften solche Erzeugnisse nicht als Bier, sondern nur als „Biermix-Getränk“ deklariert und verkauft werden. Deshalb setzen Weber und Rozanski mit Braumeister Janis Götte und dem Auszubildenden Florian Simpfendörfer meistens doch auf die traditionellen Zutaten Wasser, Hopfen und Malz.

Ein besonderes Jubiläums-Bier anlässlich des 500. Reinheitsgebot-Geburtstages wurde am Dellplatz diesmal nicht gebraut. „Das machen wir dann aber vielleicht im nächsten Jahr“, blickt Jutta Rozanski schon einmal auf 2017. „Schließlich feiern wir dann unser 25-jähriges Bestehen.“ Und dieses persönliche Jubiläum ist für sie doch von größerer Bedeutung als die Bier-Sause anno 2016.

Top-Koch ist auch ein Braumeister 

Vor drei Jahren hat Manfred Altgaßen im Urlaub einen Artikel über das Bierbrauen gelesen. „Und als ich wieder zu Hause war, habe ich gleich ein bisschen herumexperimentiert“, erzählt der 51-jährige Inhaber und Betreiber des Ehinger Restaurants „Im Eichwäldchen“. Inzwischen läuft durch seine Zapfhähne nur noch selbst gebrautes Bier. Und das schmeckt so delikat, dass seine Gäste zu einem guten Essen mit kaum noch etwas Anderem ihren Durst löschen wollen.

Sechs verschiedene Sorten hat Altgaßen derzeit im Angebot. Am gefragtesten ist sein Pils, das er „Regno“ getauft hat. Das kommt aus dem Lateinischen und steht für „Ich König“ oder „Ich regiere“. Es ist seine Hommage an den berühmtesten Bier-Produzenten dieser Stadt mit Sitz in Beeck. Gefragt ist aber auch das „Koks“: Dieses obergärige Bier wurde neben den üblichen Zutaten auch mit Muscovado-Zucker gebraut. „Es ist ein dunkleres Bier mit Kaffeearomen“, sagt der Erfinder. Im „Pale Ale“ ist brauner Rohrzucker mit verarbeitet. Bei obergärigen Bieren sei Zucker erlaubt, so Altgaßen. „Und unser Wiener Lager als untergäriges Bier ist etwas dunkler und malziger, dafür aber nicht so herb.“

„Es gibt so viele verschiedene Malz- und Hopfensorten: Die Variationsmöglichkeiten gehen fast ins Unendliche“, schwärmt der Bierbrauer. 60 bis 70 Hektoliter umfasst inzwischen die Jahresproduktion. Und Altgaßens Biere können nicht nur im Restaurant gekostet werden. „Wir füllen auch in Flaschen ab – Stückpreis zwischen 1,50 und 1,80 Euro“, sagt der Delikatessenkoch und Braumeister. Es gibt aber auch Sechserpacks sowie Kisten mit 24 Flaschen à 0,33 Liter.

Bei seinen Biersorten hält er sich an das Reinheitsgebot. „Obwohl das Einhalten des Reinheitsgebots noch lange nichts über die Qualität des Bieres aussagt, sondern nur über die verwendeten Zutaten“, so Altgaßen. Er freut sich, dass seine Kunden ihre anfängliche Skepsis längst abgelegt haben – und auf das Selbstgebraute schwören.