Duisburg. . Das Archiv der Uni Duisburg-Essen wird in diesem Frühjahr zehn Jahre alt. Dr. Hendrik Friggemannund seine Mitarbeiter sammeln und erschließen Dokumente.
Klassischerweise sitzt das Langzeitgedächtnis der Universität Duisburg-Essen im Souterrain. Schließlich herrscht dort unten an der Geibelstraße eine aktenfreundliche Temperatur von 18 Grad und eine Luftfeuchtigkeit, die 60 Prozent nie übersteigt. Sein verstaubtes Image hat das Archiv trotz Kellerlage aber nicht verdient, im Gegenteil: Vielmehr begeben sich Besucher dort auf Schatzsuche in die Vergangenheit der noch jungen Hochschule.
Für die Ewigkeit aufbewahrt
Eine Treppe führt hinunter ins Reich von Dr. Hendrik Friggemann und seinen Mitarbeitern. In diesem Frühjahr feiert das Uni-Archiv zehnjähriges Bestehen, der 35-jährige Historiker leitet es nun seit drei Jahren. Hinter grauen Türen stapeln sich Kartons in deckenhohen Regalen, Aktenordner mit Protokollen oder Einschreibungen reihen sich aneinander – ein Mikrokosmos der Universitätsgeschichte. Zwei hauptamtliche Archivare und vier studentische Hilfskräfte kümmern sich um die Sichtung, Sammlung und Erschließung der Akten, Dokumente und Materialien. Wesentliches von Unwichtigem zu trennen ist ihre Hauptaufgabe.
Was historisch wertvoll ist und Wissenschaftsforscher interessieren könnte, wird hier für die Ewigkeit aufbereitet und bekommt eine unverwechselbare Nummer: Akten, Urkunden, Baupläne, Fotos oder Stempel. Die Dokumente kommen aus allen Fachbereichen der Uni: „Das können etwa Personalakten sein, aus denen sich Biografien von Professoren nachvollziehen lassen oder auch Protokolle von Senatssitzungen, die die Unihistorie widerspiegeln“, erklärt Dr. Hendrik Friggemann. Auch Zeugnisse und Urkunden werden – nachdem sie 50 Jahre lang in der Verwaltung gelagert wurden – im Uni-Archiv aufbewahrt.
Matrikelbücher sind größter Schatz
Der wohl älteste und für die Forschung bedeutendste „Schatz“ des Archivs sind die Matrikelbücher der Duisburger Hüttenschule, die von 1891 bis 1972 Vorgängereinrichtung der UDE war. Die Bände haben mittlerweile vergilbte Seiten, dennoch sind die Eintragungen in geschwungener Tintenschrift noch gut zu erkennen. „Aus diesen lässt sich einiges zur Militärhistorie ablesen“, sagt Friggemann. „Etwa wer wie, wann und wo gedient hat.“ Ebenso im Katalog: Fotos zur Eröffnungssitzung der „Gesamthochschule Duisburg“ aus dem Jahr 1972 – mit Johannes Rau als Gastredner. Gerade solche Erinnerungen sind es, die das Arbeiten im Archiv so spannend machen, findet der Historiker. „Jeder Arbeitstag hier ist anders, weil wir stets verschiedene Themengebiete bearbeiten.“ Immerhin sitzt in diesen Räumen das Gedächtnis ganzer Studenten- und Professorenjahrgänge.
Aber das Archiv gewährt nicht nur Einblicke in die Vergangenheit, sondern auch in die Zukunft: „In dieser wird es eine Herausforderung sein, die digitale Langzeitarchivierung für große Datenmengen aufzubauen“, weiß Friggemann. Vieles wird dann nur noch elektronisch gespeichert, wofür sicherer Speicherplatz bereitgestellt werden muss. Online können Interessierte aber bereits heute recherchieren. Der Bestand umfasst neben rund 300 laufenden Regalmeter Akten 20 000 Fotos sowie über 100 Gigabyte Festplattenspeicher. Abrufbar unter www.uni-due.de/archiv.
Ausstellungen und Kooperationen
Regelmäßig präsentiert das Archiv seine „Schätze“ in Ausstellungen. Für Mitarbeiter der Uni-Verwaltung geben Dr. Hendrik Friggemann und seine Kollegen zudem Tipps in Seminaren zur richtigen Aktenführung und Schriftgutverwaltung. Wer möchte, kann sich auch zu einer Führung oder einem Archivbesuch anmelden, es steht immer donnerstags von 9 bis 16 Uhr für Besucher offen.
Studenten können im Sommer ein vierwöchiges Praktikum im Universitätsarchiv absolvieren. Darüber hinaus leistet das Archiv Hilfestellung, wenn man wissenschaftlich über die Geschichte der Uni forscht. Bei einer so jungen Hochschule, als Zusammenschluss im Jahr 2003 gegründet, sei es eine besonders schöne Aufgabe, das Archiv aufzubauen, findet Hendrik Friggemann. „So kann man eine Menge gestalten.“
Gut vernetzt ist das UDE-Archiv auch mit ähnlichen Einrichtungen in der Stadt, etwa dem Landesarchiv, dem Thyssen-Krupp-Archiv oder dem Archiv des Museums der Binnenschiffahrt. Die Archivare sprechen sich etwa zum bundesweiten Tag der Archive ab oder auch im Katastrophenfall: Dann helfen sie sich gegenseitig dank eines Notfallverbunds. Kontakt: ude-archiv@ub.uni-due.de