Duisburg. . Oft ist Duisburg das Ziel von Jugendlichen aus aller Welt, die ein Jahr hier verbringen. Gastgeber, vor allem für Jungen, sind Mangelware.

Azahra Nuralika Putri lässt sich nicht lange bitten. Ein Knopfdruck auf dem Handy, damit indonesische Musik das Mercator-Zimmer des Rathauses füllt und schon legt die 17-Jährige einen anmutigen Tanz aus ihrer Heimatstadt Djakarta aufs Parkett. „Er symbolisiert den Gang der Frauen“, erklärt die Schülerin, die von Bürgermeister Manfred Osenger (SPD), gemeinsam mit sechs weiteren Austauschschülern empfangen werden.

Die Austauschorganisation AFS (American Field Service) vermittelt die Schüler an Gasteltern, in Duisburg, Moers und Dinslaken. Claudia Schmalenbach kümmert sich als ehrenamtliche Hosting-Koordinatorin um die Vermittlung und betreut die Jugendlichen während ihres Aufenthalts in Deutschland. „Wir suchen immer händeringend Gasteltern“, sagt die Duisburgerin. „Vor allem für die Jugendlichen, die ein Visum brauchen, ist ein Vorlauf notwendig, für sie brauchen wir rechzeitig Gewissheit“.

Eine große Bereicherung

Es sind Gasteltern wie Monika Deiners aus Homberg, bei der Supriyathorn Abhaisuwan untergebracht ist. „Ein Sandwichkind, meine Söhne sind 15 und 17“, sagt Deiners über die 16-Jährige, die alle der Einfachheit halber mit ihrem Spitznamen Pakkad ansprechen. Mit Janik, dem jüngeren Gastbruder, besucht sie das Franz-Haniel-Gymnasium, parallel einen VHS-Sprachkurs. „Die Entscheidung ist bei uns schnell gefallen, weil Janik mit AFS für ein Jahr in die USA geht“, berichtet Monika Deiners. Die Gasttochter sei für die Familie „eine große Bereicherung“. Nicht zuletzt für die Mutter: „Mit meinen Söhnen kann ich nicht so gut shoppen gehen.“

Die Gasteltern engagieren sich ehrenamtlich, wer Sohn oder Tochter ins Ausland schickt, muss aber zahlen. „Je nach Land sind das zwischen 10.000 und 12.000 Euro“, erklärt Claudia Schmalenbach. Flug, Krankenversicherung, Camps und Fahrten, die von der Organisation angeboten werden – all diese Kosten sind damit gedeckt.

Größte Nachfrage herrscht für die USA

„Die Bewerberzahlen gehen zurück“, berichtet die Koordinatorin. Der Grund: Seit Einführung von G8 an Gymnasien müssen die Schüler schon nach der 9. Klasse ins Ausland, weil die Oberstufe nicht durch den Austausch unterbrochen werden darf. Und: Für die USA – das Zielland mit der größten Nachfrage – gilt eine Altersgrenze von 15. Mancher liegt noch darunter.

Die Kontakte aus dem Auslandsjahr halten oft lange. „Mein Mann war schon als Austauschschüler in den USA – im vergangenen Jahr hat er seinen Gastvater zum 90. Geburtstag besucht, berichtet Monika Deiners. Die Entscheidung für seinen weiteren Weg hat Kody Striver getroffen, der ein Parlamentsstipendium ergattert hat. „Die bunte Gesellschaft hier gefällt mir gut“, sagt der 17-Jährige aus Pennsylvania (USA). „Ich möchte wiederkommen, um Deutsch zu studieren.“