Duisburg. Otto Kleinholz hat mit 51 Sportabzeichen die meisten in Duisburg. Seit 50 Jahren nimmt der 86-jährige frühere Sportlehrer auch das Sportabzeichen ab.
Bezirkssportanlage 3, im Leichtathletikstadion Wedau. Otto Kleinholz misst gerade die Zeit einer jungen Frau, die für ihr Sportabzeichen 800 Meter in unter 4:50 Minuten laufen muss. Wie viele Zeiten und Weiten der 86-jährige Duisburger -- mit den meisten Sportabzeichen der Stadt -- schon gemessen hat, weiß er nicht mehr. Es dürften etliche sein.
Denn Otto Kleinholz macht nicht nur seit 51 Jahren selbst das Sportabzeichen, seit 50 Jahren ist er zudem Prüfer für die 1912 bundesweit eingeführten Broschen in Bronze, Silber und Gold. „Dieses Jahr muss ich allerdings noch das Sportabzeichen machen“, sagt der Mann, der im weißen Trainingsdress zielsicher über die Tartanbahn geht. In die Urkunde von Anika Hagedorn trägt er die Zeit vom 800-Meter-Lauf ein. 3:18:05 Minuten hat die 17-jährige Buchholzerin gebraucht – die Zeit ist Gold wert.
"Mir hat es unheimlich geholfen fit zu bleiben"
Rund 2000 Duisburger haben im letzten Jahr das Sportabzeichen gemacht. „Aber die Zahlen sind rückläufig. Früher waren es mehr“, stellt Kleinholz fest. Der frühere Sportlehrer am Mannesmann-Gymnasium wirbt viel für sein geliebtes Abzeichen. „Ich gehe in Schulen und Vereine, um klar zu machen, dass das Sportabzeichen unheimlich wichtig ist“, berichtet Kleinholz.
Nicht nur, dass das Abzeichen viel mit einer gesunden Lebensweise zusammenhinge sondern eben auch Freude, Wohlbefinden und Selbstbewusstsein der Kinder und Jugendlichen stärke, findet der gebürtige Duisburger. „Mir hat es unheimlich geholfen fit zu bleiben“, so Kleinholz. Und das sieht man auch. Mit 86 Jahren flitzt der sonnengebräunte Mann über das Leichtathletik-Gelände und misst Sprungweiten und stoppt Laufzeiten. Jeden Mittwoch ist er von 15 bis 17.30 Uhr hier.
An seiner Seite ist wieder regelmäßig Klaus-Peter Heine. Genau vor 50 Jahren hat der damals 12-jährige Schüler sein erstes Sportabzeichen bei Lehrer Otto Kleinholz gemacht. Nach ein paar Jahren Pause, kommt Heine wieder kontinuierlich zum Training und um seine Urkunde von Prüfer Kleinholz abzuholen. „Früher haben wir uns gesiezt und Sport gemacht – heute duzen wir uns freundschaftlich“, sagt Heine. Auch für ihn sei es wichtig, in Form zu bleiben und andere zu motivieren, beim sportlichen Leistungstest mitzumachen.
Für Polizei und Feuerwehr ist das Sportabzeichen ein Muss
Aber nicht nur sportliche Gründe bringen aktuell junge Leute auf die Tartanbahn. Um für die Feuerwehr oder die Polizei arbeiten zu können, sind Sportabzeichen ein Muss. Wie im Fall von Anika Hagedorn, die mit dem Gedanken spielt, für die Polizei auf Streife zu gehen. „Ein Verbrecher könnte ihr mit der Zeit auf jeden Fall nicht entkommen“, scherzt Otto Kleinholz, als er ihre Zeit einträgt.
„Ich habe auch nur von der Polizei gehört, dass es Sportabzeichen gibt. Vorher wusste ich das gar nicht“, berichtet Hagedorn. In der Schule sei es bis dato nie ein Thema gewesen. Um ihren Termin zu vereinbaren, hat sich die junge Frau vorher auf der Internetseite des Stadtsportbundes informiert. „Dann ging alles ganz schnell und unkompliziert.“ „Wir bieten immer Alternativen, sowohl für junge Leute aber auch für Ältere, die vielleicht wie ich, nicht mehr so schnell laufen können. Es gibt immer Lösungen und vielleicht kommen demnächst wieder ein paar mehr in die Stadien“, hofft Otto Kleinholz, der bald schon sein 52. Sportabzeichen in der Tasche hat.