Duisburg. . Zum Musikprogramm anlässlich des 700. Jahrestages der Salvatorkirche verzauberte der berühmte Chor seine 600 Zuhörer.
Die Augen gesenkt, die Spitzenkragen frisch gestärkt, die grünen Chorgewänder bodenlang. Leise und schnell nehmen die vielen kindlichen und wenigen erwachsenen Choristen des Kathedralchors von Salisbury (Südengland) in der Salvatorkirche Aufstellung. „Englische Kathedralchöre haben immer etwas Magisches“, hatte Marcus Strümpe, der Kantor der Salvatorkirche den knapp 600 Zuhörern bei der Begrüßung versprochen.
In der Tat ist „magisch“ ein gutes Stichwort, denn ein wenig erinnert der gesittete Einmarsch der Chorkinder an die Zauberschüler in Harry Potters Internat, die ihre Plätze in der großen Halle einnehmen. Sie sind zwischen acht und 13 Jahre alt und die kleinsten von ihnen werden noch von den geschnitzten Kirchenbankseiten in der alten Stadtkirche überragt.
Werke der klassischen englischen Chorliteratur
David Halls, der Musikdirektor der Kathedrale von Salisbury dirigiert sie mit sparsamen Bewegungen seiner rechten Hand. Sie singen Werke der klassischen Komponisten der englischen Chorliteratur, wie Henry Purcell, John Blow und Thomas Tallis, der selber Leiter eines solchen Kathedralchores war, und zwar zur Zeit des berüchtigten Königs Heinrich VIII.
Zwischendurch spielt John Challenger, Halls Stellvertreter auf der Orgel das Präludium in C dur von Dietrich Buxtehude. Der Chor hat sich inzwischen aufgeteilt und singt Teile der Messe für acht Stimmen von Hans Leo Hassler aus den verschiedenen Ecken der Salvatorkirche. Der Eindruck des Raumklangs, die jungen Stimmen, die sich mühelos und klar in die Höhen schwingen - näher kann man den „himmlischen Chören“ auf Erden wohl nicht kommen. Im den vollbesetzten Reihen der Salvatorkirche sieht man viele Taschentücher am Werk und die Leute zeigen sich gegenseitig zwischen Daumen und Zeigefinger, wie dick ihre Gänsehaut gerade ist. Der Chor beendet sein Konzert mit „O clap your hands together“, von Orlando Gibbons.
Die Aufforderung zum Klatschen wäre nicht nötig gewesen, es gibt donnernde „standing ovations“. „Die waren geradezu unheimlich konzentriert und haben die ganze Zeit kein Auge von ihrem Chorleiter gewendet, ich frage mich, wie der das hinkriegt“, überlegt Tabea Wolff, die selber als Lehrerin arbeitet, nach dem Konzert. Die kleinen Choristen, zu denen in Salisbury seit 25 Jahren auch Mädchen gehören, werden in einer Schule im Schatten der Kathedrale erzogen und singen täglich in den musikalischen Abendgottesdiensten. „Die haben eine fast tausendjährige Tradition, das geht mit musikalischer Frühförderung, aber ganz ohne Drill wird es wohl nicht funktionieren“, vermutet Marcus Strümpe.