Duisburg. . In Kleve wollen die Einzelhändler auf Ein- und Zwei-Cent-Münzen verzichten und lieber auf- oder abrunden. In Duisburg bleibt’s wohl beim Wechselgeld. Die Sparkasse empfiehlt bargeldlose Zahlungen.

„Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert“, lehrte der Volksmund schon in Zeiten vor Cent und Euro, gleichwohl wollen Einzelhändler in Kleve durch Auf- und Abrunden das Kleingeld aus den Kassen verbannen, in Düsseldorf wird Ähnliches erwogen. Und in Duisburg? Übt man Zurückhaltung.

In Holland ist’s längst schon gängige Übung, beim Preis auf- und abzurunden, so dass Ein- und Zweicentmünzen beim Einkaufen nicht mehr gebraucht werden. Dass hierzulande auch über den Kleingeldverzicht nachgedacht wird, hat auch damit zu tun, dass Kreditinstitute dazu übergegangen sind, für die Geldver- und -entsorgung Geld zu nehmen. Das sei, so Wilhelm Bommann vom Einzelhandelsverband, „zum Teil zur Kostenbelastung geworden“. Die Einlieferung von Hartgeld koste manchmal Gebühren, die in keinem Verhältnis zum Betrag stünden. Auf Bargeld ganz zu verzichten, etwa durch Einführung einer Geldkarte, habe sich beim Verbraucher nicht durchgesetzt. Und außerdem sei die Wertschätzung der – auch kleineren – Münzen innerhalb des Einzelhandels von Branche zu Branche durchaus unterschiedlich, erläutert Bommann weiter. Und für Kunden, die sich mit Centstücken das Portemonnaie nicht ausleiern wollten, gebe es in vielen Geschäften Spendenboxen auf der Ladentheke, deren Inhalt guten Zwecken zukomme.

Händler und Kunden entscheiden letztlich

Sehr zurückhaltend beurteilt man auch beim größten Duisburger Kreditinstitut, der Sparkasse, eine mögliche Abkehr vom Kleingeld: „Letztendlich entscheiden Händler und Kunden, inwieweit sie durch Runden oder Abschaffung auf die Cent-Münzen verzichten“, erklärte Sparkassen-Vorstandsvorsitzender Dr. Joachim Bonn: „Wir sehen nur bedingt eine logistische Erleichterung, da es hier nur die Ein- und Zwei-Cent-Münzen betrifft. Die anderen Münzen wird es weiterhin geben und die Händler und die Kreditinstitute müssen nach wie vor Wechselgeld bereithalten.“ Eine Vermeidung von Kleingeld und damit logistische Erleichterung für alle Beteiligten wie Händler, Kunden und Sparkasse oder Bank erreiche man besser durch bargeldloses Bezahlen, und das auch bei Kleinbeträgen bis 20 Euro, wofür es Techniken wie etwa Girogo gibt. Bonn weiter: „Persönlich bin ich skeptisch, ob die Zeit schon reif ist für einen Eingriff im Umgang mit Münzgeld.“

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„Kleve ist in aller Munde“, sagt Handelsexperte Michael Rüscher von der Industrie- und Handelskammer. Der Marketing-Clou sei gelungen. Die Abkehr vom Kleingeld aber eigne sich wohl nur für kleinere Unternehmen, während bei Handelsketten die Preise meist zentral vorgegeben würden. Es sei zudem unklar, wie das Finanzamt bei Auf- und Abrundungen bei der Mehrwertsteuerberechnung verfahre. Ob Kleve also Nachahmer findet? „Das muss man abwarten“, sagt Rüscher.