Duisburg. . Zu den Akzenten zeigt das Filmforum vier Fälle. Regisseur Gies gewährt einen Blick hinter die Kulissen. Zur Stärkung gibt’s, natürlich, Currywurst.

Samstagabend, 21.45 Uhr ist eine ungewöhnliche Zeit für einen „Tatort“. Aber die Zuschauer hocken ja auch nicht auf der heimischen Couch, sondern versinken in den roten Kinosesseln des Filmforums. Das kommunale Kino beteiligt sich mit einer langen Schimanski-Nacht an den diesjährigen „Akzenten“. Gezeigt werden die Klassiker „Ruhrort“, „Der unsichtbare Gegner“, „Zahn um Zahn“ und „Der Fall Schimanski.“

Statt Werbung gibt’s vorab ein Gespräch von Filmforum-Chef Kai Gottlob mit dem „Tatort“-Regisseur und Schimanski-Erfinder Hajo Gies. Weil’s eine lange Nacht bis zum sonntäglichen Morgengrauen ist, wird nach Mitternacht eine Currywurst-Pause eingelegt. Götz George grüßt übrigens per SMS: „Drücke bitte alle, die den alten Schimanski noch lieb haben“, lässt er über Hajo Gies ausrichten. Das sind einige – 193 um genau zu sein, und wahrscheinlich wären noch mehr gekommen, aber die Vorstellung war innerhalb weniger Stunden ausverkauft.

George war erste Wahl

Schimanski, da sind sich alle im Saal einig, hat Fernsehgeschichte geschrieben. „Vorher hatten die deutschen Kommissare ja kaum Eigenschaften, fuhren nie aus der Haut, waren immer charmant“, erinnert sich Gies,. Daher kannte der Regisseur auch Duisburg. „Der Vorteil von Duisburg war, dass die Stadt einen Hafen hat und sich hier viele Geschichten erzählen lassen, die ohne Hafen nicht möglich wären.“

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Götz George war für die Rolle des Schimanski seine erste Wahl. Gies verrät aber auch, dass hinter den Kulissen des WDR und der Bavaria-Filmproduktion zunächst gerungen wurde, ob man wirklich so einen polarisierenden Charakter auf Streife schicken sollte. Zumal es nach den Ausstrahlungen Zuschauer-Zuschriften hagelte, die „Bild“-Zeitung sogar nachzählte, wie oft das Wort „Scheiße“ gesagt wurde, und selbst die Duisburger Polizei nahm Stellung: So einer wie Schimanski, hieß es, dürfte im wahren Leben noch nicht mal Fahrraddiebstähle aufklären. Auch die Stadt Duisburg war nicht begeistert, dass in den Filmen vor allem die Schmuddelecken gezeigt wurden.

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„Nun ja, wir haben natürlich ein fiktives Duisburg gezeigt. Aber wenn wir drei Wochen mit der ganzen Mannschaft aus München kommen, dann kann man nicht im Wald drehen.“ Zumal George und das restliche Team die Mischung aus „Schrott und netten Leuten“ stets schätzten. Als die Drehtage in Duisburg immer weiter zusammengestrichen wurden, entschieden sich Gies und die anderen deshalb, mit dem „Tatort“ aufzuhören. 29 Fälle gibt’s insgesamt sowie weitere Folgen außerhalb der Serie.

61 harren bis zum Schluss aus

Die Fälle sind seitdem Kult. Die Zuschauer im Publikum sind textsicher, 61 harren bis zum Schluss aus. Thomas Hoffmann („Schimanski ist so menschlich“) und seine Begleiter wollen allein deshalb bis 5 Uhr morgens durchhalten, weil dann die erste Bahn wieder Richtung Uerdingen fährt. Vergnügt lachen er und die anderen über die Dialoge. Und als in „Ruhrort“ Ralf Richter an Deck auftaucht, rufen einige „Da isser, Kalle Grabowski“ – in Anlehnung an den Kultfilm „Bang Boom Bang“ und spenden Szenenapplaus. Harald Schrapers, Betreiber der Internetseite www.horstschimanski.info, kann mit der Filmauswahl leben: „Eigentlich geht’s ja bei den Akzenten um den Hafen und in diesen Fällen wird relativ wenig vom Hafen gezeigt. Aber es sind einfach gute Fälle.“ Und auch die Stadt scheint ihren Frieden gemacht zu haben: Schließlich gibt’s in Ruhrort längst eine Horst-Schimanski-Gasse und sogar touristische Führungen auf den Spuren des Ermittlers.